Auf dem Schiff der Königin

Nuramon stand an der Reling der _Elfenglanz_, des Flaggschiffs der Königin. Hier auf der Steuerbordseite konnte er die Firnstayner Schiffe sehen, die aneinander gebunden waren und wie eine Mauer den sicheren Zugang zum Fjord versperrten. Jenseits davon wölbten sich die mächtigen Segel der feindlichen Flotte, von denen jedes das Zeichen Tjureds trug, den schwarzen Baum. Kaum die Hälfte von ihnen hatten an die Schiffe der Firnstayner angelegt und diese in einen Kampf verwickelt. In der Enge des Fjords konnten die Ordensritter ihre Übermacht nicht nutzen. Liodred und Mandred hatten die Feinde in einen blutigen Kampf Mann gegen Mann gezwungen, und es war Nuramon unmöglich einzuschätzen, wie gut die Fjordländer sich hielten. Er konnte nur sehen, dass sich dort auf den Schiffen etwas bewegte und es offensichtlich ein großes Gedränge ohne Ausweichmöglichkeiten gab.

Ein Teil der gegnerischen Schiffe versuchte, den Sperrriegel der Fjordländer zu umfahren und zwischen den Langschiffen und den Klippen eine Fahrrinne durch das Riff zu finden. Eine Kogge lag bereits mit aufgerissenem Rumpf auf den Felsen. Die Besatzung schien über Bord gegangen zu sein. Doch das Schicksal der Kogge schreckte die Feinde nicht ab. Noch immer versuchten Schiffe, einen Weg durch das Riff zu finden, um die Fjordländer einzukreisen oder aber die Schiffe der Königin anzugreifen.

Nuramon hoffte, dass Mandred und Liodred nichts zugestoßen war. Schlachten gehorchten anderen Gesetzen als Zweikämpfe. Ein Zufall mochte über Leben oder Tod entscheiden. Wenn die _Elfenglanz_ doch nur schneller wäre! Nuramon schaute die Riemen des Schiffes entlang, die unter ihm in der Bordwand verschwanden. Es mochten gewiss vierzig sein. Er hatte gesehen, wie etwa zweihundert Ruderer unter Deck gegangen waren. Sie gaben dort unten an ihren Bänken bestimmt ihr Bestes, doch das riesige Schiff der Königin kam nur langsam vorwärts. Die kleinen Galeeren aus Reilimee waren ihnen weit voraus und würden die Fjordländer bald erreichen. Nuramon hatte gehört, dass die Zauberin aus dem Meer, deren Namen niemand kannte, die Schiffe ausgestattet hatte. Dahinter fuhren die Triremen aus Alvemer. Nuramon war überrascht, wie schnell die Flotten Albenmarks hatten in See stechen können. Es hatte nur zwölf Tage gedauert, all die Schiffe auszurüsten und zusammenzuführen.

Das Tor, durch das sie gekommen waren, hatte sich längst wieder geschlossen. Nie würde er das wunderbare Farbenspiel über dem Meer Albenmarks vergessen, das Emerelle mit ihrem Zauber bewirkt hatte. Das Tor war so breit gewesen, dass die gesamte Flotte im Morgengrauen in einer Linie hindurchgefahren war.

Über Emerelle kursierten unter den Kriegern allerlei Gerüchte. So erklärten manche die Tatsache, dass die Galeere der Königin ohne Begleitschiffe fuhr, damit, dass sie die Feinde auf sich ziehen wollte. Wenn Nuramon sich umschaute, dann konnte er sich vorstellen, dass dieses Gerücht stimmte. Die _Elfenglanz_ war wie ein fahrendes Schlachtfeld. Die Ruderer saßen im Rumpf an den Riemen, während sich auf dem Deck die Krieger sammelten. Es waren mehr als dreihundert Elfen, die auf den sechzig Schritt zwischen Heck und Bug auf den Kampf warteten. Die Königin hatte sogar auf die Seeleute für die Segel verzichtet, damit mehr Krieger an Bord kommen konnten. Es hieß, die Segel würden in dieser Schlacht nicht gebraucht, und so hatte man die Masten der Galeere flach gelegt.

Das Schiff würde auf die linke Flanke der Fjordländer zuhalten, um diese dort zu unterstützen. Obilee hatte Nuramon die Strategie erklärt: Sie und die Krieger der anderen Galeeren würden auf die Langschiffe der Fjordländer stürmen und die Kampflinie der Verbündeten entlasten. Diese sollten sich dann auf die Galeeren zurückziehen, sich ausruhen und später wieder in die Schlacht eingreifen.

