Kapitel 97.

Der Hashishin lächelte, als er den Lieferwagen in den gewaltigen Steinbau lenkte, der den Tiber überragte. Er trug seine Beute nach oben, weiter und immer weiter durch den spiralförmig verlaufenden Tunnel, und war dankbar, dass sie so schlank war.

Er traf vor der Tür ein.

Die Kirche der Erleuchtung, dachte er in diebischer Schadenfreude. Der alte Versammlungsraum der Illuminati. Wer hätte gedacht, dass die Kirche sich ausgerechnet hier verbirgt?

Drinnen legte er seine Beute auf einen Plüschdiwan. Er band ihr fachmännisch zuerst die Arme hinter dem Rücken zusammen; dann fesselte er ihr die Füße. Das, wonach er gierte, würde warten müssen, bis er seine letzte Aufgabe erfüllt hatte: Wasser.

Trotzdem blieb ihm noch ein wenig Zeit zum Schwelgen. Er kniete neben ihr nieder und fuhr mit der Hand über einen ihrer Schenkel. Die Haut fühlte sich glatt an. Höher hinauf. Seine dunklen Finger tasteten sich unter den Saum ihrer Shorts. Höher.

Er hielt inne. Geduld, sagte er sich trotz der wachsenden Erregung. Es gibt noch Arbeit, die du erledigen musst.

Er trat hinaus auf den steinernen Balkon der großen Kammer. Der Abendwind kühlte seine Leidenschaft langsam ab. Tief unter ihm toste der Tiber. Er hob die Augen und blickte zur Kuppel des Petersdoms, etwas weiter als einen Kilometer entfernt, nackt unter dem grellen Leuchten Hunderter Scheinwerfer, die Fernsehstationen aus aller Welt auf dem weiten Platz aufgestellt hatten.

»Deine letzte Stunde«, sagte er laut und dachte an die

Tausende von Muslimen, die während der Kreuzzüge abgeschlachtet worden waren. »Um Mitternacht wirst du deinem Gott gegenübertreten.«

Hinter ihm in der Kammer regte sich die Frau. Der Hashshin wandte sich um. Er überlegte, ob er sie aufwachen lassen sollte

- das Entsetzen in den Augen einer Frau war das beste aller Aphrodisiaka.

Doch er entschied sich dagegen. Besser, wenn sie bewusstlos blieb, während er weg war. Auch wenn sie gefesselt war und nicht entkommen konnte, wollte er nicht zurückkehren und sie erschöpft vorfinden vom Kampf gegen die Fesseln. Ich möchte, dass du dir deine Kraft aufsparst, für mich.

Er hob ihren Kopf an, schob seine Hand unter ihren Nacken und fand die hohle Stelle direkt unter der Schädelbasis, den Druckpunkt zwischen Meridian und Basis. Mit rücksichtsloser Kraft trieb er seinen Daumen in den weichen Knorpel und spürte, wie er nachgab. Die Frau erschlaffte augenblicklich. Zwanzig Minuten, dachte er. Sie würde den aufreizenden Abschluss für einen perfekten Tag bilden. Nachdem sie ihm zu Willen gewesen und dabei gestorben war, würde er auf den Balkon hinaustreten und das mitternächtliche Feuerwerk beim Vatikan beobachten.

Er ließ seine Beute bewusstlos auf dem Diwan zurück und ging hinunter zu einem unterirdischen Gewölbe, das von Fackeln erhellt wurde. Die letzte Aufgabe. Er trat zum Tisch und bewunderte die heiligen Metallformen, die dort für ihn zurückgelassen worden waren.

Wasser. Es war seine letzte.

Er nahm eine Fackel von der Wand, wie er es bereits dreimal zuvor getan hatte, und begann das Ende aufzuheizen. Als es weiß glühend war, ging er damit zu der Zelle.

Darin stand ein einzelner, schweigender Mann. Alt und allein.

»Kardinal Baggia«, zischte der Hashishin, »haben Sie Ihr

letztes Gebet gesprochen?«

Die Augen des Italieners zeigten keine Furcht. »Nur für deine Seele, mein Sohn.«

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