16 Mademoiselle de Fargas

Der Zufall wollte, dass Mademoiselle de Fargas und Coster Saint-Victor sich kurz vor dem Dorf La Guerche begegneten, anders gesagt, drei Wegstunden von Cadoudals Lager entfernt.

Coster Saint-Victor, einer der elegantesten Männer jener Zeit, der mit dem Ersten Konsul Bonaparte um die Gunst mehr als einer der hübschesten Schauspielerinnen wetteiferte, hatte kaum gesehen, dass eine schöne Frau in offener Kalesche vorbeifuhr, als er die erste Gelegenheit ergriff, sich ihr zu nähern, sobald die Kalesche langsamer wurde, was ihm umso leichter fiel, als er dem Postwagen zu Pferde folgte.

Diana wollte dem Fremden zuerst in kalter Würde begegnen, doch er begrüßte sie so höflich, und seine Worte und Komplimente waren so wohlgewählt, dass sie sich nur so lange unnahbar zeigte, wie es die guten Sitten unter Reisenden erforderten.

Zudem befand sie sich in einem ihr fremden Land, in dem an jeder Wegbiegung Gefahren lauern konnten. Der Reisende, der so offenkundig ihre Bekanntschaft gesucht hatte, schien mit dem Land bestens vertraut zu sein; er konnte ihr nützlich sein, ihr beispielsweise verraten, wo Cadoudal sich aufhielt.

Beide hatten einander Falschheiten anvertraut.

Coster Saint-Victor hatte gesagt, er heiße d’Argentan und sei Steuereinnehmer der Regierung in Dinan.

Diana hatte ihm erwidert, sie heiße Mademoiselle de Rotrou und sei Postverwalterin in Vitré.

Und von falscher Auskunft zu falscher Auskunft hatten sie einander eine wahre Auskunft offenbart: dass nämlich beide auf der Suche nach Cadoudal waren.

›Kennen Sie ihn?‹, hatte d’Argentan gefragt.

›Ich habe ihn nie gesehen‹, hatte Diana erwidert.

›Dann, Mademoiselle, wäre es mir eine Ehre, Ihnen meine Dienste anzubieten‹, hatte der falsche d’Argentan gesagt. ›Cadoudal ist mein Freund, und wir sind dem Ort, an dem wir ihm begegnen sollten, so nahe, dass ich Ihnen wohl ohne Gefahr offenbaren darf, dass ich nicht der Regierung, sondern ihm als Steuereinnehmer diene. Sollten Sie eine Empfehlung benötigen, Mademoiselle, wäre ich doppelt glücklich, dass der Zufall – oder soll ich sagen: die Vorsehung? – unsere Wege einander kreuzen ließ.‹

›Ich will Ihre Offenheit erwidern‹, sagte Diana, ›und Ihnen gestehen, dass ich so wenig Postverwalterin in Vitré bin, wie Sie Steuereinnehmer in Dinan sind. Ich bin die letzte Überlebende einer vornehmen royalistischen Familie, die auf Rache sinnt und bei ihm dienen will.‹

›Und in welcher Eigenschaft?‹, fragte d’Argentan.

›In der Eigenschaft einer Freiwilligen‹, erwiderte Diana.

Coster sah sie verblüfft an und sagte dann: ›Alles in allem, warum nicht? Dumouriez hatte zwei Demoiselles de Fernig als Aides de Camp. Wir leben in einer so verrückten Zeit, dass man sich auf alles einstellen muss, selbst auf Dinge, die man nicht glauben wollte.‹

Und damit war diese Frage erledigt.

In La Guerche waren sie einer Abteilung republikanischer Soldaten auf dem Weg nach Vitré begegnet.

Beim Verlassen des Dorfes stießen sie auf gefällte Bäume, die den Weg versperrten.

›Oh, zum Henker!‹, rief Coster. ›Es nähme mich nicht wunder, wenn Cadoudal hinter diesem Hindernis steckte!‹

Er hielt an, bedeutete Dianas Kutsche, ebenfalls zu halten, und ließ einmal den Ruf des Käuzchens und einmal den der Schleiereule ertönen.

Rabengeschrei antwortete ihm.