Jemand klopfte Nuramon auf die Schulter. Er wandte sich um und sah Meister Alvias. »Die Königin möchte dich sehen«, sagte er.

Nuramon nahm seinen Bogen und folgte dem Vertrauten Emerelles durch das Gedränge. Alvias wirkte ungewohnt kriegerisch in seiner Lederrüstung und mit dem Schwert an der Hüfte. Es hieß, er habe schon beim ersten Trollkrieg an der Seite der Königin gekämpft.

Alvias führte ihn vor das Achterkastell, wo Emerelle und Yulivee von Wachen umgeben waren. Die Königin gab den Anführern Anweisungen. Sie trug das graue Gewand einer Zauberin, wie in jener Nacht, da sie ihn mit ihrem Rat auf die Elfenjagd vorbereitet hatte.

Nuramon sah auch Obilee, die auf letzte Befehle vor der Schlacht zu warten schien. Sie trug dieselbe Rüstung wie im Thronsaal.

Die kleine Yulivee grüßte Nuramon mit einer verspielten Geste. Auch sie war in ein graues Gewand gekleidet, wie die Königin. Nuramon störte sich noch immer daran, dass Emerelle die kleine Zauberin mitgenommen hatte. Er sorgte sich um sie. Dies war nicht der Ort für ein Kind, so mächtig Yulivee auch sein mochte.

Nachdem die Königin mit Obilee gesprochen hatte, winkte sie Nuramon vor sich. Sie grüßte ihn wohlwollend, dann sagte sie: »Ich sehe, dass du dich um Yulivee sorgst. Doch ich sage dir, dass es hier keinen Ort gibt, an dem sie sicherer wäre als an meiner Seite.«

Er nickte knapp. Die Königin hatte Recht. Und doch wäre es ihm lieber gewesen, Yulivee wäre in der Burg in Albenmark geblieben.

»Nuramon, ich möchte, dass du mit Obilee gehst.« Die Königin deutete auf die Kriegerin. »Sie wird auf dem Vorderkastell das Kommando führen, sobald Dijelon und Pelveric zu den Fjordländern gestoßen sind.«

»Ja, Königin.«

»Dann geh!«

Yulivee löste sich von Emerelle und trat zu Nuramon. »Du kommst doch zurück, oder?«, fragte sie.

Nuramon ging in die Knie. »Sehe ich da Sorge in deinem Gesicht?«

Sie wich seinem Blick aus und nickte.

»Hab keine Angst. Bleib bei der Königin. Du hast ihre Worte gehört.« Er küsste sie auf die Stirn. »Und nun geh.«

Wortlos kehrte Yulivee zu Emerelle zurück. Dort hob sie einen Köcher hoch und grinste. Darin waren die Pfeile, die Nuramon bei den Zwergen gemeinsam mit dem Bogen vorgefunden hatte. Er hatte sie zuerst in den Kampf mitnehmen wollen. Die Königin hatte ihm jedoch geraten, stattdessen einfache Pfeile zu verwenden und sich diese für besondere Kämpfe aufzuheben.

»Wir müssen gehen, Nuramon!«, sagte Obilee und legte die Hand auf seine Schulter.

Nuramon schaute ein letztes Mal zu Yulivee, dann ging er mit Obilee dem Bug entgegen. Die Kriegerin machte ein bedrücktes Gesicht.

»Was ist mit dir, Obilee?«, fragte er.

»Es ist nur …«, setzte sie an, brach dann aber ab, als traute sie sich nicht, die Worte auszusprechen. Dann aber sah sie ihn direkt an und sagte: »Ich sollte dich nicht anführen, Nuramon.«

»Du bist nicht mehr das junge Mädchen von einst«, entgegnete er. »Du bist eine große Kriegerin, viel bedeutender, als ich es jemals sein werde. Du hast dich schon in so vielen Schlachten bewährt. Ich bewundere dich.« Obilees Lippen bebten. »Sei nicht traurig wegen mir oder Noroelle. Der Tod ist nicht das Ende. Nichts kann mich davon abhalten, Noroelle zu finden, ob in diesem Leben oder im nächsten. Und was glaubst du, wird sie sagen, wenn sie dich wiedersieht? Sie wird ebenso stolz auf dich sein wie ich.«

Obilee lächelte, und endlich erinnerte sie ihn an das fröhliche Wesen von einst. »Danke, Nuramon.«

Der Elf verspürte keine Angst vor dem Sterben. Der Tod würde nicht das Ende seiner Suche bedeuten, er würde ihn allenfalls eine Weile aufhalten. Vergangene Nacht hatte er seiner Sippe von seiner Reise erzählt und sie gebeten, das Wissen zu bewahren, falls er sterben sollte. Er hatte damit begonnen, sein Seelenbuch zu schreiben, ganz in der Art seiner Zwergenfreunde. Er hätte viel früher damit anfangen sollen, aber er hatte sich nie so klar dem Tod gegenübergesehen wie vor dieser Schlacht.

