Das Heulen der Alarmsirenen im westlichen Ende des Denon-Flügels ließ die Tauben in den nahen Tuileriengärten aufflattern. Langdon und Sophie rannten durch das Drehgitter zu Sophies Auto hinaus in die Nacht von Paris. Beim Überqueren des Innenhofs hörte Langdon das ferne Heulen von Polizeisirenen.
»Da steht es«, rief Sophie und zeigte auf einen roten stupsnäsigen Zweisitzer.
Das muss ein Witz sein. Das Vehikel war mit Abstand das kleinste Auto, das Langdon je unter die Augen gekommen war.
»Das ist ein Smart. Das Drei-Liter-Auto«, stieß Sophie keuchend hervor.
Langdon war kaum eingestiegen, als Sophie das kleine Fahrzeug auch schon einen Bordstein hinauf auf einen Kiesstreifen jagte. Langdon klammerte sich ans Armaturenbrett. Der Wagen schoss quer über ein Trottoir und hüpfte dann den Bordstein hinunter auf den Kreisverkehr am Carousel du Louvre.
Einen Moment schien Sophie den kürzesten Weg nehmen zu wollen: geradeaus mitten durch die Begrenzungshecke und quer über die große runde Rasenfläche.
»Nein!«, rief Langdon, denn er wusste, dass die Hecke um das Carousel du Louvre vor allem eine gefährliche Fallgrube in der Mitte kaschieren sollte – La Pyramide Inversée –, ein Oberlicht in Form einer umgekehrten Pyramide, das er zuvor schon vom Eingangsbereich des Museums aus gesehen hatte. Der kleine Smart wäre vollständig darin verschwunden. Zum Glück entschied Sophie sich für den herkömmlichen Weg. Sie riss das Steuer nach rechts herum und folgte artig dem Kreisverkehr, bis sie ihn ein Stück weiter in nördlicher Richtung verlassen konnte. Dann gab sie Gas und jagte in Richtung Rue de Rivoli.
Das Zweiklanghorn der Polizei hinter ihnen wurde lauter. Langdon sah im Seitenspiegel das Blaulicht auftauchen. Der Motor des Smart heulte protestierend auf, als Sophie mit durchgetretenem Gaspedal Boden zu gewinnen suchte.
Fünfzig Meter vor ihnen sprang die Ampel an der Rue de Rivoli auf Rot. Fluchend hielt Sophie mit unvermindertem Tempo auf die Ampel zu. Langdon spürte, wie seine Nackenhaare sich sträubten.
An der Kreuzung ging Sophie kurz vom Gas und ließ die Lichthupe aufblitzen. Nach einem schnellen Blick nach links und rechts trat sie das Gaspedal wieder durch und jagte den Smart mit kreischenden Reifen über die leere Kreuzung nach links in die Rue de Rivoli. Mit hohem Tempo fuhr sie knapp fünfhundert Meter nach Westen, umfuhr zur Hälfte einen großen Kreisverkehr und jagte auf der anderen Seite hinaus auf die breite Prachtstraße der Champs-Elysees.
Langdon drehte sich im Sitz um und schaute aus dem Rückfenster in Richtung Louvre. Die Polizei war nicht mehr hinter ihnen. Die Blaulichter schienen wie eine flirrende Woge in der Gegenrichtung zum Museum zu schwappen.
Langdons Puls normalisierte sich allmählich. Er wandte sich wieder nach vorn. »Das war nicht übel.«
Sophie erwiderte nichts. Ihr Blick war nach vorn auf die lange Verkehrsachse der Champs-Elysees gerichtet, jene mehr als drei Kilometer lange Flucht von Edelboutiquen und erlesenen Geschäften, die oft als die »Fifth Avenue von Paris« bezeichnet wurde. Bis zur amerikanischen Botschaft waren es nur noch anderthalb Kilometer. Langdon entspannte sich in seinem Sitz.
So dark the con of man.
Sophies Scharfsinn hatte ihn beeindruckt.
Madonna of the Rocks, die Felsgrottenmadonna.
