Penelope und Björn wissen nicht, wie lange sie sich schon still in der tiefen Felsspalte versteckt halten. Bis zur zweiten Nacht haben sie zusammengekauert im Schatten unter dem Stamm einer umgeknickten Kiefer gesessen.
Sie hatten nicht mehr die Kraft, weiterzufliehen, ihre Körper waren völlig erschöpft, sie haben abwechselnd geschlafen und Wache gehalten.
Ihr Verfolger hatte jeden ihrer Schritte vorhergesehen, doch nun ist das Gefühl seiner unmittelbaren Nähe verschwunden, er ist lange seltsam still geblieben. Diese magnetische Wahrnehmung im Rücken, diese schauderhafte Ahnung, dass jemand dicht hinter ihnen lief, war bereits verschwunden, als sie die Straße verlassen hatten, die zu den Siedlungen führte, als sie die spontane Entscheidung trafen, sich in den Wald zu schlagen, sich von Menschen und Festland zu entfernen.
Penelope weiß nicht, ob es ihr gelungen ist, auf dem Anrufbeantworter ihrer Mutter eine Nachricht zu hinterlassen.
Aber schon bald müsste trotz allem jemand Björns Boot finden, denkt sie. Und dann wird die Polizei nach uns suchen.
Sie müssen sich nur verstecken, damit ihr Verfolger sie nicht findet.
Die runden Felsen sind mit grünem Moos bewachsen, aber in der Spalte ist der Stein nackt und an manchen Stellen sickert klares Wasser heraus.
Sie haben Wasser aufgeleckt und sich erneut im Schatten versteckt. Es ist ein sehr heißer Tag gewesen, sie haben ganz still gesessen und gekeucht, aber gegen Abend, als die heiße Sonne hinter den Bäumen verschwunden war, sind sie wieder eingeschlafen.
In Penelopes Gehirn vermischen sich Träume und schlummernde Erinnerungen. Sie hört Viola auf ihrer winzigen Geige mit den kleinen Aufklebern, die den Fingersatz markieren, »Morgen kommt der Weihnachtsmann« spielen und sieht, wie ihre Schwester sich mit rosa Lidschatten schminkt und vor dem Spiegel die Wangen einzieht.
Als Penelope erwacht, ringt sie heftig nach Luft.
Björn hat die Arme um seine Knie geschlungen und zittert.
Als die dritte Nacht verblasst, halten sie es nicht länger aus, sie sind so hungrig und schwach, dass sie ihr Versteck verlassen und weitergehen müssen.
Es ist fast Morgen, als Björn und Penelope das Ufer erreichen. Rote Sonnenstrahlen werden als glühende Streifen an den Rändern der langen Wolkenschleier aufgefangen. Das Wasser liegt in der Dämmerung ruhig und glatt. Zwei Höckerschwäne treiben nebeneinander auf dem Wasser. Ruhig gleiten sie mit langsam paddelnden Füßen hinaus.
Björn streckt die Hand aus, um Penelope zum Wasser zu führen. Plötzlich geben seine Beine vor Müdigkeit nach, er taumelt, rutscht aus, stützt sich mit der Hand auf einen Stein und rappelt sich wieder auf. Penelope stiert ins Leere, während sie ihre Schuhe auszieht, sie miteinander verknotet und sich um den Hals hängt.
»Komm«, flüstert Björn. »Wir schwimmen, denk nicht nach, tu es einfach.«
Penelope will ihn bitten zu warten, weil sie nicht weiß, ob ihre Kräfte ausreichen werden, aber er ist schon auf dem Weg ins Meer. Sie schaudert und blickt zu der Insel auf der anderen Seite des Wassers hinüber, die noch weiter draußen in den Stockholmer Schären liegt.
Sie watet hinter ihm hinaus und spürt, wie sich das kühle Wasser um Waden und Hüften schließt. Der Grund ist steinig und glatt, und das Wasser wird unter ihr rasch tiefer. Ihr bleibt keine Zeit für Zweifel, sie gleitet einfach hinein.
