Rückkehr nach Albenmark

Es war Winter in Albenmark, und bei aller Schönheit der verschneiten Landschaft machte ihm die Eiseskälte hier nicht weniger zu schaffen, als sie es in seiner Welt getan hätte. Auch hier musste der Krieger sich mühsam seinen Weg durch den hohen Schnee pflügen, während seine Elfenkameraden mit leichtem Schritt neben ihm her gingen. Und diesmal fehlte ihm die Kraft. Am Grab von Freya hätte er es noch mit ganz Albenmark aufnehmen können, doch heute war er niedergeschlagen und verspürte nichts als Verzweiflung und Leere in sich.

Selbst der Gedanke an seinen Sohn, der ihm ein Fremder sein würde, vermochte ihn nicht zu trösten. Er wollte ihn sehen, gewiss … Aber er verband damit wenig Hoffnung. Oleif musste längst zum Mann herangewachsen sein, und er mochte vielleicht in jemand anderen seinen Vater sehen. Dass auch noch Winter war in Albenmark, hatte Mandred endgültig entmutigt. Dies war das Land der Elfen und Feen, hier sollte ewiger Frühling herrschen! So hieß es zumindest in den Märchen. Es war gewiss ein böses Omen, diese Welt im Winter vorzufinden, auch wenn Farodin und Nuramon ihm hundert Mal versichert hatten, dass die Jahreszeiten hier genauso wechselten, wie sie es in der Welt der Menschen taten.

Atta Aikhjarto hatte nicht zu ihm gesprochen, als Mandred ihn am Tor besucht hatte. Hielten Bäume Winterschlaf, nachdem sie ihr Laub abgeworfen hatten? Oder gab es einen anderen Grund dafür? Niemand hatte sie am Tor empfangen, und das, obwohl die Königin doch angeblich alles wusste, was in ihrem Reich geschah.

Am ersten Tag waren sie bis zum Tor von Welruun gekommen, und keiner hatte ihren Weg gekreuzt. Mandred glaubte zu wissen, warum. Das Verhängnis war ihnen hierher nach Albenmark gefolgt! Schon von der ersten Stunde an hatte ein Unglücksstern über der Elfenjagd gestanden. Und dieser Stern war nicht verloschen. Was sie erlebt hatten, war eine Geschichte wie in den Sagas der alten Helden gewesen. Und diese Geschichten endeten immer tragisch!

Als Mandred sich am Morgen des zweiten Tages in Albenmark von seinem kalten Nachtlager erhob, tat er es nur, weil künftig niemand von ihm sagen sollte, er wäre seinen Weg nicht zu Ende gegangen. Er würde die Elfenjagd – die erste, die von einem Menschen angeführt worden war – zurückbringen; jedenfalls das, was von ihr noch geblieben war. Und er wollte wissen, welches Verhängnis ihr Schicksal endgültig besiegelte.

Keine Wache verstellte ihnen den Weg durch das Tor von Shalyn Falah. Selbst in Emerelles Burg erwartete sie niemand, sie schien wie ausgestorben. Unheimlich hallten ihre Schritte wider, als sie die mächtige Toranlage passierten. Mandred hatte zwar das Gefühl, beobachtet zu werden, aber wohin er seinen Blick auch wandte, fand er nur verwaiste Zinnen und leere Fensterhöhlen.

Farodin und Nuramon hatten während der Reise kaum gesprochen. Auch sie schienen beunruhigt.

Warum mied man sie?, fragte sich Mandred verärgert. Sie waren lange fort gewesen, gewiss, und sie hatten einen hohen Blutzoll entrichtet … aber sie kehrten siegreich heim. Sie sollten würdiger empfangen werden! Aber wer war er, Elfen begreifen zu wollen? Was hier geschah, musste mit dem Verhängnis zu tun haben … Mit jenem letzten Schicksalsschlag, der jeder Saga ein Ende setzte.

Nuramon und Farodin beschleunigten ihre Schritte. In dumpfem Stakkato wurde der Hall ihrer Tritte von den durchscheinenden Wänden zurückgeworfen.