Sophie hatte gesagt, ihr Großvater habe hinter dem Gemälde etwas für sie hinterlassen. Eine letzte Botschaft? Langdon kam nicht umhin, die Brillanz von Saunières Wahl des Verstecks zu bewundern. Die Felsgrottenmadonna war ein weiteres passendes Glied in der Kette der nahtlos miteinander in Beziehung stehenden Symbole der heutigen Nacht. Mit jeder Wendung schien Saunière seine Bewunderung für die dunkle Seite Leonardo da Vincis stärker hervorzukehren.
Da Vinci hatte den Auftrag für dieses Bild von der Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis erhalten, die für das dreiflügelige Altarbild ihrer Kapelle in San Francesco in Mailand ein Mittelstück benötigte. Die Auftraggeber machten dem Meister die entsprechenden Maßangaben und gaben ihm das gewünschte Thema für das Gemälde vor: Die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, Johannes der Täufer als Knabe und der Erzengel Uriel, gemeinsam in einer Felsgrotte, in der sie Zuflucht gefunden haben. Leonardo da Vinci hielt sich zwar an die Vorgaben, doch als er das Gemälde ablieferte, reagierte die Bruderschaft mir Entsetzen. Er hatte das Bild mit einer Fülle unannehmbarer brisanter Details versehen.
Das Gemälde zeigte die sitzende Jungfrau Maria in einem blauen Gewand, den ausgestreckten rechten Arm um ein Kleinkind gelegt, vermutlich Jesus. Dem Kind gegenüber sitzt Uriel, ebenfalls mit einem Kleinkind, vermutlich Johannes der Täufer. Im Gegensatz zu den üblichen Szenerien, in denen Jesus den Johannes segnet, scheint hier seltsamerweise Johannes Jesus zu segnen – und Jesus lässt es geschehen. Noch weniger annehmbar war, dass Maria die Hand mit unverkennbar drohender Gebärde über den Kopf des kleinen Johannes hält, wobei ihre Finger wie Adlerklauen erscheinen, die einen unsichtbaren Kopf gepackt haben. Und schließlich das unverblümteste und Furcht erregendste Detail: Genau unter Marias gekrümmten Fingern macht der Erzengel Uriel mit dem ausgestreckten Zeigefinger eine tranchierende Geste, als wolle er dem von Marias klauenähnlicher Hand gepackten imaginären Kopf die Kehle durchschneiden.
Es erheiterte Langdons Studenten jedes Mal, wenn sie erfuhren, dass Leonardo seine Auftraggeber besänftigte, indem er ihnen schließlich eine zweite, »entschärfte« Version der Felsgrottenmadonna malte, auf der es ein wenig konventioneller zuging. Diese zweite Version hing heute in der Londoner Nationalgalerie. Langdon zog allerdings die erste, dramatischere Version im Louvre vor.
»Was war denn hinter dem Bild?«, erkundigte Langdon sich bei Sophie, die den Wagen die Champs-Elysees hinaufjagte.
»Ich werde es Ihnen zeigen, wenn wir sicher in der Botschaft angekommen sind«, sagte sie, ohne den Blick vom Verkehrsgeschehen zu nehmen.
»Es gibt etwas zu zeigen?«, fragte Langdon überrascht. »Er hat einen Gegenstand für Sie zurückgelassen?«
Sophie nickte knapp. »Mit eingravierter Lilie und den Initialen P.S.«
Langdon glaubte, sich verhört zu haben.
Wir werden es schaffen!, redete Sophie sich ein, als sie das Lenkrad des Smart scharf nach rechts einschlug, um am Luxushotel de Crillon vorbei in das von Alleen gesäumte Diplomatenviertel von Paris einzubiegen.
Trotz ihrer riskanten Fahrweise musste sie dauernd an den Schlüssel in ihrer Tasche denken. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn vor vielen Jahren zum ersten Mal gesehen hatte – den wie ein Pluszeichen geformten Goldgriff, den dreieckigen Schaft mit den winzigen Vertiefungen, das eingravierte Lilienemblem und die Buchstaben P.S.
