46 Das Urteil

Bei der Verhandlung am 2. Juni erregte ein unerwarteter Zeuge besonders lebhaftes Interesse: Kapitän Wright, der Kommandant der kleinen Brigg, der die Angeklagten am Fuß der Klippe von Biville abgesetzt hatte.

Vor Saint-Malo hatte er sich, von einer Windstille überrascht, dem Angriff durch fünf oder sechs französische Schaluppen ausgesetzt gefunden, und nach einem Gefecht, in dessen Verlauf eine Kugel seinen Arm verletzt hatte, war er gefangen genommen worden. Als er erschien, ging ein Raunen durch den Saal.

Die Zuschauer standen auf, stellten sich auf die Zehenspitzen und erblickten einen kleinen, schmächtigen Mann von schwächlichem Körperbau in der Uniform der englischen Königlichen Marine, den Arm in einer Schlinge. Er gab an, Korvettenkapitän zu sein, fünfunddreißig Jahre alt, und in London bei seinem Freund Kommodore Sidney Smith zu logieren. Da der Zeuge sich nur mit Mühe auf den Beinen hielt, ließ man ihm einen Stuhl bringen. Der Kapitän dankte und setzte sich; er war so bleich, als wäre er einer Ohnmacht nahe.

Coster Saint-Victor reichte ihm ein Riechfläschchen mit Eau de Cologne. Der Kapitän erhob sich, salutierte beherrscht und mit vollendeter Höflichkeit und wendete sich wieder den Richtern zu. Der Vorsitzende wollte mit dem Verhör fortfahren.

Der Kapitän aber schüttelte den Kopf. »Ich wurde im Verlauf eines Gefechts gefangen genommen«, sagte er, »und bin Kriegsgefangener; ich bestehe auf den Rechten, die mir daraus erwachsen.«

Daraufhin verlas man ihm das Protokoll seines Verhörs vom 21. Mai.

Der Zeuge hörte aufmerksam zu und sagte: »Verzeihen Sie, Herr Vorsitzender, aber ich kann darin nichts von der Drohung finden, die mir gemacht wurde, dass ich vor ein Militärtribunal gestellt und füsiliert werden würde, wenn ich keine Geheimnisse meines Landes verriete.«

»Georges, kennen Sie den Zeugen?«, fragte der Vorsitzende.

Georges sah ihn an, zuckte die Schultern und sagte: »Ich habe ihn nie zuvor gesehen.«

»Und Sie, Wright, wollen Sie endlich auf meine Fragen antworten?«

»Nein«, erwiderte der Kapitän, »ich bin Kriegsgefangener, und ich verlange, dass ich den Regeln und Usancen entsprechend behandelt werde.«

»Verlangen Sie, was Sie wollen«, erwiderte der Vorsitzende. »Die Verhandlung wird morgen fortgesetzt.«

Es war kaum Mittag. Alle verließen den Saal und schimpften auf die Unbeherrschtheit des Vorsitzenden Hémard.

Am nächsten Tag drängten sich die Massen schon um sieben Uhr morgens um das Gerichtsgebäude, denn es ging das Gerücht, Moreau wolle zu Beginn der Verhandlung sprechen.

Diese Erwartung wurde enttäuscht, doch stattdessen bot sich dem Publikum ein überaus rührendes Schauspiel.

Die Brüder Armand und Jules de Polignac saßen nebeneinander, ohne Gendarmen, der sie trennte; sie drückten einander immer wieder die Hand, als wollten sie dem Gerichtshof trotzen und danach dem Tod und sich nicht trennen lassen.

An diesem Tag wurden Jules verschiedene Fragen gestellt, und da diese Fragen ihn in Verlegenheit zu setzen schienen, erhob sich Armand und sagte: »Meine Herren, ich bitte Sie, dieses Kind anzusehen: Es ist kaum neunzehn Jahre alt; retten Sie sein Leben. Als es mit mir nach Frankreich kam, folgte es mir, mehr tat es nicht. Ich allein bin schuldig, denn ich allein wusste, was ich tat. Ich weiß, dass Sie Köpfe fallen lassen müssen: Nehmen Sie meinen, ich biete ihn an; aber verschonen Sie diesen jungen Mann, geben Sie ihm die Zeit zu erfahren, was er verliert, bevor Sie ihn des Lebens berauben.«

