Günther Glick starrte fast zehn Sekunden wortlos auf das Mobiltelefon in seiner Hand, bevor er es schließlich zuklappte.
Chinita Macri blickte aus dem hinteren Teil des Übertragungswagens neugierig zu ihm. »Was ist los?«, fragte sie. »Wer war das?«
Glick wandte sich um. Er fühlte sich wie ein Kind, das soeben ein Weihnachtsgeschenk erhalten hatte und befürchtete, dass es dieses Geschenk nicht behalten durfte. »Ich hab gerade einen Tipp bekommen. Irgendetwas geht da im Vatikan vor.«
»Man nennt es Konklave«, witzelte Chinita. »Was für ein Mordstipp!«
»Nein, etwas anderes.« Etwas verdammt Großes. Er fragte sich, ob die Geschichte, die ihm der Anrufer am Telefon erzählt hatte, überhaupt möglich war. Glick fühlte sich beschämt, als ihm bewusst wurde, dass er es insgeheim hoffte. »Was, wenn ich dir erzähle, dass vier Kardinale entführt wurden und heute Nacht in verschiedenen Kirchen ermordet werden sollen?«
»Ich würde sagen, dass dich irgendjemand im Büro mit einem kranken Sinn für Humor auf den Arm zu nehmen versucht.«
»Was, wenn ich dir erzähle, dass der Anrufer uns den genauen Ort des ersten Mordes nennen wird?«
»Mit wem, zur Hölle, hast du da geredet?«
»Er hat seinen Namen nicht genannt.«
»Vielleicht, weil er nur Scheiße im Kopf hat.«
Glick kannte Chinitas Zynismus und hatte damit gerechnet, doch sie vergaß, dass Lügner und Irre fast ein Jahrzehnt lang Günther Glicks tägliches Brot beim British Tattier gewesen waren. Dieser Anrufer gehörte weder zur einen Gruppe noch zur
anderen; der Anrufer war eiskalt gewesen und hatte genau gewusst, worüber er sprach. Kühl und logisch. Ich rufe Sie kurz vor acht wieder an, waren seine Worte gewesen, und verrate Ihnen, wo der erste Mord verübt wird. Die Bilder werden Sie berühmt machen. Glick hatte gefragt, warum der Anrufer ihm diese Information gab, und die Antwort war eisig gewesen. Die Medien sind der rechte Arm des Terrors.
»Er hat mir noch etwas anderes verraten«, fuhr Glick fort.
»Was denn? Dass Elvis Presley zum Papst gewählt worden ist.
»Geh mal in die BBC-Datenbank, ja?« Adrenalin rauschte in seinen Ohren. »Ich möchte wissen, was wir sonst noch über diese Typen haben.«
»Was für Typen?«
»Immer mit der Ruhe.«
Chinita Macri seufzte und wählte sich in die Datenbank der BBC ein. »Kann ein bisschen dauern.«
Glicks Gedanken überschlugen sich. »Der Anrufer wollte wissen, ob ich einen Kameramann bei mir habe.«
» Ich bin Videografin.«
»Und ob wir Live übertragen können.«
»Auf eins Komma fünf drei sieben Megahertz. Was hat das alles zu bedeuten?« Der Bildschirm wurde hell. »In Ordnung, wir sind drin. Wonach suchst du?«
Glick nannte ihr das Schlüsselwort.
Chinita starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. »Ich hoffe sehr, dass das kein Witz ist!«