Ganz am Ende der großen Halle wartete eine schwarz gekleidete Gestalt. Es war Meister Alvias. Er neigte vor Mandred leicht das Haupt, während er Farodin und Nuramon keines Blickes würdigte.

»Sei gegrüßt, Mandred Menschensohn, Jarl von Firnstayn.

Die Königin hat dein Kommen für diese Stunde vorhergesagt. Sie möchte dich und deine Gefährten sehen. Folge mir!«

Wie von Geisterhand öffnete sich das Tor zum Thronsaal, der überfüllt mit Albenkindern war. Elfen und Kentauren, Feen, Kobolde und Wichtel drängten sich dicht an dicht und schwiegen. Mandred hatte das Gefühl, als wollte ihm etwas die Kehle zuschnüren. Das Schweigen dieser riesigen Versammlung war noch unheimlicher als die endlosen leeren Hallen und Höfe. Kein Husten erklang, kein Räuspern, nichts.

Mandreds Blick schweifte zur Decke. Eine weite Eiskuppel hatte den Regenbogen des Frühlings ersetzt. Er musste an die Höhle des Luth denken.

Inmitten der Menge führte eine Gasse bis vor den Thron. Die Zeit war an der Königin spurlos vorübergegangen. Emerelle sah immer noch aus wie eine junge Frau.

Meister Alvias gesellte sich zu einer Gruppe junger Krieger, die links am Fuß der Treppe zum Thron standen, während Farodin und Nuramon ihr Knie vor der Königin beugten.

Der Anflug eines Lächelns umspielte Emerelles Lippen. »Nun, Mandred Menschensohn, du neigst dein Haupt noch immer nicht vor der Herrin von Albenmark.«

Weniger denn je, dachte Mandred.

Emerelle deutete auf die Schale neben ihrem Thron. »So oft ich auch in das Wasser schaute, ich konnte weder dich noch deine Gefährten sehen. Was ist geschehen, Mandred, Anführer der Elfenjagd? Habt ihr eure Beute gefunden?«

Mandred räusperte sich. Sein Mund war so trocken, als hätte er ein Fuder Mehl geschluckt. »Die Bestie ist tot. Erschlagen. Zu Luths Füßen liegt ihr Haupt, und ihre Leber ward den Hunden zum Fraß gegeben. Unser Zorn hat sie ausgelöscht!« Der Krieger bemerkte, wie Alvias eine verächtliche Grimasse schnitt. Sollte diese schwarze Krähe doch von ihm denken, was sie wollte! Oder besser noch … Mandred lächelte grimmig. Der Hochmut würde Alvias und den anderen schon noch vergehen, wenn sie erfuhren, _welchem_ Jagdwild sie nachgestellt hatten.

»Wir ritten aus, eine Kreatur halb Mann, halb Eber zu jagen.« Mandred machte eine kurze Pause, wie die Skalden es manchmal taten, um die Ungeduld des Publikums zu schüren. »Doch wir fanden ein Geschöpf, das es seit den Tagen der Alben nicht mehr geben darf. Eine Kreatur, den Völkern von Albenmark bekannt als Devanthar!«

Mandred beobachtete die Menge aus den Augenwinkeln. Er hätte mindestens mit einigen ohnmächtigen Blütenfeen gerechnet. Aber statt eines überraschten Raunens erntete er nur Schweigen, ganz so, als hätte er den Albenkindern nichts Neues verkündet.

Die Stille verwirrte ihn. Leicht stockend berichtete er von der Jagd, von ihren Schrecken und den Toten. Er schilderte den Weg den Gletscher hinauf, sprach voller Zorn von den geschändeten Eisenbärten und lobte Farodins Heldenmut und Nuramons Heilkunst. Bitternis erstickte beinahe seine Stimme, als er von der Falle des Devanthars sprach und davon, wie viele Jahre der Dämon ihm gestohlen hatte. Als Mandred dazu ansetzte, von seiner Rückkehr nach Firnstayn zu berichten, schaute er kurz zu den Gefährten, die noch immer neben ihm knieten. »Mit meinen beiden letzten Jagdbrüdern ging ich …« Farodin schüttelte kaum merklich den Kopf.

»Was wolltest du sagen, Mandred?«, fragte die Königin.