Mit schmerzenden Armen und schweren Kleidern schwimmt sie auf das andere Ufer zu. Björn ist schon weit vor ihr.
Es ist anstrengend, jeder Schwimmzug erscheint ihr schier unerträglich, ihre Muskeln wollen sich einfach nur ausruhen.
Die Insel Kymmendö liegt vor ihnen wie ein sandiger Wall. Sie tritt mit ihren müden Beinen, kämpft weiter und hält sich über Wasser. Plötzlich wird sie von den ersten Sonnenstrahlen über den Bäumen geblendet, sie stechen ihr in den Augen, und sie hört auf zu schwimmen. Es ist kein Krampf, aber ihre Arme können nicht mehr, geben einfach auf. Es geht nur um ein paar Sekunden, aber die nassen Kleider ziehen sie unter die Oberfläche, noch ehe die Arme ihr wieder gehorchen. Als sie hochkommt und nach Luft schnappt, hat sie große Angst, Adrenalin wird durch ihren Körper gepumpt, sie atmet schnell und hat die Orientierung verloren, sieht um sich herum nur Meer. Verzweifelt tritt sie Wasser und dreht sich im Kreis, verbietet sich selbst, zu schreien, und entdeckt schließlich Björns auf und ab wippenden Kopf kurz über der Wasseroberfläche, in fünfzig Meter Entfernung. Penelope schwimmt weiter, weiß aber nicht, ob sie es bis zu der anderen Insel schaffen wird.
Die Schuhe um ihren Hals behindern ihre Schwimmzüge, und sie versucht, sie loszuwerden, aber sie verhaken sich in ihrem Kruzifix. Dann reißt die dünne Kette, und das Kruzifix verschwindet mit den Schuhen im Wasser.
Sie schwimmt weiter, spürt die harten Schläge ihres Herzens, nimmt vage wahr, dass Björn weit vor ihr an Land krabbelt.
Wasser spritzt ihr in die Augen, dann sieht sie Björn am Ufer stehen. Er hält Ausschau nach ihr, obwohl er sich lieber verstecken sollte. Ihr Verfolger könnte sich in diesem Moment an Ornös nördlichem Ufer aufhalten, er könnte irgendwo hinter ihnen stehen und das Gelände mit einem Fernglas absuchen.
Penelopes Bewegungen werden langsamer und schwächer, sie spürt die Schwere und Trägheit in den Beinen, als sich die Milchsäure in den Muskeln der Oberschenkel ausbreitet. Das Schwimmen fällt ihr immer schwerer, das letzte Stück erscheint unüberbrückbar. Björns Augen sind ängstlich, er watet ins Wasser zurück, ihr entgegen, als sie sich dem Ufer nähert. Sie will schon aufgeben, macht aber doch noch ein paar Schwimmzüge und noch ein paar und spürt endlich unter sich den Grund. Björn ist im Wasser, greift nach ihrer Hand, zieht sie an sich und schleift sie auf den steinigen Sandstrand hinauf.
»Wir müssen uns verstecken«, keucht sie.
Er hilft ihr zwischen die Fichten, sie spürt ihre Beine und Füße nicht mehr und friert so sehr, dass sie am ganzen Leib zittert. Sie bewegen sich tiefer in den Wald hinein und bleiben erst stehen, als sie das Meer nicht mehr sehen. Erschöpft sinken sie ins Moos und Blaubeergestrüpp und umarmen sich, während ihre Atemzüge ruhiger werden.
»So geht das nicht«, wimmert sie.
»Wir helfen uns gegenseitig.«
»Ich friere, wir müssen trockene Kleider auftreiben«, stottert Penelope mit klappernden Zähnen an Björns kalter Brust.
