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Dr. Hove zog sich den Mundschutz herunter und drehte sich zu Garcia um. »Er weiß es noch gar nicht?«

Hunter hob fragend die Brauen.

Erneut öffnete Garcia seinen Overall und holte das Notizbuch aus der Brusttasche. »Ich erzähle dir, was wir bis jetzt wissen, aber damit du dir ein klares Bild machen kannst, muss ich bis gestern Nachmittag zurückgehen.«

»Okay.« Hunter war ganz Ohr.

Garcia las vor. »Gestern gegen siebzehn Uhr ist Nicholsons ältere Tochter Olivia gekommen. Ihre jüngere Schwester Allison kam eine halbe Stunde später. Sie haben zusammen mit ihrem Vater zu Abend gegessen und ihm bis circa einundzwanzig Uhr Gesellschaft geleistet. Dann sind beide nach Hause gefahren. Danach ist Melinda, die Pflegerin, mit Mr Nicholson ins Bad gegangen und hat ihn zu Bett gebracht, genau wie jedes Wochenende. Er brauchte etwa eine halbe Stunde zum Einschlafen. Sie ist die ganze Zeit bei ihm geblieben.« Garcia deutete zum Stuhl auf der anderen Seite des Bettes. »Da drüben hat sie gesessen. Sie hatte sich ein paar Bücher zum Lernen mitgebracht.« Er blätterte eine Seite um. »Als er schlief, hat Melinda das Licht ausgemacht, unten noch die Geschirrspülmaschine ausgeräumt und ist so gegen dreiundzwanzig Uhr zurück in ihre Gästewohnung gegangen.«

Hunter nickte und sah erneut zur Wand.

»Dazu kommen wir gleich«, sagte Garcia. »Melinda weiß noch, dass sie alle Türen abgeschlossen hat, einschließlich der Hintertür in der Küche. Was die Fenster angeht, war sie sich aber nicht ganz sicher. Als ich heute früh hier ankam, waren zwei der Fenster im Erdgeschoss nicht verriegelt, das im Arbeitszimmer und das in der Küche. Die Polizisten, die als Erste am Tatort waren, haben versichert, sie hätten nichts verändert.«

»Mit anderen Worten, die Fenster waren wahrscheinlich die ganze Nacht lang offen«, sagte Hunter.

»Höchstwahrscheinlich, ja.«

Hunters Blick wanderte zu der gläsernen Schiebetür, die auf den Balkon hinausführte.

»Die war angelehnt«, klärte Garcia ihn auf. »Anscheinend ist es hier im Zimmer manchmal ein bisschen stickig, vor allem im Sommer. Mr Nicholson mochte keine Klimaanlagen. Der Balkon geht zum Garten und zum Swimmingpool raus. Das Problem ist, die Wand draußen ist praktisch vollständig mit Zaunwinde bewachsen – die am weitesten verbreitete Kletterpflanze Kaliforniens, wie dir ja bekannt sein dürfte. Das hölzerne Rankgerüst ist stabil genug, dass ein Mensch daran hochklettern kann. Es wäre also nicht weiter schwierig, sich vom Garten aus Zutritt zum Zimmer zu verschaffen.«

»Die Spurensicherung wird sich den Garten und den Balkon vornehmen, sobald sie mit dem Haus fertig ist«, warf Dr. Hove dazwischen.

»Ungefähr um Mitternacht«, fuhr Garcia fort, wobei er immer noch aus seinem Notizbuch ablas, »ist Melinda dann eingefallen, dass sie eins ihrer Bücher in Nicholsons Schlafzimmer vergessen hatte. Sie ist zurück zum Haus, hat die Haustür aufgeschlossen und ist die Treppe hoch.« Garcia ahnte bereits, wie Hunters nächste Fragen lauten würden, und beantwortete sie, noch ehe sein Partner sie stellen konnte. »Ja, die Haustür war abgesperrt. Sie erinnert sich noch daran, dass sie sie aufschließen musste. Und nein, ihr ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen, als sie ins Haus gekommen ist. Auch keine Geräusche.«

Hunter nickte.

»Melinda ist also noch mal hier hochgekommen«, berichtete Garcia weiter, »und weil sie Mr Nicholson nicht stören wollte und genau wusste, wo sie ihr Buch liegen gelassen hatte …«, er zeigte auf den Mahagoni-Schreibtisch an der Wand, »… nämlich auf dem Tisch da, hat sie kein Licht gemacht. Sie ist auf Zehenspitzen ins Zimmer geschlichen, hat sich ihr Buch geschnappt und ist wieder raus.«

Hunters Blick ging zurück zur blutigen Wand neben dem Bett, und sein Herz setzte einen Schlag aus, als er begriff, worauf Garcias Schilderung von der Abfolge der Ereignisse hinauslief.

»Heute Morgen hat Melinda den Wecker nicht gehört. Nach dem Aufwachen ist sie so schnell sie konnte zum Haus gelaufen. Sie hat gesagt, sie hat die Haustür um acht Uhr dreiundvierzig aufgeschlossen. Sie hat auf die Uhr gesehen, weil sie wissen wollte, wie spät sie genau dran war.« Garcia klappte sein Notizbuch zu und steckte es zurück in die Tasche. »Sie ist schnurstracks nach oben, und als sie ins Schlafzimmer gekommen ist, hat sie nicht nur die Leiche gesehen, sondern auch noch diese Botschaft da, die der Täter für sie hinterlassen hat.« Er deutete auf die Wand.

Dort stand zwischen Blutspritzern und Abrinnspuren und in großen blutroten Buchstaben geschrieben:

SEI FROH, DASS DU KEIN LICHT GEMACHT HAST.

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