»Ich …« Mandred begriff nicht, warum er verhehlen sollte, was geschehen war. Er zögerte kurz. »Ich wollte sagen, dass wir nach Firnstayn zurückkehrten, um bei den Meinen eine Nacht zu verbringen.« Die letzten Worte sprach er in eisigem Ton.

Die Königin ließ sich nichts anmerken. »Ich danke dir für deinen Bericht, Mandred Menschensohn«, entgegnete sie förmlich. »Ihr drei habt Großes geleistet. Doch was glaubst du, war die Absicht hinter den Taten des Devanthars?«

Der Krieger deutete auf seine Gefährten. »Wir haben lange darüber gesprochen. Und wir denken, dass er in der Höhle des Luth ein Gefängnis für die Elfenseelen schaffen wollte. Wir wissen jedoch nicht, auf wen er es abgesehen hatte. Jedenfalls ist er zuletzt in allem gescheitert. Wir haben ihn besiegt und sind aus seiner Gefangenschaft entkommen.«

Die Königin musterte sie schweigend. Wartete sie auf etwas? Hatte er irgendwelchen Elfenschnickschnack nicht beachtet, mit dem es galt, seinen Bericht zu beenden? Einen Herzschlag lang schien es ihm, als gälte ihr Blick vor allem Nuramon.

»Ich danke dir und deinen Gefährten. Die Elfenjagd hat ihr Ziel erreicht. Du hast deine Aufgabe gut erfüllt.« Sie hielt kurz inne, und nun war er es, dem ihre Aufmerksamkeit galt. »Da du in deinem Dorf warst, weißt du, dass ich meinen Lohn eingefordert habe. Nun möchte ich dir Alfadas vorstellen – deinen Sohn.« Die Königin deutete auf einen der Krieger, die neben Alvias standen.

Mandred stockte das Herz. Der Mann sah aus wie ein Elf! Seine Ohren waren von schulterlangem blondem Haar verdeckt. Erst als er ihn genauer betrachtete, bemerkte er die feinen Unterschiede. Dieser Alfadas, wie Emerelle in ihrem Hochmut seinen Sohn Oleif nannte, trug ein knöchellanges Kettenhemd und einen weiten Umhang. Er war fast einen Kopf größer als er selbst. Sein hoher Wuchs verbarg, dass er ein wenig breiter und kräftiger gebaut war als die anderen Elfen. Doch so fremd er auch wirkte, seine warmen braunen Augen tilgten jeden Zweifel. Es waren Freyas Augen. Und es war Freyas Lächeln, mit dem sein Sohn ihn begrüßte. Aber warum, zum Henker, trug der Kerl keinen Bart? Sein Gesicht war glatt wie das eines Weibs … oder eines Elfen.

Alfadas trat vom Thronpodest. »Vater, ich habe die Hoffnung niemals aufgegeben …« Er legte in feierlicher Geste die rechte Hand aufs Herz und neigte den Kopf.

»Du verbeugst dich nicht vor deinem Vater!«, sagte Mandred hart und schloss den Krieger in die Arme. »Mein Sohn!« Bei den Göttern, der Junge roch wie eine Blüte.

»Mein Sohn«, sagte er noch einmal, jetzt leiser, und löste sich aus der Umarmung. »Alfadas?« Der Name fühlte sich falsch auf der Zunge an. Mandred musterte ihn von Kopf bis Fuß. Oleif sah aus wie eine Heldengestalt. »Du bist … groß«, bemerkte er, einfach um irgendetwas zu sagen und der Gefühle Herr zu werden, die ihn schier übermannten. Sein Sohn … Das Kind, von dem er noch vor fünf Tagen gedacht hatte, es sei gerade erst geboren worden … es war ein Mann.