Sie rappeln sich auf, und er stützt sie, als sie auf steifen Beinen durch den Wald gehen. Björns nasse Turnschuhe quietschen bei jedem Schritt. Penelopes nackte Füße leuchten weiß auf dem Erdboden. Nass und kalt hängt der Trainingsanzug an ihrem Körper. Schweigend suchen sie sich einen Weg nach Osten, fort von Ornö. Zwanzig Minuten später erreichen sie das andere Ufer. Die Sonne steht schon hoch und glitzert blendend auf dem glatten Meer. Die Luft wird wärmer. Penelope bleibt vor einem Tennisball stehen, der im hohen Gras liegt. Gelblich grün und seltsam fremd erscheint er ihr. Erst als sie erneut aufblickt, entdeckt sie das Haus. Fast verschwunden hinter einer dichten Hecke aus Fliedersträuchern liegt ein kleines rotes Haus mit einer schönen Veranda zum Wasser hin. Die Vorhänge sind in allen Fenstern zugezogen, und in der Laube steht eine Hollywoodschaukel ohne Polster. Das Gras ist hoch, ein abgebrochener Ast von einem alten Apfelbaum liegt quer auf dem Weg aus hellgrauen Pflastersteinen.
»Es ist keiner zu Hause«, flüstert Penelope.
Sie schleichen sich näher an das Haus heran, bleiben auf Hundegebell oder wütende Rufe gefasst. Sie blicken zwischen den Vorhängen hinein, gehen um die Ecke und versuchen vorsichtig, die Haustür zu öffnen. Sie ist abgeschlossen, und Penelope schaut sich um.
»Wir müssen da rein, wir müssen uns ausruhen«, sagt Björn. »Wir werden ein Fenster einschlagen müssen.«
An der Wand steht ein Tontopf, in dem eine kleine Pflanze mit schmalen blassgrünen Blättern wächst. Penelope steigt süßer Lavendelduft in die Nase, als sie sich bückt und einen Stein aus dem Topf nimmt. Er ist aus Plastik und an seiner Unterseite befindet sich ein kleiner Deckel. Sie nimmt ihn ab, zieht den Schlüssel heraus und legt den Plastikstein in den Topf zurück.
Sie schließen auf und gelangen in einen Flur mit einem Fußboden aus Kieferdielen. Penelope spürt, wie ihre Beine zittern, sie sind kurz davor nachzugeben. Tastend sucht ihre Hand nach Halt. An den Wänden hängen plüschige Medaillontapeten. Penelope ist derart müde und hungrig, dass ihr das Haus so unwirklich erscheint wie ein Lebkuchenhaus. Überall hängen gerahmte Fotos mit Widmungen. Unterschriften und Grüße, geschrieben mit Goldstift oder schwarzer Tinte. Die Gesichter kennt sie aus schwedischen Fernsehprogrammen: Siewert Öholm, Bengt Bedrup, Kjell Lönnå, Arne Hegerfors, Magnus Härenstam, Malena Ivarsson, Jacob Dahlin.
Sie gehen weiter in das Haus hinein, durch ein Wohnzimmer und in die Küche, ihre Augen halten unstet Ausschau.
»Hier können wir nicht bleiben«, flüstert Penelope.
Björn geht zum Kühlschrank und öffnet ihn. Er ist mit frischen Lebensmitteln gefüllt. Das Haus ist offenbar doch nicht so verlassen, wie sie angenommen haben. Björn schaut sich um und holt Käse, eine halbe Salami und die Milchtüte aus dem Kühlschrank. In der Vorratskammer findet Penelope ein Baguette und ein Paket Cornflakes. Fiebrig reißen sie das Brot in Stücke, reichen sich abwechselnd den Käse und verspeisen große Bissen, die sie mit dem Brot herunterschlingen. Björn trinkt gierig direkt aus der Milchtüte, die Milch läuft ihm aus den Mundwinkeln den Hals herab. Penelope isst Pfeffersalami und Flakes, nimmt die Milchtüte an, trinkt und verschluckt sich, muss husten und trinkt weiter. Sie lächeln sich nervös an, ziehen sich vom Fenster zurück und essen, bis sie ruhiger werden.
»Bevor wir weitergehen, müssen wir frische Kleider finden«, sagt Penelope.
Während sie das Haus durchsuchen, regt sich nach und nach das eigentümlich kribbelnde Gefühl in ihnen, das man bekommt, wenn einem vom Essen warm wird. Der Kreislauf kommt in Schwung, das Herz schlägt fest, der Magen schmerzt, das Blut fließt in den Adern.