Sie erreichten Obilees Krieger; auf diesem Schiff waren sie die einzigen aus Alvemer. Zu erkennen waren sie an den Wappen auf ihren Waffenröcken: der silbernen Nixe auf blauem Grund. Es waren etwa fünfzig Männer und Frauen, die Hälfte mit Langschwertern bewaffnet, die anderen zusätzlich mit Bogen. Während Obilee einige Worte an ihre Krieger richtete, versuchte Nuramon vorauszuschauen. Doch hier standen die Kämpfer dicht an dicht, sodass sein Blick zu allen Seiten versperrt war.

Wann nur ging es endlich los? Irgendwo da vor ihm steckte Mandred in Schwierigkeiten, und diese Galeere machte kaum Fahrt! Er konnte nur hoffen, dass die Schiffe aus Reilimee bereits bei den Fjordländern angekommen waren.

Nuramon musste an Farodin denken. Die Vorstellung, dass er bei dem Trollherzog war, bedrückte ihn, obgleich Farodin ihn immer wieder beschwichtigt und gesagt hatte, er solle sich keine Sorgen machen.

Eine Kriegerin schob sich durch das Gedränge. »Bist du Nuramon?«, fragte sie.

Er schaute sie verwundert an. »Ja.«

»Mein Name ist Nomja.«

Das war der Name der jungen Gefährtin, die mit ihm auf der Suche nach Guillaume unterwegs gewesen war. »Bist du …?«

Sie nickte. »Ja, deine Gefährtin aus Aniscans. Ich wurde wiedergeboren.«

Sie hatte keine Ähnlichkeit mit der Kriegerin von einst. Sie war klein, hatte schwarzes, kurz geschorenes Haar und wirkte viel reifer als die junge Kriegerin, die sie auf der Suche nach Guillaume begleitet hatte. Doch in ihren Augen lag die gleiche Freude, die er damals in denen seiner Gefährtin gesehen hatte. Nomjas Tod während der Flucht aus Aniscans hatte sie alle sehr getroffen, besonders Mandred.

Nuramon schloss sie in die Arme; wie eine Freundin, die er lange nicht gesehen hatte. »Ich bin froh, dass du da bist.«

Als er sich von ihr löste, merkte er, wie sehr die Kriegerin seine Umarmung überraschte.

Nuramon sah den Bogen in ihrer Hand. »Du bist eine Schützin?«

»Ja.«

»Du warst damals schon sehr gut.«

Sie lächelte, schwieg aber. Gewiss war Nuramon ihr unheimlich. Sie konnte sich selbstverständlich nicht an ihr früheres Leben erinnern, und er begegnete ihr, wie ein Zwerg einer Wiedergeborenen begegnete.

Plötzlich hörte Nuramon Schreie. Sie kamen von vorn. »Haltet euch bereit!«, rief Obilee.

Nuramon reckte den Hals, doch die Sicht war ihm noch immer verwehrt. Dafür vernahm er Schlachtenlärm: das Klirren von Stahl und die Schreie der Verletzten.

Von Backbord drangen Rufe der Krieger. »Schneller!«, hieß es dort. Nuramon schob zwei Krieger zur Seite und drängte sich zur Reling an der Backbordseite. Was er dort sah, traf ihn wie ein Blitz. Ein mächtiger Dreimaster hielt auf sie zu. Der schwarze Baum des Tjured prangte auf dem Großsegel. Die Feinde mussten das Riff auf dieser Seite hinter sich gelassen haben und versuchten nun dem Schiff der Königin den Weg abzuschneiden.

Als mittschiffs Schreie erklangen und Bolzen über ihre Köpfe hinwegflogen, war klar, dass die Schlacht für sie nun begonnen hatte.