Was hatten der Devanthar und Emerelle ihm angetan! Sie hatten ihm seinen Sohn gestohlen, auf eine Weise, wie er es sich niemals hätte vorstellen können! Vor ein paar Tagen noch hatte er sich darauf gefreut, ein Neugeborenes in Armen zu halten, und nun stand vor ihm ein Mann in der Blüte seiner Jahre. Oleif hätte sein Bruder sein können! Um so vieles hatten sie ihn betrogen! Um all die Stunden, in denen er ihm beigebracht hätte, was einen Mann von Ehre ausmachte. Unbeschwerte Sommerabende, an denen sie gemeinsam zum Fischen auf den Fjord gefahren wären. Der erste Kriegszug, wo aus einem Jüngling ein Mann wurde, lange Jagdausflüge im Winter …

Und trotz allem konnte er wohl noch von Glück sagen. Wie wäre es wohl gewesen, einem Mann gegenüberzustehen, der älter an Jahren war und zu dem er Sohn hätte sagen müssen?

Er musterte Oleif noch einmal. Ein stattlicher Kerl war er geworden. »Ich bin froh, dass ich älter bin als du, Junge!« Mandred lächelte verschmitzt. »Vielleicht gibt es ja noch ein, zwei Dinge, die ich dir beibringen kann. Ich fürchte, diese Elfen haben keine Ahnung, wie man mit einer Axt kämpft und …«

Sein Sohn lachte hell … wie ein Elf.

»Alfadas soll dir nun folgen«, erklärte Emerelle feierlich. »Ich habe ihn das gelehrt, was es hier zu lernen gab. Nun sollst du ihn in die Menschenreiche führen und ihn dort unterweisen, wie du es wünschst.«

Mandred war sich nicht sicher, ob ein Hauch von Ironie in Emerelles Worten mitgeschwungen hatte. »Das werde ich«, sagte er mit fester Stimme, sodass es jeder in der weiten Halle hören konnte.

Farodins Kettenhemd klirrte leise, als er sich überraschend aufrichtete. »Königin, erlaube mir eine Frage.«

Emerelle nickte auffordernd.

»Wo ist unsere Minneherrin? Wir haben getan, was sie wünschte.«

Mandred hatte das Gefühl, als würde es eine Spur kälter im Thronsaal.

»Ihr erinnert euch an die Terrasse über dem Obstgarten?«, sagte Emerelle förmlich.

»Ja, Herrin!« Farodin gab sich nun keine Mühe mehr, seine Sehnsucht zu verbergen. Auch Nuramon hatte sich inzwischen erhoben, ohne dazu aufgefordert zu sein.

»Dorthin müsst ihr gehen!«

»Mit deiner Erlaubnis, Herrin?«, fragte nun Nuramon.

Die Königin nickte knapp.

Leichten Schrittes gingen seine Gefährten zurück zum hohen Portal des Thronsaals. Mandred sah ihnen nach; er war froh, dass wenigstens sie zu ihrer Geliebten zurückkehrten, auch wenn er nie verstanden hatte, wie zwei Männer dieselbe Frau lieben konnten, ohne sich die Schädel einzuschlagen.

Als Farodin und Nuramon das Portal durchschritten hatten, erklärte die Königin feierlich: »Mandred, ich erkläre die Jagd auf den Manneber für beendet. Sie hat manche Bitternis gebracht, doch zuletzt ward das Fleisch, das sich erhoben hatte, besiegt. Du und deine Gefährten, ihr werdet noch eine Nacht in den Kammern der Jäger verbringen. Ihr sollt Leib und Seele reinigen, derer gedenken, die nicht zurückgekehrt sind, und Abschied voneinander nehmen.«

Emerelle erhob sich, trat an Oleifs Seite und fasste seine Hände.

