Am Anfang der Schlacht

Nuramon ritt auf Felbion seinem Heer entgegen. Wengalf hatte seine gewaltige Zwergenstreitmacht in zwei Hälften geteilt und die Alvemerer Schwertkämpfer in die Mitte genommen. Gemeinsam bildeten sie das Hauptheer. An den Flanken standen Nomjas Bogenschützen bereit, während sich ein wenig abseits die Reiter sammelten. Er selbst würde darüber entscheiden müssen, wo die Reiterei eingesetzt werden sollte.

Er erreichte den kleinen Kreis der Anführer, die sich vor den Katapulten der Zwerge sammelten. In den Gesichtern der Anwesenden war zu erkennen, dass es schlechte Nachrichten gab.

»Gut, dass du da bist«, sagte Nomja. »Die Späher haben uns berichtet, dass das Hauptheer auf uns zuhält. Mehr als fünfzigtausend Krieger!« Sie deutete auf die Hügelkette in der Ferne, über welche die Feinde kommen würden.

Nuramon konnte sich nicht vorstellen, wie viele Menschen das waren. Ihr eigenes Heer bestand aus nicht einmal zehntausend Kämpfern.

»Das ist die größte Streitmacht, die sie je an einem Ort aufgeboten haben«, fuhr Nomja fort. »Und unser fruchtbares Land nährt sie auch noch.«

Nuramon hatte gehört, dass die Menschen im Land jenseits der Shalyn Falah ganze Wälder abgeholzt hatten, um daraus Quartiere für die Krieger zu bauen. Und die kahl geschlagenen Flächen waren zu Äckern gemacht worden, die den Eindringlingen alles schenkten, was sie zum Überleben brauchten.

»Für fünfzigtausend ist der Platz zwischen der Schlucht und dem Wald viel zu eng, und im Wald werden sie nicht kämpfen wollen«, erklärte Nuramon.

»Die Krieger aus Yaldemee sorgen dafür, dass der Wald sicher ist«, warf Lumnuon ein, der zu seiner Sippe gehörte. Am Abend zuvor hatte er ihn in der Kammer aufgesucht.

Nuramon blickte voraus zur Ebene und nickte. Dies war für die Ordenskrieger der richtige Ort, um durchzubrechen. Er wandte sich an Nomja. »Du hast mir erzählt, dass sie auf dem offenen Feld immer erst die Reiterei vorrücken lassen. Wie seid ihr ihnen begegnet?«

»Mit Pfeil und Bogen. Dagegen haben sie wenig auszurichten. Aber sie sind überheblich und lassen sich nicht so leicht zurückdrängen. Wenn sie nun mit einer solchen Übermacht kommen, werden uns die Bogenschützen nicht retten können.«

Nuramon wandte sich an den Zwergenkönig. »Wengalf, ich vermute, dass ihr in Drachenpanzern gegen die Feinde ziehen wollt …« Wann immer ein Trupp sich mit Schilden zu allen Seiten und auch nach oben hin schützte, nannten die Zwerge diese Formation den ›Drachenpanzer‹. »Habt ihr auch noch die Spieße, die ihr einst gegen die Drachen eingesetzt habt?«

»Aber ja. Was sollen wir tun?«

»Haltet die Reiter auf, wie ihr damals Balon aufgehalten habt.«

Wengalf grinste.

Als Nächstes wandte Nuramon sich an Nomja. »Deine Schützen werden die Reihen der Reiter ausdünnen, dann kann Wengalf den Rest übernehmen.«

»Und was machen wir Alvemerer in der Mitte?«, fragte eine Elfe namens Daryll. Sie war die Stellvertreterin Obilees und hatte Nuramon nur mit Widerwillen als Anführer anerkannt.

»Die Zwerge werden euch Partisanen geben«, erklärte Nuramon. »Seht zu, dass die feindlichen Reiter diese auch zu Gesicht bekommen. Sie werden euch meiden und mit den Zwergen vorlieb nehmen. Deren Spieße werden sie erst sehen, wenn es zu spät ist.« Nuramon wandte sich wieder an Nomja. »Ihr müsst auf die Flanken der Reiter schießen. Es darf keiner durchkommen.«

»Und was machen wir?«, mischte sich nun Mandred ein.

