Kapitel 10.

Die Gasse war schmal und verlassen. Der Hashishin bewegte sich schnell, und in seinen Augen leuchtete Erwartung. Als er sich seinem Ziel näherte, hallten die Abschiedsworte von Janus in seinem Bewusstsein wider. Phase zwei beginnt in Kürze. Ruhen Sie sich aus.

Der Hashishin grinste böse. Er war die ganze Nacht auf den Beinen gewesen, dachte aber nicht an Schlaf. Schlaf war für die Schwachen. Er war ein Krieger wie seine Vorfahren, und seine Vorfahren hatten niemals geschlafen, wenn die Schlacht erst entbrannt war. Und die Schlacht hatte begonnen. Ihm war die Ehre zuteil geworden, das erste Blut zu vergießen. Jetzt blieben ihm zwei Stunden, um seinen Sieg zu feiern, bevor es an die Arbeit zurückging.

Schlaf? Es gibt bessere Wege zu entspannen...

Den Appetit auf Sinnesfreuden hatte er von seinen Ahnen geerbt. Sie hatten sich dem hashish hingegeben, doch er bevorzugte eine andere Art von Vergnügen. Er war stolz auf seinen Körper - eine gut entwickelte, tödliche Maschine, die er - trotz seines Erbes - unter keinen Umständen mit Rauschmitteln vergiften würde. Er hatte eine nahrhaftere Sucht als die auf Drogen entwickelt. eine weit gesündere und befriedigendere Belohnung obendrein.

Der Hashishin spürte, wie eine vertraute Vorfreude in ihm aufstieg, und er beschleunigte seine Schritte durch die Gasse. Er gelangte zu einer unauffälligen Tür und betätigte die Klingel. Ein Sehschlitz wurde geöffnet, und zwei sanfte braune Augen betrachteten ihn abschätzend. Dann wurde die Tür geöffnet.

»Willkommen«, sagte die gut gekleidete Frau. Sie führte ihn in ein tadellos eingerichtetes Wohnzimmer, in dem gedämpftes

Licht brannte. Die Luft roch nach teurem Parfüm und Moschus. »Wann immer Sie bereit sind.« Sie reichte ihm ein Fotoalbum. »Läuten Sie nach mir, wenn Sie Ihre Wahl getroffen haben.« Mit diesen Worten verschwand sie.

Der Hashishin lächelte.

Während er auf dem Plüschsofa saß und das Fotoalbum studierte, spürte er einen animalischen Hunger in sich aufsteigen. Er schlug das Album auf und betrachtete die Fotos, die ihm sämtliche sexuellen Fantasien zeigten, die er sich je erträumt hatte.

Marisa. Eine italienische Göttin. Feurig. Eine junge Sophia Loren.

Sachiko. Eine japanische Geisha. Geschmeidig. Ohne Zweifel sehr geschickt.

Kanara. Ein atemberaubender Anblick in Schwarz. Muskulös und exotisch.

Er ging das gesamte Album zweimal durch und traf seine

Wahl. Er drückte einen Knopf auf dem Tisch neben sich. Einen Augenblick später erschien die Frau, die ihn eingelassen hatte. Er deutete auf seine Favoritin. Die Frau lächelte. »Folgen Sie mir.«

Nachdem die letzten Arrangements ausgehandelt waren, telefonierte die Frau kurz und mit gedämpfter Stimme. Sie wartete ein paar Minuten; dann führte sie ihn eine gewundene Marmortreppe hinauf in einen luxuriös eingerichteten Korridor. »Es ist die goldene Tür am Ende des Gangs«, sagte sie. »Sie haben einen kostspieligen Geschmack.«

Das sollte ich auch, dachte er. Ich bin ein Connaisseur.

Der Hashishin bewegte sich durch den Korridor wie ein Panter in Erwartung seiner längst überfälligen Mahlzeit. Als er die Tür erreichte, lächelte er in sich hinein. Sie war nur angelehnt. und lud ihn ein. Er drückte dagegen, und sie öffnete

sich lautlos.

Als er sie sah, wusste er, dass er eine gute Wahl getroffen hatte. Sie erwartete ihn genauso, wie er es verlangt hatte. nackt, auf dem Rücken liegend, die Arme mit dicken Samtschnüren an die Bettpfosten gefesselt.

Er durchquerte das Zimmer und fuhr mit seinen dunklen Fingern über ihren elfenbeinernen Unterleib. Ich habe letzte Nacht getötet, dachte er. Du bist meine Belohnung.

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