Da sprang Jules auf und umschlang den Hals seines Bruders: »Oh, meine Herren!«, rief er. »Hören Sie nicht auf ihn! Eben weil ich erst neunzehn Jahre alt bin, weil ich allein auf der Welt bin, weil ich weder Frau noch Kinder habe, müssen Sie mich verurteilen. Armand hingegen ist Familienvater. In jungen Jahren und noch bevor ich mein Vaterland kannte, aß ich das Brot des Exils; mein Leben außerhalb Frankreichs ist für Frankreich unnütz und mir selbst eine Last. Nehmen Sie meinen Kopf, ich schenke ihn Ihnen, aber verschonen Sie meinen Bruder.«

Von diesem Augenblick an richtete sich das Interesse, das bis dahin nur Georges und Moreau gegolten hatte, auf all die schönen jungen Männer auf der Anklagebank, die letzten Vertreter der Treue, der Hingabe gegenüber einem gestürzten Thron.

In der Tat sammelte sich in ihnen alles, was nicht nur die royalistische Partei, sondern ganz Paris an Aristokratie, an Jugend, an Eleganz aufbieten konnte. Mit unmissverständlichem Beifall bedachte das Publikum alles, was sie sagten, und ein Zwischenfall rührte alle Anwesenden zu Tränen; der Vorsitzende Hémard zeigte Monsieur Rivière als Beweisstück ein Porträt des Grafen von Artois und fragte ihn: »Angeklagter Rivière, erkennen Sie diese Miniatur?«

»Ich kann sie von hier aus nicht gut erkennen, Herr Vorsitzender«, erwiderte der Marquis, »hätten Sie die Güte, sie mir reichen zu lassen?«

Der Vorsitzende übergab das Porträt einem Gerichtsdiener, der es dem Angeklagten brachte.

Sobald dieser es in Händen hielt, führte er es an seine Lippen; mit tränenerstickter Stimme drückte er es an sein Herz und sagte: »Glauben Sie etwa, ich hätte es nicht wiedererkannt? Ich wollte es nur ein letztes Mal küssen, bevor ich sterbe; jetzt können Sie mein Urteil sprechen, und ich werde Sie segnen, wenn ich das Schafott besteige.«

Zwei Szenen völlig anderer Art machten ebenfalls tiefen Eindruck.

Als der Vorsitzende von Coster Saint-Victor wissen wollte, ob er seiner Verteidigung nichts hinzuzufügen habe, sagte dieser: »Gewiss doch, ich möchte hinzufügen, dass die Entlastungszeugen, die vorzuladen ich verlangt habe, nicht erschienen sind; außerdem füge ich hinzu, dass es mich unangenehm überrascht zu sehen, dass die Öffentlichkeit zum Narren gehalten wird und nicht nur wir, sondern auch unsere Verteidiger mit Spott und Hohn überschüttet werden. Heute Morgen las ich die Zeitungen des heutigen Tages, und es schmerzte mich zu sehen, dass meine Aussagen von vorne bis hinten verfälscht wiedergegeben waren.«

»Angeklagter«, sagte der Vorsitzende, »diese Dinge haben mit dem Gegenstand des Verfahrens nichts zu tun.«

»Ganz im Gegenteil«, erwiderte Coster, »die Beschwerde, die dem Gerichtshof zu unterbreiten ich die Ehre habe, hat sehr wohl mit dem Gegenstand zu tun, bei dem es sich um mich und meine unglücklichen Freunde handelt; die Wiedergabe unserer Aussagen hat aufs Abscheulichste die Plädoyers verschiedener unserer Verteidiger entstellt; ich aber würde mich schändlichsten Undanks schuldig machen, versäumte ich es, meinem Verteidiger, dem der Staatsanwalt immer wieder das Wort abschnitt, an dieser Stelle für den Eifer und das Können zu danken, die er auf meine Verteidigung verwendet hat. Ich protestiere gegen die Beleidigungen und Verleumdungen, die von bezahlten Schmutzfinken und Schmieranten im Dienst der Regierung diesen tapferen Staatsbürgern in den Mund gelegt wurden, und ich bitte Monsieur Gautier, meinen Anwalt, meinen tiefempfundenen Dank anzunehmen und mir seine edle und großzügige Unterstützung bis zum letzten Augenblick weiterhin zu gewähren.«

Dieser Ausfall Coster Saint-Victors wurde nicht nur mit gewaltigem Mitgefühl, sondern auch mit donnerndem Beifall aufgenommen.