Im größten Schlafzimmer mit einer Glastür zur Fliederlaube gibt es eine Schrankwand mit Spiegeltüren. Penelope öffnet die Schiebetür.
»Was ist denn das?«
Der große Schrank ist vollgestopft mit seltsamen Kleidern. Goldene Jacketts, schwarz glitzernde Paillettengürtel, ein gelber Smoking und eine taillenlange, flauschige Pelzjacke. Verblüfft wühlt Penelope in jeder Menge Stringbadehosen und durchsichtigen, getigerten, tarngemusterten und gestrickten Tangaslips.
Sie öffnet die zweite Schranktür, findet einfachere Kleider, Pullover, Jacken und Hosen. Sie sucht eilig und rafft einige Kleidungsstücke zusammen. Zittrig zieht sie die durchnässte Trainingshose und die Bikinihose aus, streift die enge Kapuzenjacke und das schmutzige Bikinioberteil ab.
Im Spiegel sieht sie sich plötzlich selbst. Sie ist voller blauer Flecken, ihre Haare hängen in schwarzen Strähnen, sie hat Wunden im Gesicht, Abschürfungen und blaue Flecken an den Schienbeinen, sie blutet immer noch aus einer Wunde am Oberschenkel, und ihre Hüfte ist nach dem Sturz den steilen Hang hinunter aufgeschürft.
Sie zieht eine zerknitterte Anzughose, ein T-Shirt mit der Aufschrift »Esst mehr Haferbrei« und einen Strickpullover an. Der Pullover ist groß und reicht ihr bis zu den Knien. Ihr wird noch wärmer, und ihr Körper will sich entspannen. Plötzlich bricht sie in Tränen aus, beruhigt sich aber schnell wieder, wischt sich die Tränen von den Wangen und geht in den Flur, um nach Schuhen zu suchen. Sie findet ein Paar blauer Gummistiefel und kehrt ins Schlafzimmer zurück. Sie sieht, dass Björn lehmverschmiert und nass ist. Er zieht eine lila Velourhose durch den Schmutz. Seine Füße sehen furchtbar aus, erdig und voller Wunden, wo er geht, hinterlässt er eine Blutspur auf dem Boden. Er zieht ein blaues T-Shirt und ein schmales hellblaues Lederjackett mit breiten Aufschlägen an.
Penelope kommen wieder die Tränen, sie quellen hervor, und sie ist zu müde, hat einfach nicht mehr die Kraft, gegen sie anzukämpfen. In ihren Tränen liegt das ganze Grauen ihrer kopflosen Flucht.
»Was geht hier nur vor?«, jammert sie.
»Ich weiß es nicht«, flüstert Björn.
»Wir haben sein Gesicht nicht gesehen. Was will er? Was zum Teufel will er eigentlich? Ich kapiere gar nichts. Warum verfolgt er uns? Warum will er uns etwas antun?«
Sie wischt sich mit dem Ärmel ihres Pullovers die Tränen aus dem Gesicht.
»Ich denke«, fährt sie fort, »ich meine … stell dir vor, Viola hat etwas getan, etwas angestellt. Du weißt doch, ihr Typ, Sergej, mit dem sie Schluss gemacht hat, vielleicht ist der ja kriminell, ich weiß, dass er mal als Türsteher gejobbt hat.«
»Penny …«
»Ich meine ja nur, Viola ist so … vielleicht hat sie etwas getan, was man nicht tun darf.«
»Nein«, flüstert Björn.
»Was heißt hier nein, woher wollen wir das wissen, du brauchst mich nicht zu trösten.«
»Ich muss …«
»Er … dieser Mann, der uns verfolgt … vielleicht will er nur mit uns reden. Ich weiß, dass das nicht stimmt, ich meine nur, dass … ich weiß nicht, was ich meine.«
»Penny«, sagt Björn ernst. »Alles, was passiert ist, ist meine Schuld.«
Er sieht sie an. Seine Augen sind rot unterlaufen, seine Wangen zeichnen sich rot auf dem bleichen Gesicht ab.
