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Ich wickelte mich tiefer in meine Jacke, während ich durch das hohe Gras auf der anderen Seite des Hügels stapfte; der Herbstwind kühlte meine heißen Wangen.

Immer wenn ich an sein Gesicht dachte, als er begriffen hatte, dass ich ihn die ganze Zeit über sehr wohl verstanden hatte, lachte ich in mich hinein.

Obwohl ich selbst wohl am meisten erschrocken war, als ich meine eigene Stimme hörte. Mit nur drei Silben die unsichtbare Mauer zum Einsturz brachte, die mir Sicherheit gab und hinter der ich mich allmählich wohlzufühlen begann.

Ist ein Wort erst einmal ausgesprochen, kann es nie wieder zurückgenommen werden – das war eine der Weisheiten, die der alte Anshin an mich weitergegeben hatte.

Oft war mir sein Garten Zuflucht gewesen, wenn ich mich in Schwierigkeiten gebracht hatte. Mich an den strengen Regeln meines neuen Zuhauses blutig stieß, meist wegen meiner vorschnellen Zunge.

Gegen den ersten Zorn half es, mit einem Stock auf das Gebüsch jenseits der Mauern einzudreschen; es tat gut, mit meinem Schwert die Wiesen unten am Hang niederzumähen. Doch selbst wenn ich mich dabei völlig verausgabt hatte, mit müden Muskeln nach Luft schnappte, tobte es manchmal immer noch in mir.

Dann ging ich zu Anshin in den Garten. Einfach nur zuzusehen, wie er mit aller Zeit der Welt seine Kräuter hegte, seine Zwiebeln und Rosen und seine Zwergenbäumchen, beruhigte und tröstete mich.

Anshin hörte mir zu.

Anshin wusste Rat. In wenigen, besonnenen Worten.

Bei Anshin lernte ich zu schweigen. Stillzuhalten.

Während meine Meister mich die Kontrolle über meinen Körper lehrten, lehrte mich der alte Gärtner die Kontrolle über meinen Geist.

Es war kein leichtes Leben, das ich führte, aber ein gutes. Ungleich besser als dasjenige, das für mich vorgesehen gewesen war. Ich liebte die Freiheit, die dieses Leben mir gab. Den Sinn, den es mir an jedem neuen Tag schenkte.

Und trotzdem fühlte es sich gut an, mich aus meinem eigenen Schatten gelöst zu haben. Die Maske der stillen Beobachterin abzuwerfen. Nicht mehr nur eine der unzähligen namenlosen jianghu zu sein, die allein oder zu mehreren durch das Land zogen.

Sondern ich selbst.

Ich war froh, dass ich dieses eine Wort ausgesprochen hatte und es nun nie wieder zurücknehmen konnte.

Ich hoffte auf viele weitere Worte.

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