In all den Jahren hatte sie kaum noch an den Schüssel gedacht, hatte bei ihrer Arbeit im nachrichtendienstlichen Bereich aber einiges über Sicherheitssysteme mitbekommen. Die merkwürdige Fertigungstechnik des Schlüssels stellte inzwischen kein Geheimnis mehr für sie dar: eine lasergefertigte Matrix, absolut fälschungssicher. Im Gegensatz zu den Zacken eines Bartschlüssels, der im Schloss winzige Zylinder betätigt, wies dieser Schlüssel ein komplexes Muster von Vertiefungen auf, die mittels Laserstrahl eingebrannt waren und von einem elektronischen Auge abgetastet wurden. Wenn die Elektronik registrierte, dass die hexagonalen Vertiefungen sich im richtigen Abstand voneinander und in der richtigen Anordnung zueinander befanden und richtig gedreht worden waren, wurde das Schloss freigegeben.
Sophie hatte keinen Schimmer, wozu Schlüssel dieser Art verwendet wurden, aber sie hatte das Gefühl, Robert könnte ihr auf die Sprünge helfen. Schließlich hatte er auch das eingravierte Emblem beschrieben, ohne es je gesehen zu haben. Der kreuzförmige Griff ließ darauf schließen, dass der Schlüssel irgendeiner christlichen Organisation gehörte, aber welche Kirche besaß schon einen Schlüssel mit Lasermatrix?
Außerdem war Sophies Großvater kein Christ.
Sophie war vor zehn Jahren unsanft darauf gestoßen worden. Ironischerweise hatte letzten Endes ein anderer, ganz normaler Schlüssel bewirkt, dass sie die wahre Natur ihres Großvaters entdeckt hatte.
Sie war an einem angenehm warmen Frühlingsnachmittag auf dem Flughafen Charles de Gaulle gelandet und mit einem Taxi nach Hause gefahren. Grand-père wird überrascht sein, dass du schon da bist. Sophie war ein paar Tage früher von der Uni in England in die Osterferien gereist und konnte es nun kaum erwarten, ihrem Großvater von den neuen Chiffriermethoden zu erzählen, die sie zurzeit studierte.
Als Sophie in der Pariser Wohnung eintraf, war ihr Großvater nicht da. Sie war enttäuscht, aber wie hätte er sie auch erwarten sollen? Vermutlich war er im Louvre und arbeitete. Aber es war Samstagnachmittag. Großvater arbeitete selten am Wochenende. Meist machte er dann …
Sophie rannte zur Garage. Der Wagen ihres Großvaters war fort, doch Saunière hasste den Stadtverkehr und benutzte den Wagen nur zu einem Zweck: um zu seinem Ferienschlösschen in der Normandie zu fahren. Nach Monaten in der drangvollen Enge Londons sehnte auch Sophie sich nach der Weite und dem Duft der Natur. Warum nicht sofort mit den Ferien beginnen? Es war ja noch früh am Abend.
Sophie beschloss, dem Großvater hinterherzufahren und ihn zu überraschen. Sie lieh sich den Wagen einer Freundin und fuhr nach Norden. Als sie kurz nach zehn durch die kurvenreiche verlassene Hügellandschaft bei Creully fuhr, stand hell der Mond am Himmel. Sophie bog in die lange Privatstraße zum Anwesen ihres Großvaters ein. Sie hatte schon die Hälfte der knapp zwei Kilometer langen Zufahrt hinter sich, als sie endlich das Haus durch die Baumwipfel sehen konnte – ein riesiges altes Gemäuer, das sich an die Flanke eines Hügels schmiegte.
Sophie, die eigentlich damit gerechnet hatte, dass ihr Großvater um diese Zeit schon schlafen gegangen war, bemerkte erfreut, dass im ganzen Haus noch das Licht brannte. Doch aus der Freude wurde Verwunderung, als sie die Einfahrt mit Luxuslimousinen zugeparkt fand – Mercedes, BMWs, Audis und ein Rolls Royce.