›Unsere Freunde haben uns erkannt; bleiben Sie hier, ich werde Sie abholen. ‹

Zwei Männer erschienen, schufen einen Weg durch die Barrikade, und Diana sah, dass ihr Weggefährte sich einem der Männer in die Arme warf, der Cadoudal sein musste.

Dieser Mann näherte sich ihrem Wagen und nahm seinen Hut ab.

›Mademoiselle‹, sagte er, ›ob Sie weiterreisen oder mir die Ehre erweisen wollen, meine Gastfreundschaft anzunehmen – ich muss Ihnen raten, sich zu beeilen, denn in weniger als einer Stunde werden die Republikaner hier sein, und Sie sehen, dass wir bereit sind, sie zu empfangen.‹

Er wies auf die Barrikade.

›Ganz davon abgesehen‹, fuhr er fort, ›dass ich in den Ginsterbüschen fünfzehnhundert Männer versteckt habe, die eine Musik anstimmen werden, wie Sie sie noch nie gehört haben dürften.‹

›Monsieur‹, sagte Diana, ›ich wollte Sie um Ihre Gastfreundschaft bitten, doch ich danke dem Geschick, das mir erlaubt, ein Schauspiel zu erleben, das ich mir schon immer ersehnt habe, nämlich ein Gefecht.‹

Cadoudal verbeugte sich, machte seinen Männern ein Zeichen, woraufhin eine Schneise für die Kutsche geschaffen wurde, und Diana fand sich auf der anderen Seite der Barriere wieder.

Sie sah sich um; neben den Männern in den Ginsterbüschen, von denen Cadoudal gesprochen hatte, sah sie Tausende, die auf dem Bauch lagen, den Karabiner neben sich.

An die fünfzig Reiter hielten ihre Pferde am Zügel, im Unterholz verborgen.

›Madame‹, sagte Cadoudal zu Diana, ›verargen Sie es mir bitte nicht, dass ich mich jetzt meinen Aufgaben als Anführer widme; sobald ich sie erledigt habe, werde ich mich meinen anderen Aufgaben zuwenden.‹

›Auf, Messieurs, auf‹, sagte Diana, ›und machen Sie sich keine Sorgen meinetwegen. Wenn Sie nur ein Pferd hätten -‹

›Ich habe zwei‹, sagte d’Argentan. ›Das kleinere stelle ich Ihnen gerne zur Verfügung. Es ist allerdings für den Kampf und für einen Mann gesattelt. ‹

›Genau das, was ich benötige‹, sagte Diana, und als sie sah, dass der junge Mann seine Satteltasche vom Pferd nahm, rief sie lachend: ›Danke, Herr Steuereinnehmer aus Dinan!‹

Dann schloss sie das Verdeck ihres Wagens.

Zehn Minuten später ertönten in einer Viertelmeile Entfernung von der Barrikade in den Bergen die ersten Gewehrsalven, und das Gefecht begann.

Bei diesen ersten Schüssen wurde die Tür der Kalesche geöffnet, und ein junger Mann entstieg ihr, elegant als Chouan ausstaffiert. Seine Jacke war aus Samt, aus seinem weißen Gürtel ragten die Griffe zweier doppelläufiger Pistolen, er trug einen Filzhut mit wehender weißer Feder und hatte einen leichten Säbel umgegürtet.

Mit einer Behändigkeit, die den geübten Reiter verriet, sprang er auf das Pferd, das der Diener Coster Saint-Victors hielt, und nahm seinen Platz unter den vierzig oder fünfzig Kavalleristen ein, die der bretonische General befehligte.


Das Gefecht werde ich überspringen«, sagte Hector. »Ich begnüge mich damit zu sagen, dass die Blauen vernichtend geschlagen wurden und sich nach mutiger Gegenwehr um ihren Oberst Hulot im Dorf La Guerche sammelten.

Dieser Kampf hatte für Cadoudal und seine Leute kein besonderes materielles Ergebnis, doch seine moralische Wirkung war unschätzbar.

Cadoudal hatte nicht nur mit seinen zweitausend Mann vier- oder fünftausend kampferprobten erfahrenen Soldaten die Stirn geboten, sondern er hatte den Gegner in die Stadt zurückgezwungen, die dieser verlassen wollte, was vier oder fünf gegnerische Tote gefordert hatte.

