Nach zwei Stunden auf dem Patrouillenboot der finnischen Marine sieht Joona zum ersten Mal Raphael Guidis schlanke Luxusjacht am Horizont dahingleiten. Im Sonnenlicht ähnelt sie einem glitzernden Kristallschiff.
Kapitän Pasi Rannikko kommt zurück, stellt sich neben ihn und nickt zu der großen Jacht hinüber.
»Wie nahe sollen wir herangehen?«, fragt er.
Joona wirft ihm einen eisgrauen Blick zu.
»So nahe, dass wir sehen können, was an Bord vorgeht«, sagt er ruhig. »Ich muss …«
Er verstummt jäh, als er plötzlich Stiche in den Schläfen spürt. Er stützt sich auf die Reling und versucht, langsam zu atmen.
»Was ist los?«, fragt Pasi Rannikko amüsiert. »Sind Sie etwa seekrank?«
»Es geht schon«, erwidert Joona.
Wieder pocht der Schmerz, und er hält sich fest, und es gelingt ihm, sich durch den gesamten Schmerzschub hindurch auf den Beinen zu halten. Er weiß, dass er jetzt auf keinen Fall seine Medikamente nehmen darf, denn sie könnten ihn unkonzentriert und müde machen.
Joona spürt, dass der kühle Fahrtwind die Schweißtropfen auf seiner Stirn erkalten lässt. Er denkt an Disas Blick, ihr ernstes, zartes Gesicht. Die Sonne funkelt auf der glatten Meeresoberfläche, und vor seinem inneren Auge taucht plötzlich die Brautkrone auf. Sie glänzt in ihrer Vitrine im Nordischen Museum mit einem sanften Schimmern auf den geflochtenen Spitzen. Er denkt an den Duft von Wildblumen und an eine Kirche, die für eine Sommerhochzeit mit Laub geschmückt wurde, sein Herz schlägt sehr laut, weshalb er anfangs nicht merkt, dass der Kapitän mit ihm spricht.
»Was meinen Sie?«
Joona sieht Pasi Rannikko verwirrt an und schaut dann zu der großen weißen Jacht hinüber.