[Donnerstag, 15. 3. 90]


Nicoletta, was ist passiert?107 Ich bin wie betäubt. Ich erfuhr es beiläufig von Jörg. Sonst weiß ich nichts! Was kümmert Sie Barrista? Wenn ich mir vorstelle, daß ich zur selben Zeit zu Hause lag und die Minuten bis zur Ihrer Abfahrt zählte — jetzt weiß ich, ich habe so etwas geahnt, irgend etwas Unheilvolles. Aber Barrista? Was hat der mit uns zu tun? Was uns betrifft, gibt es ihn nicht. Was werfen Sie ihm vor, was mir? Was hat er denn für eine Bedeutung? Ist er nicht jemand, der eher Mitleid verdient oder Nachsicht? Einer, der viel zu kompensieren hat? Doch das ist völlig egal! Warum lassen Sie mich für ihn büßen? Oder wie sonst ist Ihr Schweigen zu deuten? Sieht man B. zum ersten Mal, wirkt er befremdlich. Woher seine seltsamen Manieren und Ansichten stammen, weiß ich nicht. Sollten sie denn zu etwas anderem gut sein, als von seinem Äußeren abzulenken? Hier macht sich jeder über seine spitzen Stiefel mit den schiefen Absätzen lustig. Letztlich kann ich über B. nicht mehr sagen, als daß er sich mit dieser ungewöhnlichen Anfrage an die Zeitung gewandt hat. Seine Begründung dafür ist schmeichelhaft. Aus welchem Grund sollten wir nicht mit ihm zusammenarbeiten?

Woher kennen Sie ihn denn? Oder ist er Ihnen — ich wage es gar nicht zu schreiben — unhöflich oder sonstwie quer begegnet? Glauben Sie mir, auch nur ein Hinweis dieser Art — und er kann bleiben, wo der Pfeffer wächst!

B. ist abgereist, keiner weiß, wann er wiederkommt.

Schreiben Sie mir bitte ein paar Zeilen, ich bitte Sie!

Von ganzem Herzen

Ihr Enrico

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