Diana hatte in der ersten Reihe gekämpft, immer wieder mit ihrem Karabiner geschossen und mehrmals im Nahkampf ihre Pistolen benutzt.

Coster Saint-Victor kehrte aus dem Gefecht mit einem Bajonettstich durch den Arm zurück, seine Chouanjacke über die Schulter geworfen.

›Monsieur‹, sagte die junge Frau zu Cadoudal, der das Gefecht in der ersten Reihe bestritten hatte, immer wieder vor Pulverdampf unsichtbar, ›Sie wollten mich nach dem Gefecht sprechen, um aus meinem eigenen Mund zu hören, warum ich mich Ihnen anschließen will und was ich von Ihnen wünsche: Das Gefecht ist beendet, ich wünsche, in Ihre Truppe einzutreten. ‹

›Und in welchem Rang, Madame?‹, fragte Cadoudal.

›Im Rang eines einfachen Freiwilligen: Ich habe bewiesen, dass Getöse und Rauch mir keine Angst machen.‹

Cadoudals Stirn verfinsterte sich, und seine Miene nahm einen strengen Ausdruck an.

›Madame‹, sagte er, ›dieser Vorschlag ist weniger harmlos, als es den Anschein haben mag. Ich werde Ihnen etwas Sonderbares erzählen: Da ich zuerst für eine kirchliche Laufbahn bestimmt war, habe ich alle Gelübde mit ganzem Herzen abgelegt und sie immer befolgt. In Ihnen, das bezweifle ich nicht, hätte ich einen bezaubernden Aide de Camp von unstreitiger Kühnheit. Für mich sind Frauen so tapfer wie Männer. Und von Epicharis, die sich mit den Zähnen die Zunge abbiss, um unter der Folter, der Nero sie unterziehen ließ, ihre Komplizen nicht zu verraten, bis zu Charlotte Corday, die ein Ungeheuer vom Antlitz der Welt tilgte, vor dem die Menschen erzitterten, haben sie uns in jedem Jahrhundert immer wieder Proben ihres Mutes gegeben. Doch in unseren religiösen Landgegenden, vor allem in der alten Bretagne, bestehen Vorurteile, vor deren Hartnäckigkeit der militärische Ruhm eines Charette bedeutungslos wurde, und diese Vorurteile können einen Kombattanten nötigen, auf Dienste wie die von Ihnen angebotenen zu verzichten. Manche unserer Anführer hatten Schwestern und Töchter gemeuchelter Royalisten in ihren Feldlagern, doch diesen schuldeten sie Hilfe und Schutz.‹

›Und wer sagt Ihnen, Monsieur‹, rief Diana, ›dass ich nicht Tochter oder Schwester eines gemeuchelten Royalisten bin – oder sogar beides – und dass ich nicht dieses Recht hätte, das Sie eben erwähnten?‹

›Und wie kommt es dann‹, mischte sich lächelnd d’Argentan ein, ›dass Ihr Ausweis von Barras unterzeichnet ist und Sie als Leiterin einer Poststelle in Vitré ausweist?‹

›Hätten Sie die Güte, mir Ihren Ausweis zu zeigen?‹, fragte Diana den falschen d’Argentan.

›Ha! Meiner Treu, gut gegeben‹, rief Cadoudal, den Dianas Kaltblütigkeit und Hartnäckigkeit beeindruckten.

›Und dann werden Sie mir sicherlich erklären, wie Sie dazu kommen, sich als Freund, wenn nicht gar beinahe rechter Arm General Cadoudals in Ihrer Funktion als Steuereinnehmer aus Dinan auf republikanischem Territorium frei zu bewegen?‹

›Ja, sprich‹, sagte Cadoudal, ›erkläre Mademoiselle, wie es kommt, dass du Steuereinnehmer in Dinan bist, und sie wird dir erklären, wie es dazu kommt, dass sie Postverwalterin in Vitré ist.‹