»Du wirst mit deinen Firnstayner Reitern verborgen in der weiten Bodensenke auf dem rechten Flügel warten. Sobald die Feinde nahe genug sind, fällst du ihnen in die Flanke. Auf dem anderen Flügel werde ich die Alvemerer Reiter anführen und dort das Gleiche tun.«

Nomja nickte anerkennend. »Meine berittenen Schützen werden dich begleiten.«

Lumnuon meldete sich zu Wort. »Wir aus der Sippe des Weldaron werden unseren Verwandten schützen.«

Nuramon klopfte dem jungen Elfen auf die Schulter. »Nomja wird uns eine gute Verstärkung sein.«

Wengalf wandte sich an Nuramon. »Das ist ein ausgezeichneter Plan. Wenn der Kampf losbricht, rücke ich mit meinen Kriegern Schritt für Schritt vor. Der Drachenpanzer wird den Freund in sich aufnehmen, den Feind aber vor sich aufspießen. Lasst uns ans Werk gehen! Möge das Schicksal dir hold sein, Nuramon!«

Der König machte sich mit seinen Leuten auf den Weg zu seiner Streitmacht. Nur Alwerich blieb. »Mein Freund! Wage dich nicht allzu weit vor!«, mahnte er. »Denk an das, was du verlieren könntest! Hier, dies steht einem echten Anführer zu.« Er reichte Nuramon einen ledernen Gegenstand, der an beiden Enden mit Glas verschlossen war.

»Was ist das?«, fragte er den Zwerg.

»Ein Fernrohr«, entgegnete Alwerich. »Du musst es ans Auge halten.« Der Zwerg deutete auf die Seite, die mit dem kleineren Glas verschlossen war.

Nuramon tat, wie der Zwerg ihn geheißen, und war erstaunt: Durch dieses Rohr konnte er Dinge, die weit entfernt lagen, ganz nahe sehen! Deutlich erkannte er vor ihnen das Drachenbanner der Zwerge. Als Nuramon das Rohr absetzte, musste er blinzeln. »Wieso sind wir Elfen nicht auf so etwas gekommen?«

»Weil ihr ungern zugebt, dass auch euren Sinnen Grenzen gesetzt sind«, entgegnete Alwerich mit einem Lächeln. »Pass auf dich auf!«

»Vielen Dank, Alwerich. Und gib du auf dich Acht!«

Alwerich folgte seinem König. Auf seinem Gesicht stand die Sorge geschrieben, die er um seinen Freund hatte.

»Lass mal sehen!«, forderte Mandred, und Nuramon gab ihm das Rohr.

Während der Jarl der Firnstayner sich mit dem Fernrohr beschäftigte, schickte Nuramon Lumnuon zu seiner Sippe. Sie sollten sich an der linken Flanke sammeln.

Außer Mandred war nun nur noch Nomja an seiner Seite.

»Das war ein guter Kriegsrat. Deine Bedenken sind unbegründet. Du bist ein guter Anführer. Bevor du gekommen bist, hatten viele Angst.«

»Die Zwerge hatten gewiss keine Angst, und die Firnstayner kennen dieses Wort nicht.«

»Glaub mir, meine Fjordländer kennen Angst«, sagte Mandred bitter. »Aber wir werden kämpfen. Meine Männer wissen, dass es, wenn wir heute verlieren, keinen Ort mehr geben wird, an den man noch fliehen kann. Sie werden siegen oder sterben. Dein Plan ist gut, Nuramon, und deine unerschrockene Rede hat gewiss Eindruck bei den anderen Anführern hinterlassen.«

»Du meinst wohl eher meine Unwissenheit.«

Mandred grinste, doch Nomja schüttelte den Kopf. »Wie dem auch sei: Die Anführer werden deine Zuversicht zu ihren Kriegern tragen.«

»Glaubst du, wir können diese Schlacht gewinnen?«, fragte er sie leise.

Nomja blickte zu den Zwergen. »Wengalf scheint mir sehr zuversichtlich zu sein. Und ich habe das Gefühl, dass er noch einige Überraschungen in seinem _Drachenpanzer_ verbirgt.«

Mandred reichte Nuramon das Fernglas. »Das ist wirklich ein Wunderwerk! Kannst du deine Zwergenfreunde vielleicht fragen, ob sie noch eins davon haben? Damit kann man bestimmt gut Wild aufspüren.«

Nuramon lachte. »Wenn die Schlacht vorbei ist, werde ich Wengalf fragen.«

»Gut, mein Freund.« Mandred hielt Nuramon die Hand zum Kriegergruß hin.