Plötzlich ging ein Ruck durchs Schiff. Ein zweiter Schlag lief durch das Schiff der Königin und hätte Nuramon fast von den Beinen gerissen. Der feindliche Dreimaster hatte sie mittschiffs gerammt! Dann brach das Chaos los. Von links und rechts drangen Kampfrufe an Nuramons Ohren.

Die Krieger um ihn herum wurden unruhig. Auch Nomja wirkte nervös. Nur Obilee schien keine Angst zu kennen. »Bogenschützen, tretet nach rechts!«, befahl sie, und Nuramon folgte ihren Worten, ohne zu zögern. Er drängte zur anderen Seite des Vorderkastells, wo die Formation entlang der Reling Aufstellung nahm.

Ein Stück voraus sah er nun die ganze Reihe der Fjordländer Langboote. Etliche feindliche Schiffe, aber auch die Galeeren aus Reilimee hatten dort angelegt und befanden sich bereits im Kampf. Die Koggen aus Fargon bildeten einen dichten Pulk; sie waren fest miteinander vertäut, und die Ordensritter, die als Verstärkung eintrafen, mussten über mehrere Schiffe hinwegsteigen, um zur Kampflinie zu gelangen. Das Schlachtfeld wuchs und wuchs, und die _Elfenglanz_, auf der Nuramon sich befand, wurde nun ebenfalls Teil davon. Er versuchte unter den Firnstaynern Mandred auszumachen, doch sein Gefährte war im dichten Kampfgewühl verborgen.

Obilee führte sie zu einer Lücke in der Reling. Dort hatte man eine hölzerne Treppe eingehakt, die dicht über dem ersten Schiff der Firnstayner endete. »Krieger, kommt zu mir nach vorn!«, rief Obilee. »Ihr Bogenschützen bleibt an der Reling! Und wagt nur sichere Treffer!«

Weitere Schützen kamen von hinten und füllten die Lücke bis zum Ende der Reling. Die übrigen nahmen in zweiter Reihe Aufstellung und würden einspringen, wenn einer von den Schützen an der Reling ausfiele.

Wie die Schützen zu seiner Rechten und Linken zog Nuramon einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn auf die Sehne und suchte ein sicheres Ziel. Da! Er entdeckte einen Ritter, der über ein Fallreep zu dem Langschiff direkt vor ihnen hinabstieg. Nuramon wollte die Sehne gerade loslassen, da merkte er, wie Nomja neben ihm einen Pfeil abschoss und sein Ziel traf.

Die Kämpfer bewegten sich zu schnell und unberechenbar für Nuramon. Schließlich entdeckte er eine Gruppe feindlicher Krieger, die sich in einiger Entfernung sammelten, offenbar um einen geballten Angriff vorzubereiten. Sie standen gewiss hundert Schritt entfernt, doch da sie so zahlreich waren und im Augenblick nicht von Gegnern bedrängt wurden, schoss Nuramon auf sie. Er wartete nicht einmal, bis der Pfeil angekommen war, sondern zog sogleich einen neuen aus dem Köcher.

Einer der Krieger ging mit einer Bauchwunde in die Knie, was dessen Gefährten dazu brachte, Deckung hinter der niedrigen Reling zu suchen. Weitere Pfeile zwangen sie dazu, sich zurückfallen zu lassen, bis sie außer Reichweite waren.

Auf der Suche nach einem neuen Ziel sah Nuramon eine Flagge mit einem blauen Stern auf Silbergrund. Das war das Banner der _Albenstern_, die König Njauldred ihm einst geschenkt hatte! Es war nicht mehr dasselbe Schiff, auf dem er mit Farodin und Mandred einst nach Osten gesegelt war. Die neue _Albenstern_ war viel größer, doch offenbar hatte man die Flagge beibehalten, vielleicht in Erinnerung an vergangenen Ruhm.

Mit einem Mal hatte Nuramon Mandred im Blick. Der Jarl hielt sich am Rand der _Albenstern_, wo er genug Platz fand, seine Axt zu schwingen. Er und seine Männer steckten in Schwierigkeiten. Die Gegner waren weit in der Überzahl. Zudem war gerade ein einzelnes Ordensschiff zwischen den Elfengaleeren durchgestoßen und griff das Langboot links neben der _Albenstern_ an. Die Ritter stürmten von Bord und drohten mit ihrem Angriff die von allen Seiten bedrängte Schlachtlinie der Fjordländer zu durchbrechen. Sie trieben einen Keil zwischen Mandred und die Elfen.