›Oh, das ist ein Geheimnis, das ich vor unserem keuschen Freund Cadoudal nicht gerne enthülle. Aber wenn Sie mich drängen, dann werde ich Ihnen auf die Gefahr hin, ihn erröten zu machen, verraten, dass er in Paris in der Rue des Colonnes nahe dem Theater Feydeau eine gewisse Demoiselle Aurélie de Saint-Amour versteckt hält, welcher der Citoyen Barras nichts abschlagen kann und die mir nichts abschlagen kann.‹

›Und‹, sagte Cadoudal, ›der Name d’Argentan in dem Ausweis meines Freundes verbirgt einen Namen, der ihm als Geleitwort bei allen Banden von Chouans, Vendéens und Royalisten mit weißer Kokarde in ganz Frankreich und im Ausland dient. Ihr Reisegefährte, Mademoiselle, der nun, da er nichts mehr befürchten muss, auch nichts mehr zu verbergen hat, ist kein Steuereinnehmer der Regierung in Dinan, sondern Sendbote zwischen General Rundkopf und den Compagnons de Jéhu.‹

Bei der Erwähnung dieses Namens zuckte Diana unmerklich zusammen.

›Ich muss gestehen‹, sagte der falsche d’Argentan, ›dass ich einer furchterregenden Hinrichtung beigewohnt habe: Der Vicomte de Fargas, der seine Bruderschaft verraten hat, wurde vor meinen Augen erdolcht.‹

Diana spürte, wie das Blut ihren Wangen entwich. Hätte sie ihren Namen genannt, würde sie ihn nennen, wäre ihr ganzes Unterfangen vergeblich gewesen. Der Schwester des von den Compagnons de Jéhu gerichteten Vicomte de Fargas würde man niemals Namen oder Aufenthalt dieser Bruderschaft verraten.

Sie schwieg daher und tat so, als warte sie darauf, dass Cadoudal wieder das Wort ergriff.

Cadoudal deutete ihr Schweigen wie erwartet und fuhr fort: ›Er heißt nicht d’Argentan, sondern Coster Saint-Victor; und hätte er bisher keinen anderen Beweis seiner Gesinnung gegeben als die Verwundung, die er heute für unsere heilige Sache erhalten hat -‹

›Wenn Sie weiter nichts als eine Verwundung zum Beweis unserer Ernsthaftigkeit verlangen‹, sagte Diana ungerührt, ›das können Sie haben.‹

›Und wie?‹, fragte Cadoudal.

›Sehen Sie selbst!‹ Mit diesen Worten zog Diana aus ihrem Gürtel den scharfen Dolch, der ihren Bruder getötet hatte, und durchbohrte ihren Arm an der gleichen Stelle, an der Coster verwundet worden war, mit einem so gewaltigen Stoß, dass die Klinge auf der anderen Seite des Arms heraustrat.

Dann zeigte sie ihren durchbohrten Arm Cadoudal und sagte: ›Sie wollen wissen, ob ich von edler Geburt bin? Sehen Sie selbst! Mein Blut ist, wie ich hoffe, nicht minder blau als das Monsieur Coster Saint-Victors. Sie wollen wissen, mit welchem Recht ich Ihr Vertrauen verlange? Dieser Dolch beweist Ihnen, dass ich mit den Compagnons de Jéhu in Verbindung stehe. Sie wollen wissen, wie ich heiße? Ich bin die Nachfahrin jener Römerin, die sich ein Messer in den Arm stach, um ihrem Ehemann zu beweisen, dass sie nicht schwach war. Ich heiße Porcia!‹

Coster Saint-Victor schrak zurück. Cadoudal, der die Heldin der Rache voller Bewunderung ansah, sagte: ›Ich kann bestätigen, dass das Messer, mit dem die junge Frau sich verwundet hat, in der Tat der Dolch der Compagnons de Jéhu ist, und zum Beweis lege ich den gleichen Dolch vor, den mir der Anführer der Bruderschaft drei Tage vor meiner Aufnahme überreicht hat.‹

Und er nahm einen Dolch aus seiner Brusttasche, völlig gleich dem Dolch, der den Arm der Mademoiselle de Fargas durchstoßen hatte.

