»Ässen, Mänsch!«
Widerwillig biss Mandred in die fetttriefende Keule. Jedes Mal, wenn Scandrag kam, musste er an sein Mahl mit dem Herzog denken. Zuerst hatte Mandred sich geweigert, Fleisch zu essen. Dann aber hatte der Hunger gesiegt. Außerdem musste er bei Kräften sein, wenn Farodin kam …
Was war nur mit Farodin geschehen? Wenn er noch lebte, dann wäre er längst gekommen! Nur ruhig, ermahnte sich Mandred in Gedanken. Farodin wird kommen! Etwas mochte seinen Weg verzögern, aber nichts konnte ihn von dem abbringen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Außerdem war er verdammt schwer umzubringen.
Verstohlen blickte Mandred zu Scandrag, dem Koch. Der Troll hatte gerade einen gewaltigen Haufen Zwiebeln geschnitten. Er kümmerte sich gut um die Gäste in der Vorratskammer des Herzogs, jedenfalls nach den Maßstäben eines Trolls. Alle paar Stunden holte er Mandreds Käfig herunter und sorgte dafür, dass er aß. Es gab viel Brot, Gemüse, frische Eier und Fisch. Heute war Scandrag besonders zuvorkommend. Zweimal schon hatte er Mandred in einer riesigen Pfanne Eier mit Speck gebraten. Der Jarl mochte es, wenn die Eidotter noch weich waren. Dann tunkte er frisches Brot darin ein und schob es sich in großen Stücken in den Mund …
Mandred drehte sich gerade herum, um sich einen zweiten Kanten Brot am Ofen zu holen, als Scandrag hastig etwas hinter seinem breiten Rücken versteckte.
»Nix Angst ham, klaine Mann. Macht Flaisch zäh! Du schnell kaputt.« Der Troll sagte das in einem Ton, als spräche er mit einem unartigen Kind.
Mandred griff nach der großen Pfanne. Sie war aus dunklem Kupfer. Eisen gab es in der ganzen Küche nicht.
Der Koch runzelte die Stirn und rieb sich die breite Nase. Noch immer versteckte er die rechte Hand hinter dem Rücken. »Bittä. Ich war immär gut zu dir, klaine Mann. Mache nix Ärger jätzt!« Plötzlich stürmte er vor. Für seine Größe bewegte sich der Troll erstaunlich behände. Er schwang einen riesigen Knüppel und zielte mit seinem Hieb auf Mandreds Kopf.
Der Mensch schleuderte Scandrag die heiße Pfanne entgegen, doch der schlug sie mit einer lässigen Bewegung zur Seite. »Machä Schluss jätzt!«
Mandred griff sich ein Steinmesser und ging in die Knie. Durch die langen Tage im Käfig waren seine Glieder steif geworden. Scandrag verfehlte ihn nur knapp mit seiner Keule.
Mandred sprang den riesigen Koch an und stieß ihm das Messer durch den Fuß. Der Troll heulte wütend auf. Ein Tritt mit dem unverletzten Fuß fegte Mandred zur Seite und schleuderte ihn gegen den großen gemauerten Ofen. Der Krieger fühlte sich, als hätte er sich sämtliche Knochen gebrochen. Halb bewusstlos sah er noch, wie sich Scandrag mit der Keule in der Hand vor ihm aufbaute.
»Wirst gut schmäcken in Honikkrustä!«