»Erinnert Euch, mein König!« sagte Edith, »daß meine Hand das Mittel sein sollte, Sarazenen und Araber mitsamt ihrem Sultan zum christlichen Glauben zu bekehren!« – »Schön, schön! aber der Wind hat sich gedreht und bläst aus einem andern Winkel,« rief Richard lustig. – »Spottet nicht,« sagte der Einsiedler, indem er nun einige Schritte vortrat; »die himmlischen Scharen künden nichts als Wahrheit; bloß die Augen des Menschen sind zu schwach, Charaktere richtig zu lesen. Wißt, als Saladin und Kenneth in meiner Grotte schliefen, da las ich in den Sternen, daß unter meinem Dache ein Fürst ruhe, Richards natürlicher Feind, mit welchem das Schicksal der Edith Plantagenet vereinigt werden sollte. Konnte ich zweifeln, daß dies der Sultan sein müßte, den ich doch kannte, da er mich oft in meiner Zelle besuchte, um mit mir die Bewegung der Himmelskörper zu studieren? Die Sterne kündeten mir weiter, daß dieser Prinz, Ediths Gemahl, ein Christ sein müsse, und hieraus schloß ich auf Saladins Bekehrung, zumal seine guten Eigenschaften ihn oft dem besseren Glauben geneigt zu machen schienen. Das Gefühl meiner Schwäche hat mich bis in den Staub gedemütigt; aber im Staube habe ich Trost gefunden! Ich habe das Schicksal anderer nicht richtig gelesen; wer kann mir dafür stehen, daß ich nicht auch mein eigenes irrig erklärt habe? Ich kam hierher als der ernste Seher, der stolze Prophet; und gehe von hinnen, demütig und bußfertig, doch nicht hoffnungslos.«

Mit diesen Worten verließ er die Versammlung und soll seit dieser Zeit von seinen Wahnsinnsanfällen verschont geblieben sein, auch seine Kasteiungen in milderer Form geübt haben.

Am folgenden Tage kehrte Richard wieder in sein Lager zurück, und kurze Zeit nachher wurde Graf Huntingdon mit Edith Plantagenet vermählt. Der Sultan sandte als Hochzeitsgeschenk den berühmten Talisman; aber keine damit bewirkte Kur ist derjenigen gleichgekommen, die der Sultan selbst mit ihr verrichtet hatte.

Ende

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