Hinter Coster Saint-Victor saßen in der dritten Reihe sieben bretonische Bauern aus dem Morbihan, schwergliedrige Burschen mit kantigen Gesichtszügen; neben der Intelligenz, die befiehlt, verkörperten sie die brutale Kraft, die gehorcht. Mitten unter ihnen befand sich ein Bediensteter Cadoudals namens Picot, dessen furchterregende Rachetaten an unseren Soldaten ihm den Spitznamen »Henker der Blauen« eingetragen hatten; er war ein kleinwüchsiger, untersetzter Mann mit breiten Schultern und einem von den Pocken zerfurchten Gesicht; seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten, in gerader Linie oberhalb der Stirn. Was seinem Gesicht einen besonderen Ausdruck verlieh, war das Funkeln seiner kleinen grauen Augen unter den dichten Augenbrauen.

Kaum hatte Coster Saint-Victor zu Ende gesprochen, erhob sich Picot und sagte, unbekümmert um die Höflichkeitsregeln, die ein vornehmer Herr wie Coster Saint-Victor auch in dieser Situation einhielt: »Und ich will mich nicht beschweren, sondern, mehr noch, Anzeige erstatten.«

»Anzeige erstatten?«, wiederholte der Vorsitzende.

»Ja«, sagte Picot, »ich will anzeigen, dass man am Tag meiner Verhaftung auf der Polizeipräfektur zweihundert Louisdor vor mir auf den Tisch gezählt und sie mir samt meiner Freiheit angeboten hat, falls ich bereit wäre, die Wohnung meines Herrn General Georges zu offenbaren. Ich habe geantwortet, dass ich seinen Aufenthaltsort nicht wüßte, und das war die Wahrheit, denn der General war immer heute hier und morgen da. Daraufhin hat der Citoyen Bertrand sich von dem wachhabenden Offizier das Schloss eines Kommissgewehrs und einen Schraubenzieher bringen lassen, um mir die Daumen zu quetschen, und dann haben sie mich gefesselt und mir die Finger gebrochen.«

»Da hat man Ihnen nur eine Lektion erteilt«, sagte der Vorsitzende Hémard, »die Sie uns jetzt anstelle der Wahrheit erzählen wollen.«

»Es ist die Wahrheit, Gott ist mein Zeuge, die reine Wahrheit«, beteuerte Picot. »Die wachhabenden Soldaten können es bezeugen, ich wurde ins Feuer gehalten, und mir wurden die Finger zerquetscht.«

»Es wird Ihnen auffallen«, sagte Thuriot, »dass der Angeklagte zum ersten Mal von diesen Dingen spricht.«

»Ha!«, rief Picot. »Sie kennen diese Dinge sehr wohl, denn als ich im Temple davon sprach, sagten Sie: ›Seien Sie still, wir werden das schon regeln.‹«

»In Ihren Erklärungen findet sich kein Wort von dem, worüber Sie heute Klage führen.«

»Wenn ich seitdem nicht mehr darüber gesprochen habe, dann deshalb, weil ich Angst hatte, man würde mich wieder zerquetschen und mit Feuer malträtieren.«

»Angeklagter«, rief der Staatsanwalt, »lügen Sie, so viel Sie wollen, aber zeigen Sie Respekt vor dem Gericht!«

»Das Gericht ist ein Spaßvogel: Ich soll mich höflich benehmen, aber es will mir keine Gerechtigkeit widerfahren lassen.«

»Genug jetzt, schweigen Sie«, sagte Hémard, und dann, zu Georges gewandt: »Haben Sie den Ausführungen Ihres Verteidigers etwas hinzuzufügen?«

»Ich habe etwas hinzuzufügen«, erwiderte Georges. »Der Erste Konsul hat mir die Ehre einer Audienz erwiesen; wir haben uns über verschiedene Dinge verständigt, die von meiner Seite aus strikt eingehalten und von der Regierung sträflich missachtet wurden; man hat in der Vendée und im Morbihan Banden von Fußbrennern ins Leben gerufen, die unter meinem Namen so abscheuliche Gräueltaten begangen haben, dass ich aus London in die Bretagne zurückkehren, einem der Anführer dieser Banden das Lebenslicht ausblasen und mich als den wahren Georges Cadoudal zu erkennen geben musste; daraufhin habe ich meinen Leutnant Sol de Grisolles zu Napoleon Bonaparte geschickt, damit er ihm die Vendetta zwischen uns für eröffnet erklärte; als Korse wird er verstanden haben, was das hieß. Und da habe ich beschlossen, nach Frankreich zurückzukehren. Ich weiß nicht, ob das, was ich getan habe und was meine Freunde getan haben, unter den Begriff einer Verschwörung fällt, aber die Gesetze kennen Sie besser als ich, und ich überantworte mich Ihrem Gewissen, was Ihr Urteil über uns betrifft.«