Nuramon umfasste dessen Unterarm. Der Jarl hatte einen festen Griff. »Mandred, ich weiß, dass ihr Firnstayner Dickschädel seid. Aber wage nicht zu viel! Wir müssen sie nur lange genug aufhalten. Dann ist alles gewonnen.«

»Ich mach schon keine Dummheiten. Pass du lieber auf dich selbst auf! Seit dem Kampf mit dem Devanthar schulde ich dir ein Leben, und ich bin am rechten Flügel zu weit entfernt, um dir zu Hilfe zu kommen.«

Nuramon schmunzelte. »Wenn es dein Luth gut mit uns meint, dann treffen wir uns in der Mitte der Feinde. Da kannst du mir dann den Hals retten.«

»So soll es sein!«, sagte Mandred. Dann stieg er auf seine Stute und ritt davon.

Nuramon folgte seinem Freund mit dem Blick. Der Jarl hatte nur dieses eine Leben. Zumindest hieß es, dass Menschen nicht wiedergeboren würden. Nuramon hatte Angst um Mandred und fürchtete dessen Tod ebenso wie den eigenen. Er wusste nicht, ob Mandred sie in die Andere Welt begleiten würde. Es würde ihn jedoch nicht wundern, wenn der Jarl das Angebot der Königin annähme und mit den Seinen hier in Albenmark bliebe.

»Komm, Nuramon!«, sagte Nomja. »Wir sollten zu unseren Leuten reiten.«

Gemeinsam gingen sie zu ihren Pferden. Schon wollte Nuramon aufsteigen, als er seinen Bogen an Felbions Sattel hängen sah. Er hatte vorhin beobachtet, wie die Schützen ihre Bogen gespannt hatten. Die Elfenkrieger hatten neue Sehnen auf ihre Bogen aufgezogen, so als wäre die Sehne das Leben und der Bogen selbst die unsterbliche Seele. Vor jeder Schlacht pflegten sie dieses Ritual zu wiederholen und eine neue Sehne zu spannen, so wie ein neues Leben sich um die Seele spannte. Doch bei Nuramon war es anders. Sein Leben und seine Seele waren nun eins. Denn er erinnerte sich an alles, was geschehen war. Und sein Bogen und dessen Sehne waren wie ein Zeichen, das ihm den Weg gewiesen hatte. Doch sie hatten ihre Rolle bereits gespielt. Einen Augenblick überlegte Nuramon, dann fasste er einen Entschluss. Er nahm den Bogen vom Sattel und trat zu Nomja. Die Elfe war schon aufgesessen. »Hier, Nomja, das möchte ich dir schenken.«

»Was?« Die Kriegerin schaute ihn verwundert an. »Warum?«

»Für deine Heldentat während der Seeschlacht … Und außerdem sollte die beste Schützin diesen Bogen tragen.«

Sie nahm die Waffe zögernd entgegen. »Ich wäre eine Närrin, dieses Geschenk abzulehnen. Ich danke dir.«

Nuramon stieg auf, und Seite an Seite ritt er mit Nomja zur linken Flanke. Dort erwarteten ihn die Reiter seiner Sippe. Jeder von ihnen war mit einem Kurz- und einem Langschwert bewaffnet. Die Alvemerer Reiter hatten rechts neben ihnen Stellung bezogen. Sie trugen kurze Lanzen und waren zusätzlich mit Langschwertern bewaffnet. Nomja kam links neben Nuramon heran und hielt sich so am Rande ihrer Reiterei. Nuramon konnte sehen, wie verwundert Nomjas Reiter über ihren neuen Bogen waren. Sie hatten Kurzbogen, die sie auf den Pferden leichter handhaben konnten, und Schwerter für den Nahkampf.

Das Warten schien kein Ende zu nehmen. Ab und an kamen Boten zu Nuramon und berichteten, dass es auch an der Shalyn Falah und den anderen Orten noch nicht zum Kampf gekommen sei. Dann endlich hieß es, der Feind werde in Kürze über die Hügel kommen. Nuramons Herz pochte. Hatte er etwa Angst? Fürchtete er, dass die Masse der Feinde sie erdrücken und sein kleiner Plan jämmerlich scheitern würde?

Da sah er weiße Banner, die sich hinter den Hügeln erhoben. Er musste nicht durch Alwerichs Fernrohr schauen, um zu wissen, dass der dunkle Fleck in der Mitte der Feldzeichen der Schwarze Baum des Tjured war.