Nach kurzem Erstaunen musste Sophie lachen. Grand-père, der berühmte Einsiedler! Jacques Saunière schien bei weitem nicht so einsiedlerisch zu sein, wie er immer tat: Er feierte eine große Party, während Sophie im Ausland studierte. Den teuren Wagen nach zu schließen, mussten sich hier einige der einflussreichsten Persönlichkeiten von Paris ein Stelldichein gegeben haben.
Sophie war auf das überraschte Gesicht ihres Großvaters gespannt. Sie lief zur Eingangstür, doch sie war verschlossen. Sophie klopfte, doch niemand öffnete. Verwundert ging sie um das Gebäude herum und versuchte ihr Glück an der Hintertür. Auch hier war abgeschlossen. Nichts rührte sich.
Verwirrt verharrte sie einen Moment im Hof und lauschte. Nur der kühle normannische Frühlingswind war zu hören, der leise klagend durch das bewaldete Tal strich.
Keine Musik.
Keine Stimmen.
Kein Gelächter.
Nichts.
In der tiefen Stille des Waldes lief Sophie den halben Weg zurück zu einer Seite des Hauses, kletterte auf einen Holzstoß und spähte durch ein Fenster in den Salon. Der Anblick, der sich ihr bot, ergab keinen Sinn.
Das Erdgeschoss wirkte völlig verlassen.
Wo stecken denn die Leute!
»Ist jemand da?«, rief sie.
Mit pochendem Herzen lief Sophie in den Schuppen, wo Großvater einen Zweitschlüssel unter einer Kiste mit Brennholz versteckt hatte; mit diesem Schlüssel verschaffte sie sich Einlass. Als sie in die Eingangshalle trat, begann das rote Warnlämpchen auf dem Tastenfeld der Alarmanlage zu blinken – jetzt blieben noch zehn Sekunden, um den Zutrittscode einzugeben, sonst heulte die Alarmanlage los.
Großvater hat die Alarmanlage eingeschaltet? Bei einer Party?
Hastig tippte Sophie die dreistellige Zahlenfolge ein, die das System deaktivierte.
Im Innern fand sie das ganze Haus verlassen vor, auch die obere Etage. Als sie wieder nach unten kam und konsterniert im verlassenen Salon stand, hörte sie etwas.
Gedämpfte Stimmen.
Sie schienen von unten heraufzudringen.
Sophie legte das Ohr auf den Fußboden. Ja, die Stimmen kamen eindeutig von unten. Sie schienen zu singen oder zu … beten? Sophie bekam es mit der Angst zu tun. Denn fast noch gespenstischer als der Gesang war die Tatsache, dass das Haus keinen Keller hatte …
Jedenfalls, soweit sie wusste.
Sophie sah sich im Wohnzimmer um. Ihr Blick verharrte auf dem einzigen Gegenstand, der sich nicht an seinem gewohnten Platz befand – das Lieblingsstück ihres Großvaters, eine große Tapisserie von Aubusson. Der Wandteppich hing sonst immer vor der holzgetäfelten östlichen Wand neben dem Kamin, aber heute war er auf seiner Messingstange beiseite geschoben worden. Das Paneel dahinter war zu sehen.
Als Sophie darauf zuging, hatte sie den Eindruck, dass der Gesang noch lauter wurde. Zögernd legte sie das Ohr ans Paneel. Der monotone Singsang wurde deutlicher. Es war unverkennbar ein Chorgesang … mit völlig fremdartigen Lauten.
Hinter der Wand musste ein Hohlraum sein.
Als Sophie die Finger langsam über den Rand des Paneels gleiten ließ, ertastete sie eine versteckt eingearbeitete Vertiefung. Mit pochendem Herzen zwängte sie die Fingerspitzen in den Schlitz und schob. Eine Geheimtür! Geräuschlos glitt die hölzerne Wand zur Seite. Stimmen hallten aus dem Dunkel zu ihr herauf.