Nuramon legte auf das Ordensschiff an. Er zielte auf die kurze Planke, die es mit dem benachbarten Schiff verband. Ein Krieger des Tjured versuchte auf die _Albenstern_ zu gelangen. Nuramon schoss einen Pfeil ab. Im hohen Bogen flog das Geschoss und schlug kurz darauf in den Leib des Mannes.

Der Elf war unzufrieden. Er hatte auf den Kopf gezielt! Es verging einfach zu viel Zeit, bis ein Pfeil sein Ziel erreichte.

Am Ende würde er noch einen Freund treffen anstelle des Feindes.

Er legte einen neuen Pfeil auf die Sehne. Da geschah das, wovor Nuramon sich fürchtete: Von hinten schlich ein Krieger auf Mandred zu, während dieser mit zwei Gegnern vor ihm beschäftigt war! Schnell legte Nuramon an. Er musste sichergehen, dass er den Mann auch wirklich traf. Ein Fehler, und Mandred mochte tot sein. Als der feindliche Krieger das Schwert hob, vergaß Nuramon alle Sorgfalt und ließ die Sehne vorschnellen. Er hielt den Atem an, als das Geschoss im hohen Bogen seinem Ziel entgegenflog.

Der Pfeil traf den Mann in die Brust.

Mandred fuhr herum und versetzte dem Krieger, der ohnehin im Fallen begriffen war, einen Hieb mit der Axt, der ihn über Bord schickte. Dann schaute er sich verwundert um und winkte einige Krieger zu sich. Darunter erkannte Nuramon Liodred in der Rüstung des Alfadas. Mandred deutete zu Nuramon herauf, doch es schien nicht so, als hätte er ihn erkannt. Dann wies er zu den Ordenskriegern, die sie von den Elfenkriegern trennten. Die Fjordländer auf der _Albenstern_ sammelten sich um Mandred und Liodred. Sie wollten durchbrechen, doch das hieße, zwischen zwei Reihen von Feinden kämpfen zu müssen.

»Da sind Mandred und König Liodred!«, rief Nuramon den Schützen in seiner Nähe zu. »Sie sind umstellt und wollen ausbrechen, um sich zu uns durchzuschlagen!«

Obilee kam an Nuramons Seite und schaute zur _Albenstern_ hinüber. Dann rief sie: »Alle links von Nuramon schießen ihren ersten Pfeil auf die Krieger vor Liodred, alle rechts von ihm auf die Verfolger! Ab dem zweiten Pfeil schießt ihr nur noch auf die Verfolger. Da darf keiner durchkommen!« Mit diesen Worten trat sie von der Reling fort und überließ den Schützen ihr Werk.

Sie warteten darauf, dass Mandred den Befehl zum Durchbruch gab. Da! Der Jarl hob die Axt, und unter lautem Kampfgeschrei sprangen die Krieger um ihn herum aufs vierte Schiff.

Nuramon und die Kampfgefährten schossen ihre Pfeile ab. Dicht wie Hagelschlag prasselten sie auf den Feind. Jene, die verschont blieben, wussten nicht, wie ihnen geschah, und zogen die Köpfe ein.

Mandred und einige der Firnstayner schienen kurz zu stutzen, dann drängten sie voran. Die zweite Salve traf nur noch die Verfolger und hielt sie für einen Moment auf. Schon drängten die Schildträger nach vorn. Doch diese kostbare Zeit mochte reichen, um Mandred den Durchbruch zu sichern. Die Ordensritter, die den Fjordländern in den Rücken gefallen waren, waren nun nahezu eingekreist. Als sie merkten, dass sie auf verlorenem Posten standen, zogen sie sich auf ihren Zweimaster zurück. Mandred und Pelverics Elfen trafen aufeinander. Nuramon konnte sehen, wie Pelveric zu ihm heraufzeigte.

Mandred hob die Axt in die Höhe und schrie: »Nuramon!« Dann lief er, gefolgt von den Mandriden, durch die Reihen der Elfenkrieger ihm entgegen.

Nuramon atmete auf und blickte hinab auf das Schlachtfeld. Es schien, als ginge der Plan der Königin auf. Überall entlang der Schiffssperre lösten Elfenkrieger die erschöpften Fjordländer im Kampf ab, und die Schlachtlinie quer über die Schiffe vermochte dem Feind wieder standzuhalten. Zwar waren sie immer noch unterlegen, weil die Ordensritter so viele Schiffe und Krieger besaßen, doch spätestens, wenn die Trolle kämen, würde sich das Blatt wenden.

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