Kapitel 44.

Im Zentralbüro der British Broadcasting Corporation in London, westlich vom Piccadilly Circus, klingelte das Telefon. Eine junge Redakteurin nahm den Anruf entgegen.

»BBC«, sagte sie und drückte ihre Dunhill in einem Aschenbecher aus.

Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang rau und besaß einen arabischen Akzent. »Ich habe eine Story, die Ihren Sender interessieren dürfte.«

Die Redakteurin zückte einen Stift und nahm einen Block zur Hand. »Worum geht es?«

»Die Papstwahl in Rom.«

Sie runzelte die Stirn. BBC hatte erst am Vortag einen Bericht über die bevorstehende Wahl gebracht - mit katastrophalen Zuschauerzahlen. Die Öffentlichkeit, so schien es, interessierte sich herzlich wenig für das Geschehen in der Vatikanstadt. »Und was genau?«

»Haben Sie einen Korrespondenten in Rom?«

»Ich glaube ja.«

»Ich muss direkt mit ihm reden.«

»Es tut mir Leid, aber ohne nähere Einzelheiten kann ich Ihnen die Nummer nicht geben.«

»Das Konklave befindet sich in ernster Gefahr. Mehr kann ich Ihnen nicht verraten.«

Die Redakteurin machte sich eine Notiz. »Ihr Name?«

»Tut nichts zur Sache.«

Das war nicht weiter überraschend. »Haben Sie Beweise für Ihre Behauptung?«

»Die habe ich.«

»Ich würde die Information gerne weiterverfolgen, aber es widerspricht der Politik unseres Hauses, die Telefonnummern unserer Reporter bekannt zu geben, es sei denn.«

»Ich verstehe. Ich werde bei einem anderen Sender anrufen. Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«

»Einen Augenblick bitte!«, sagte die Redakteurin. »Können Sie in der Leitung bleiben?«

Sie legte den Anrufer in eine Warteschleife und massierte sich den Hals. Die Kunst, potenzielle Irre abzuwimmeln, war keineswegs eine exakte Wissenschaft, doch dieser Fremde hatte soeben die beiden grundlegenden Tests der BBC auf Authentizität eines Anrufs bestanden. Er hatte sich geweigert, seinen Namen zu nennen, und er war begierig, das Gespräch wieder zu beenden. Irre und Sensationsjäger fingen in der Regel an zu jammern und zu flehen.

Zu ihrem Glück lebten Reporter in der ständigen Furcht, die große Story zu verpassen; deswegen akzeptierten es die Korrespondenten üblicherweise, wenn der eine oder andere wahnsinnige Psychopath unter den Informanten war. Eine Story zu verpassen, wäre unentschuldbar gewesen.

Gähnend starrte die Redakteurin auf den Bildschirm und tippte den Suchbegriff »Vatikanstadt« ein. Als sie den Namen des Reporters sah, der über die Papstwahl berichten sollte, kicherte sie vor sich hin. Er war ein neuer Kollege, den die BBC von irgendeinem schrillen Londoner Klatschblatt abgeworben hatte; seine Aufgabe bestand darin, über die profaneren Dinge zu berichten. Der Chefredakteur hatte ihn offensichtlich ganz unten auf der Leiter postiert.

Er langweilte sich wahrscheinlich zu Tode, während er die ganze Nacht auf seine Gelegenheit wartete, einen Zehn-Sekunden-Bericht aufzuzeichnen. Wahrscheinlich war er dankbar für ein wenig Abwechslung.

Die Redakteurin notierte die Mobiltelefonnummer des

Korrespondenten. Dann, nachdem sie sich eine weitere Dunhill angesteckt hatte, befreite sie den Anrufer aus der Warteschlange und nannte ihm die gewünschte Information.

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