Sophie schlüpfte durch die Öffnung und stand vor einer schmucklosen, grob gearbeiteten Wendeltreppe, die nach unten führte. Seit ihrer Kindheit hatte sie dieses Haus regelmäßig besucht und wusste nicht einmal, dass es diese Wendeltreppe überhaupt gab …
Sie stieg hinunter. Kühle Luft wehte ihr entgegen, während sie auf die Stufen starrte, die gewunden in die Tiefe führten. Die letzte Stufe kam in Sicht. Sophie konnte ein kleines Stück des daran anstoßenden Kellerbodens erkennen: von orange flackerndem Feuerschein beleuchtete Steinplatten.
Mit angehaltenem Atem schlich sie ein paar Schritte voran und ging in die Hocke, um ein größeres Blickfeld zu haben. Sie brauchte ein paar Sekunden, um den Anblick zu verkraften, der sich ihr bot.
Sie blickte in eine Art Grotte, die roh aus dem anstehenden Granitgestein des Hügels herausgehauen zu sein schien. Mehrere Fackeln in eisernen Wandhaltern spendeten flackerndes, unstetes Licht. Ungefähr dreißig Personen bildeten in der Mitte des Raums einen Kreis im geisterhaften Lichtschein.
Das kann nicht sein, sagte sich Sophie. Das ist ein böser Traum.
Alle Anwesenden trugen Gesichtsmasken. Die Frauen waren in Gewänder aus durchsichtigem weißen Stoff gekleidet und trugen goldene Pantoffeln. Die Männer trugen schwarze Roben und schwarze Masken. Alles wirkte wie eine groteske Versammlung zu groß geratener Schachfiguren. Die Gestalten wiegten sich vor und zurück und intonierten einen Lobgesang auf irgendetwas, das offenbar zu ihren Füßen auf dem Boden vor sich ging, doch Sophie konnte es nicht sehen.
Der Singsang wurde schneller und lauter, schwoll an zum orgiastischen Donnerhall. Die ekstatische Gemeinschaft wogte vor, zurück, vor und fiel auf die Knie. In diesem Moment sah auch Sophie, was die anderen die ganze Zeit schon beobachtet hatten. Sie prallte vor Entsetzen zurück, doch im Bruchteil einer Sekunde hatte sich das scheußliche Bild für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt. Mir einem Würgen in der Kehle fuhr sie herum und flüchtete die Wendeltreppe hinauf, wobei sie an den Wandvorsprüngen Halt suchte. Hinter sich stieß sie die Geheimtür zu, flüchtete aus dem scheinbar verlassenen Haus und fuhr nach Paris zurück, wobei sie hemmungslos weinte.
Noch in dieser Nacht hatte sie ihre Siebensachen gepackt und ihr Heim verlassen. Ihr ganzes bisheriges Leben war unter der Wucht des Schocks, der Enttäuschung und der Irreführung zerbrochen. Auf dem Esstisch hatte sie einen Zettel hinterlassen:
ICH BIN DORT GEWESEN. WAGE NICHT, MICH ZU SUCHEN!
Neben den Zettel hatte sie den Zweitschlüssel aus dem Holzschuppen gelegt.
»Sophie!« Langdons Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Stopp! Stopp!«
Sophie stieg hart auf die Bremse. Mit kreischenden Reifen kam der Smart zum Stehen.
Langdon deutete die Straße hinunter.
Das Blut stockte Sophie in den Adern. Ungefähr hundert Meter vor ihnen war die Kreuzung durch quer gestellte Polizeifahrzeuge versperrt. Der Zweck dieser Aktion war eindeutig: Sie hatten die Avenue Gabriel dichtgemacht.
»Meine Botschaft ist heute Nacht offenbar ein wenig schwer zugänglich«, meinte Langdon lakonisch.
Zwei Polizisten, die unten an der Kreuzung neben ihren Streifenwagen standen, schauten neugierig zu ihnen hinauf. Wahrscheinlich fragen sie sich, warum der Smart so abrupt gehalten hatte.
Okay, Sophie, jetzt wirst du schön fahrschulmäßig wenden.
Sie legte den Rückwärtsgang ein, stieß zurück, wieder vor, noch einmal zurück und fuhr gesittet in der anderen Richtung davon. Sie war noch nicht im zweiten Gang, als sie hinter sich Reifen quietschen und zwei Martinshörner plärren hörte.
Fluchend gab sie Vollgas.