»Du warst mir beinahe wie ein Sohn, Alfadas Mandredson. Vergiss das nie!«

Die Worte der Königin waren für Mandred wie glühende Funken, die in Zunder fielen. Oleif hatte eine Mutter gehabt! Und sie würde gewiss noch leben, wenn Emerelle nicht seinen Sohn als Preis für die Elfenjagd eingefordert hätte! Nur mit Mühe riss er sich zusammen. Trotz seines Zornes merkte er doch, dass Emerelle der Abschied von Oleif wirklich schmerzte. Nicht einmal die kaltherzige Herrscherin der Albenkinder war gänzlich frei von Gefühlen. Und Mandred begriff, wie töricht es war, ihr allein die Schuld zu geben. Gewiss, sie war es gewesen, die sein Kind als Preis für die Elfenjagd gefordert hatte, doch er hatte zugestimmt. Er hatte sein eigen Fleisch und Blut verschachert. Und er hatte Freya, als sie sein Kind noch unter dem Herzen getragen hatte, nicht einmal gefragt. Der Manneber war besiegt … Aber seine Entscheidung hatte Freya, die er vor allen anderen retten wollte, den Tod gebracht. Was mochte sie empfunden haben, als Elfen vor ihr standen, wunderschön und kalt zugleich, und alles von ihr forderten, was ihr in ihrem Leben noch lieb war? Hatte sie den Handel hingenommen oder hatte sie aufbegehrt? Was war in jener Nacht geschehen? Er musste es wissen!

»Königin … Was hat meine Frau dir gesagt, als du das Kind holen ließest?«

Eine steile Falte bildete sich zwischen Emerelles Brauen. »Ich habe Alfadas nicht holen lassen. Mit meinem ganzen Hofstaat bin ich nach Firnstayn gezogen! Es war kein Raub in Nacht und Schnee. Wie einen Königshof habe ich dein Dorf besucht, um dir und deinem Sohn Ehre zu erweisen. Doch vor dein Weib trat ich allein.« Sie blickte zu Alfadas. »Deine Mutter hatte große Angst. Sie hielt dich schützend an sich gepresst … Ich erzählte ihr die Geschichte von der Jagd. Und niemals werde ich ihre Worte vergessen, Mandred. Sie sagte: _Zwei Leben für ein ganzes Dorf, dies ist die Entscheidung des Jarls, und ich achte sie_ …« Emerelle trat von Oleif zurück und sah Mandred offen ins Gesicht. Nur eine Handbreit stand die kleine Frau nun noch von ihm entfernt.

»War das alles?«, fragte Mandred. Er wusste, wie streitbar Freya sein konnte. Auch dafür hatte er sie geliebt.

»Es gibt Wissen, das nur schmerzt, Menschensohn. Du hast getan, was getan werden sollte. Lass es gut sein, Mandred, und frage nicht.«

»Was waren ihre Worte?«, beharrte er.

»Du willst es wirklich wissen? Nun denn … _Meinen Mann aber verfluche ich dafür, dass er den jungen Stamm seiner Familie ausgerissen hat, noch bevor er Wurzeln schlagen konnte. Möge er niemals wieder ein Haus finden, das ihm zum Heim wird. Rastlos soll er wandern! Rastlos, wie meine Seele ist, der er alles genommen hat, woran sie sich wärmen konnte_.«

Ein Kloß hart wie Stein saß in Mandreds Kehle. Er schluckte, doch das Gefühl wollte nicht weichen. Ihm war, als müsste er ersticken.

»Ich versuchte dein Weib zu trösten«, fuhr Emerelle fort. »Ich wollte ihr von der Zukunft ihres Sohnes erzählen, doch sie wollte nichts hören. Sie wies mich von der Schwelle. Erst als sie die Tür hinter sich schloss, fing sie an zu weinen. Doch wisse, Mandred, ich kam nicht aus Freude daran, grausam zu den Menschen zu sein. Es war deinem Sohn bestimmt, in Albenmark aufzuwachsen. Der Tag wird kommen, da die Elfen die Hilfe der Menschen brauchen. Und es wird das Geschlecht sein, das aus dem Samen deines Sohnes erwächst, das Albenmark die Treue hält, wenn eine Welt in Flammen steht. Nun ist es an dir, Mandred. Bringe deinen Sohn zurück ins Fjordland. Gib ihm all das, was ein Sohn nur von seinem Vater bekommen kann. Hilf ihm, seinen Platz unter den Menschen zu finden.«

»Ist sein Schicksal so bitter wie das meine, Königin?«

»Ich sehe manches klar, manches verschwommen und vieles gar nicht. Zu viel schon habe ich euch von eurer Zukunft offenbart!« Emerelle machte eine ausholende Geste, die auch ihren Hofstaat umfasste. »Niemand sollte sein Schicksal zu genau kennen. Denn im Schatten der Zukunft kann kein Leben wachsen.«

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