»Was sagst du da? Was sagst du denn da?«, fragt sie leise.
Er schluckt.
»Ich habe eine schreckliche Dummheit begangen, Penny.«
»Was hast du getan?«
»Dieses Foto«, antwortet er. »Es geht die ganze Zeit um das Foto.«
»Welches Foto? Das von Palmcrona und Raphael Guidi?«
»Ja, ich habe mich bei Palmcrona gemeldet«, antwortet Björn. »Ich habe ihm von dem Bild erzählt und ihm gesagt, dass ich Geld haben will, aber …«
»Nein«, flüstert sie abrupt.
Penelope starrt ihn an, rückt von ihm ab und kippt versehentlich das Nachttischchen mit dem Wasserglas und dem Radiowecker um.
»Penny …«
»Nein, still«, unterbricht sie ihn mit lauter Stimme. »Ich kapiere gar nichts. Was sagst du da? Was zum Teufel sagst du denn da? Du kannst doch nicht … du kannst doch nicht … Sag mal, spinnst du, hast du Palmcrona erpresst? Hast du ausgenutzt, dass …«
»Aber jetzt hör mir doch mal zu! Es war falsch, ich weiß, er hat das Bild, ich habe ihm das Foto zugeschickt.«
Es wird still. Penelope versucht zu verstehen, was er gesagt hat. Wirre Gedanken schießen ihr durch den Kopf. Sie kämpft darum zu verstehen, was Björn ihr gerade gestanden hat.
»Das ist mein Foto«, sagt sie langsam und versucht, klar zu denken. »Es könnte wichtig sein. Es ist möglicherweise ein wichtiges Bild. Ich habe es vertraulich bekommen, es könnte jemanden geben, der etwas weiß, das …«
»Ich wollte doch nur nicht das Boot verkaufen müssen«, flüstert er und scheint den Tränen nahe zu sein.
»Aber irgendwie kapiere ich das nicht … Du hast das Foto Palmcrona geschickt?«
»Weil ich musste, Penny, weil mir klar wurde, dass ich einen Fehler gemacht hatte … ich musste ihm das Bild geben.«
»Aber … ich muss es haben«, sagt sie. »Begreifst du das nicht? Stell dir vor, die Person, die mir das Foto geschickt hat, meldet sich wieder bei mir und will es zurückhaben. Hier geht es um wichtige Dinge, schwedische Waffenexporte, nicht um dein Geld oder um uns, das ist kein Spiel, Björn.«
Penelope sieht ihn verzweifelt an, und ihre Stimme wird immer gellender.
»Hier geht es um Menschen, um ihr Leben. Ich bin enttäuscht«, sagt sie mit Nachdruck. »Ich bin so verdammt wütend auf dich, ich könnte dich schlagen, ich halte das nicht mehr aus.«
»Aber Penny, ich wusste doch nichts«, erwidert er. »Woher sollte ich das wissen? Du hast mir nichts gesagt, du hast gesagt, das Foto sei peinlich für Palmcrona, du hast nicht gesagt, dass …«
»Was spielt das denn jetzt für eine Rolle?«, unterbricht sie ihn.
»Ich dachte doch nur, dass …«
»Halt’s Maul!«, schreit sie. »Ich will deine Ausflüchte nicht hören, du bist ein Erpresser, ein gieriger kleiner Erpresser, ich kenne dich nicht, und du kennst mich nicht.«
Sie verstummt, und die beiden stehen sich eine Weile gegenüber. Über dem Wasser ruft eine Möwe, und weitere Möwen stimmen ein wie klagende Echos.
»Wir müssen weiter«, sagt Björn kraftlos.
Penelope nickt und hört in der nächsten Sekunde, dass die Haustür geöffnet wird. Ohne Blicke zu wechseln, bewegen sie sich rückwärts, ins Schlafzimmer. Sie hören jemanden Schritt für Schritt näher kommen. Björn versucht, die Verandatür zu öffnen, aber sie ist abgeschlossen. Penelope löst mit zitternden Händen die Fensterhaken, aber für eine Flucht ist es bereits zu spät.