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Es war schon spät. Tito hatte zusammen mit Eddie im Airliner noch zwei Flaschen Champagner klargemacht. Als er wieder in seiner Wohnung in Bell Gardens ankam, spürte er bereits die ersten Anzeichen des mordsmäßigen Katers, mit dem er am nächsten Morgen aufwachen würde.

Tito stolperte durch die Tür. Champagner hatte die seltsame Angewohnheit, ihn ganz schnell betrunken zu machen. Aber wenn er ehrlich war, gefiel es ihm, betrunken zu sein. Und sich mit teurem Champagner zu betrinken, den jemand anders bezahlt hatte, gefiel ihm noch besser. Nur seine Zunge fühlte sich ein bisschen pelzig an.

Er öffnete die Kühlschranktür, goss sich ein großes Glas Orangensaft ein und kippte es in einem Zug hinunter. Dann ging er ins Wohnzimmer zurück und ließ sich auf das alte dunkelrote Sofa fallen, das nach Aschenbecher stank. Dort saß er einige Minuten lang, bevor er beschloss, dass er eine kleine Stärkung nötig hatte. Etwas, das seinen Kreislauf wieder in Gang brachte. Tito erhob sich schwerfällig und ging zur Kommode. Er zog die unterste Schublade auf, nahm ein silbernes Döschen und einen kleinen rahmenlosen Spiegel heraus und trug alles zum Esstisch. Aus der Dose holte er einen handgefalteten Papierumschlag. Er schüttete eine großzügig bemessene Portion weißes Pulver auf den Spiegel und formte mit Hilfe einer Rasierklinge eine lange, dicke Linie. Das war besonders gutes Zeug, fast nicht gestreckt. Erstklassiger kolumbianischer Schnee. Deswegen teilte er ihn auch nie mit den dreckigen, zweitklassigen Nutten, die er mit nach Hause brachte. Nein, dieser Stoff hier war für ihn, und nur für ihn.

Tito suchte in seinen Taschen nach einem neuen Geldschein. Das Einzige, was er fand, war ein Fünf-Dollar-Schein, und neu war der nicht gerade. Aber er würde schon irgendwie gehen. Er war zu betrunken, um nach was Besserem zu suchen. Er rollte den Schein auf, so gut er konnte, dann zog er eine Hälfte der Line in ein Nasenloch und die andere Hälfte ins andere.

Anschließend sackte er auf seinem Stuhl nach hinten, schloss die Augen und kniff sich die Nasenlöcher zu.

»Ja, so gehört sich das«, murmelte er durch zusammengebissene Zähne. Genau das hatte er gebraucht. Er legte den Kopf in den Nacken, saß eine Zeitlang mit geschlossenen Augen da und genoss den Effekt, wie sich Droge und Alkohol in seinem Blut vermischten.

Tito war ganz mit seinem Trip beschäftigt und hörte nicht, wie seine Wohnungstür geöffnet wurde. Er war so hinüber gewesen, dass er ganz vergessen hatte, von innen abzuschließen.

Mit noch immer zurückgelegtem Kopf öffnete Tito schließlich die Augen, aber statt der Zimmerdecke sah er ein Gesicht über sich. Und Augen, die er kannte.

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