Cadoudal reichte Diana die Hand. ›Mademoiselle, von diesem Augenblick an‹, sagte er, ›bin ich Ihr Vater, wenn Sie keinen Vater mehr haben, und wenn Sie keinen Bruder mehr haben, sind Sie meine Schwester. Da wir in einer Zeit leben, in der ein jeder gezwungen ist, seinen Namen unter einem anderen zu verbergen, werden Sie sich als die Römerin, die Sie sind, Porcia nennen. Von dieser Stunde an werden Sie zu uns zählen, Mademoiselle, und da Sie vom ersten Augenblick an Ihrem Rang als Anführerin gerecht wurden, werden Sie der Ratsversammlung beiwohnen, die ich abhalte, sobald der Wundarzt Ihre Wunde versorgt haben wird.‹

›Danke, General‹, sagte Diana. ›Was den Wundarzt betrifft, benötige ich ihn so wenig wie Monsieur Coster Saint-Victor; meine Verwundung ist nicht bedeutender als die seine.‹

Und sie zog den Dolch aus der Wunde, in der er immer noch gesteckt hatte, und zerschnitt ihren Ärmel der Länge nach, so dass ihr schöner Arm ganz zu sehen war.

Dann sagte sie zu Coster Saint-Victor: ›Kamerad, hätten Sie die Güte, mir Ihre Krawatte zu borgen?‹


Diana de Fargas blieb zwei Jahre lang in der Armée de Bretagne und in Cadoudals unmittelbarer Umgebung unter dem Namen Porcia, und niemand erfuhr ihren wahren Namen.

Zwei Jahre lang nahm sie an allen Kämpfen teil, die stattfanden, teilte alle Gefahren und alle Strapazen des Anführers, dessen Sache sie sich verschrieben zu haben schien.

Zwei Jahre lang unterdrückte sie ihren Hass auf die Compagnons de Jéhu, rühmte ihre Taten und pries die Namen eines Morgan, d’Assas, d’Adler und Montbar.

Zwei Jahre lang belagerte sie der schöne Coster Saint-Victor, dem noch nie eine Frau widerstanden hatte, vergeblich mit seiner Liebe.

Und nach diesen zwei Jahren wurde ihr langes, beharrliches Warten belohnt.

Unvermittelt brach der 18. Brumaire über Frankreich herein.

Die erste Aufmerksamkeit des neuen Diktators richtete sich auf die Vendée und die Bretagne. Cadoudal begriff, dass es zu einem echten Krieg kommen würde und dass er für diesen Krieg Geld benötigen würde – Geld, das ihm die Compagnons de Jéhu verschaffen konnten.

Coster Saint-Victor war am Oberschenkel durch einen Schuss verwundet; ihn konnte man als Geldeinnehmer nicht schicken.

Cadoudals Blick fiel auf Diana, die er nach wie vor nur als Porcia kannte: Sie hatte ihm so viele Beweise ihrer Hingabe und ihres Mutes gegeben, dass er sich neben Coster Saint-Victor niemanden sonst denken konnte, den er mit diesem Auftrag betrauen wollte.

Als Frau konnte sie ungehindert in Frankreich reisen. Und in ihrer Kutsche konnte sie beträchtliche Geldbeträge transportieren.

Cadoudal besprach sich mit dem Verwundeten, der völlig seiner Meinung war.

Diana wurde an das Bett des Verwundeten gerufen, und Cadoudal eröffnete ihr seine Absichten – dass sie sich mittels eines doppelten Schreibens Cadoudals und Coster Saint-Victors mit den Compagnons de Jéhu in Verbindung setzen und Cadoudal das Geld bringen sollte, das er dringender denn je benötigte, da die Feindseligkeiten unerbittlich wie nie zuvor zu entbrennen schienen.

Dianas Herz tat bei diesen Worten einen Freudensprung, doch mit keiner Regung verriet sie, was sich in ihrem Herzen abspielte.

›Mag die Aufgabe noch so schwierig sein‹, sagte sie, ›wird es doch mein größter Wunsch sein, sie zu erfüllen; doch außer den Briefen des Generals und Monsieur Coster Saint-Victors werde ich alle topographischen Auskünfte benötigen, alle Parolen und bindenden Befehle, die mir helfen können, in das Herz der Bruderschaft vorzudringen.‹

Coster Saint-Victor gab sie ihr. Sie reiste ab, ein Lächeln auf den Lippen und Rachedurst im Herzen.


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