Die ersten Feinde kamen in Sicht. Sie erschienen auf der ganzen Länge der Hügelkette und strömten langsam die Anhöhe herab; Reihen um Reihen folgten ihnen.

Nuramon nahm das Fernrohr und spähte hindurch. Zuerst sah er nur Silber und Gold, doch dann erkannte er die Krieger. Es hieß, die Mehrheit der Gegner komme aus dem wilden Drusna. Ihre Rüstungen waren ganz aus Metall und verliehen ihnen breite Schultern. Die Helme glänzten silbern im Sonnenlicht. Golden aber waren ihre Gesichter, denn sie trugen Masken. Vor Schreck hielt Nuramon den Atem an. Diese Masken zeigten das Gesicht Guillaumes, das ihn so sehr an Noroelle erinnerte. Nuramon schwenkte das Fernrohr nach links und nach rechts, und überall sah er das Gesicht seiner Geliebten.

Immer mehr Krieger marschierten über die Hügelkette. Die erste Reihe hatte bereits den Fuß des Hügels erreicht. Von der linken Flanke kamen Reiter herbei und setzten sich vor das feindliche Fußvolk. Auch ihre Gesichter waren von goldenen Masken bedeckt. Nuramon war halb benommen. Ob Reiter oder Fußkämpfer, jeder Feind, dem er gegenüberträte, würde das Antlitz Noroelles tragen. Und nun musste er zusehen, wie sich diese Streitmacht vor dem Hügel formierte und gegen sie ins Feld zog. Welch ein Heer! Die Reiterei allein wäre schon ein würdiger Gegner gewesen.

Langsam bewegten sich die Feinde voran, und Nuramon merkte, wie die Elfen um ihn herum unruhig wurden. Nomja beugte sich zu ihm herüber. »Wir haben noch nie gegen so ein großes Heer gestanden.«

»Wir haben einen entscheidenden Vorteil«, entgegnete Nuramon leise. »Für uns ist dies die letzte Schlacht. Wir werden alles opfern, wenn es sein muss. Für sie aber ist dieser Kampf einer von vielen. Sie glauben, wenn sie heute nicht gewinnen, dann warten in der Zukunft neue Gelegenheiten auf sie. Sie werden sich wundern. Und unterschätze mir die Zwerge nicht!«

Nomja nickte und schwieg.

Die Feinde waren inzwischen bis auf etwa achthundert Schritt herangekommen und verharrten dort. Zwischen Schlucht und Wald erstreckte sich nun ein Meer von Kriegern, und es war nur eine Frage von Augenblicken, bis die Flut kam.

Schon setzten sich die feindlichen Reiter wieder in Bewegung. Zuerst trabten sie langsam an, doch schon wurden sie schneller und schneller, bis sie in vollem Galopp und auf breiter Front näher kamen. Sie bildeten mehr als ein Dutzend Reihen und hielten die Lanzen hoch erhoben. Die Erde erbebte vom Hufschlag ihrer Pferde.

»Haltet euch bereit!«, rief Nomja den Kriegern zu. Ihre Bogenschützen und Reiter legten Pfeile auf die Sehnen. »Wir schießen auf deinen Befehl«, sagte sie zu Nuramon und hob die Hand. Sogleich legten die Schützen an.

Die Reiter waren noch etwa zweihundert Schritt von ihnen entfernt, als Nuramon spürte, dass Nomja unruhig wurde und ihn aus den Augenwinkeln betrachtete.

»Schießt!«, rief Nuramon.

Nomja senkte die Hand, und hunderte von Bogen klapperten und sandten die zischenden Pfeile los. Ein tödlicher Hagel ging auf die feindliche Reiterei nieder.

Nuramon konnte nicht sehen, wie es auf Mandreds Seite aussah, doch hier vor ihnen knickte die Flanke der Feinde ein. Pferde und Reiter gingen zu Boden, wurden niedergetrampelt oder von weiteren Pfeilen niedergestreckt. Die Überlebenden versuchten so weit wie möglich von den Schützen fortzukommen und drängten in die Mitte, denn von den Zwergen schlug ihnen kein Beschuss entgegen. Manche ließen sich lieber zurückfallen und zogen so die Formation der gegnerischen Reiterei in die Länge.

Nomja hatte Nuramons alten Bogen angelegt und schoss. Immer neue Pfeile sandten die Schützen den Reitern entgegen. Und doch war der Strom der Feinde noch immer so mächtig, dass Nuramon um die Zwerge fürchtete.

Ein Blick hinter die gegnerische Reiterei zeigte Nuramon, dass das Fußvolk mit einigem Abstand folgte. Er zog sein Langschwert und hielt es in die Höhe. »Mir nach, ihr Albenkinder! Für Albenmark!« Dann ritt er los, und seine Leute folgten ihm.

Es fehlte nicht mehr viel, und die Reiterei würde auf die Zwerge treffen. Nuramon wartete darauf, dass Wengalfs Leute irgendetwas unternahmen. Es sah fast so aus, als stünde dort gar kein Heer, sondern ein riesiges Gestell aus Schilden, das ein kluger Stratege ersonnen hatte, um seinen Feinden die Anwesenheit von Kriegern vorzugaukeln, wo es keine gab. Fünfzig Schritt vor den Zwergen senkten die Ordensritter die schweren Lanzen. Zwanzig Schritt, und sie ritten noch immer so schnell, als könnte nichts ihren Weg versperren. Zehn Schritt, und es geschah! Zwischen den Schilden der Zwerge schossen blitzschnell die Partisanen hervor; sie drehten die Klinge, sodass die Ohren quer standen, und stellten sich mit einem raschen Ruck schräg nach oben. Die Feinde ritten auf ganzer Länge in die Spieße hinein. Nuramon beobachtete, wie einige von ihnen es tatsächlich schafften, ihr Pferd zu zügeln. Doch die nachfolgenden Reiter drängten sie in die Lanzen. Manche Pferde setzten über den spitzen Wall hinweg und verschwanden in den Reihen der Zwerge. Die Reiterei als Ganzes aber wurde aufgehalten, als wäre sie gegen die Mauer einer Feste geritten. Die Feinde drängten ineinander, schoben sich ungewollt voran.

Ehe sie sich neu orientieren konnten, war Nuramon mit seinen Leuten heran. Er hob das Schwert. Doch als er es auf den ersten Feind niederfahren lassen wollte, blickte dieser ihm entgegen, und Nuramon sah in das Gesicht seiner Liebsten. Er wollte den Feind verschonen, doch der Ritter griff an. Nuramon war es, als führte Noroelle das Schwert gegen ihn, um ihn für sein Versagen zu strafen. Die Klinge streifte seinen Schulterpanzer. Dann war er an ihm vorbeigeritten.

Langsam kam ihr Vorstoß zum Halten, und sie befanden sich mitten im Gedränge der Schlacht. Nuramon war unfähig, auch nur einen Schlag zu führen. Um ihn herum hatten das Töten und das Sterben längst begonnen. Seine Verwandten nahmen ihn in ihre Mitte und schützten ihn von allen Seiten, während er nur wie gebannt in die Gesichter der Feinde blicken konnte.

Dann wurde Lumnuon von einem Schwertstoß ins Bein getroffen und schrie auf. Fassungslos blickte Nuramon dem feindlichen Krieger in das Maskengesicht. Als dieser das Schwert hob, um einen Streich gegen Lumnuons Kopf zu führen, packte Nuramon die Wut. Er stieß mit seinem Langschwert zu. Die Klinge durchdrang den Brustpanzer des Ritters. Als der Elf sein Schwert dem Körper entriss, sank der Feind im Sattel zusammen.

Plötzlich wurde Nuramon aus dem Sattel gerissen. Hart schlug er auf dem Boden auf. Über sich sah er einen Maskenträger, der zum Schlag ausholte.

Nuramon rollte zur Seite und sprang auf. Zwei Schläge des Feindes parierte er, dann deutete er einen Angriff auf den Kopf an, zog mit der Linken Gaomees Schwert und stieß dem Gegner die Klinge in den Hals. Rasch schaute er sich um und erkannte, dass er von seiner Sippe umgeben war. So wandte er sich wieder dem Tjuredkrieger zu. Der lag auf dem Rücken und rang gurgelnd um Luft.

Nuramon beugte sich über den Todgeweihten und zog ihm die Maske fort. Darunter kam das blutbefleckte Gesicht eines Jünglings hervor, der ihm voller Verachtung entgegenblickte. Dann spuckte er Nuramon Blut entgegen, und sein Gesicht erstarrte zu einer hassverzerrten Miene.

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