Unter den Angeklagten befand sich auch Abbé David, den wir bereits erwähnten; er war ein Freund Pichegrus, und diese Freundschaft hatte ihn auf die Anklagebank gebracht. Er war gelassen, unnahbar und fürchtete den Tod nicht; er erhob sich und sagte mit fester Stimme: »Pélisson ließ den verfolgten Staatskämmerer Fouquet nicht im Stich, und die Nachwelt hat ihm für seine Selbstaufopferung Kränze geflochten; ich hoffe, dass die Treue, die ich Pichegru während seines Exils bewahrt habe, mir nicht weniger zum Nachteil gereichen wird als Pélisson seine Treue zu Fouquet. Der Erste Konsul muss Freunde haben, vielleicht sogar viele Freunde, denn ähnlich wie von Sylla kann man von ihm sagen, dass niemand seine Klienten besser versorgt hat. Ich nehme an, dass er, wäre sein Staatsstreich am 18. Brumaire fehlgeschlagen, möglicherweise zum Tode verurteilt und ganz gewiss für vogelfrei erklärt worden wäre.«

»Was Sie da reden, ist völlig unsinnig!«, rief der Vorsitzende.

»Vogelfrei, ganz gewiss«, wiederholte der Abbé.

»Schweigen Sie!«, rief Thuriot.

»Ich schweige nicht«, widersprach der Priester, »sondern ich frage Sie: Wagten Sie es, seine Freunde zu verurteilen, wenn Sie mit ihm in Verkehr geblieben wären und sich darum bemühten, dem Vogelfreien die Staatsbürgerschaft wieder zu verschaffen?«

Thuriot war außer sich.

»Meine Herren«, rief er voller Zorn und richtete den Blick auf die anderen Richter und die Gerichtsdiener, »was wir soeben vernommen haben, ist so unangebracht …«

Doch Abbé David fiel ihm ins Wort. »Meine Herren Richter«, sagte er ruhig, »mein Leben liegt in Ihren Händen; den Tod fürchte ich nicht, denn ich weiß, dass man sich in Zeiten der Revolution auf alles gefasst machen und mit allem rechnen muss, wenn man sich ein reines Gewissen bewahren will.«

Die Aussagen der Angeklagten, die wir anführten, wurden von den anderen Angeklagten wiederholt, und die Verhandlung schloss mit einer neuerlichen Zärtlichkeitsbekundung der Brüder Polignac.

»Meine Herren«, sagte Jules und beugte sich mit flehend gefalteten Händen den Richtern entgegen, »nach den Worten meines Bruders war ich zu aufgewühlt, um meine eigene Verteidigung klaren Kopfes vorzubringen; nun bin ich ruhiger, und ich wage zu hoffen, dass das, was Armand sagte, Sie nicht veranlassen wird, so zu handeln, wie er es wünscht. Ich wiederhole im Gegenteil: Muss einer von uns sich als Sühneopfer darbringen, muss einer von uns sterben, dann ist noch Zeit, Armand zu retten und ihn seiner Frau zurückzugeben; ich hingegen habe keine Frau, ich kann dem Tod ohne Bedauern ins Auge blicken, denn ich bin so jung, dass ich das Leben nicht gut genug kenne, um seinen Verlust zu bedauern.«

»Nein, nein!«, rief Armand, schloss seinen Bruder in die Arme und presste ihn ans Herz. »Nein, du darfst nicht sterben! Ich werde sterben, ich, darum bitte ich dich, mein lieber Jules; dieser Platz gebührt mir.«

Diese Szene bewegte das Gewissen der Richter.

»Die Verhandlung ist beendet«, rief der Vorsitzende.

Es schlug elf Uhr morgens, als das Gericht sich zur Beratung zurückzog. Die Zuschauermenge war jeden Tag gewachsen, statt abzunehmen: Jeder wusste, dass dieses Gerichtsverfahren zwei Prozesse in sich vereinigte, den Moreaus und den Bonapartes; und obwohl man voraussehen konnte, dass das Urteil spät gefällt werden würde, verließ niemand den Saal.

Was die Beratung übermäßig in die Länge zog, war Réals Mitteilung an die Richter, dass Moreau unbedingt verurteilt werden müsse, sei die Strafe noch so unbedeutend, denn wenn er freigesprochen würde, wäre die Regierung zum Staatsstreich entschlossen.

Es erforderte wahrhaftig eine lange Beratung, um einen Angeklagten abzuurteilen, der erwiesenermaßen unschuldig war.

Schließlich ertönte am 10. Juni um vier Uhr morgens eine Glocke, deren Ton den Anwesenden durch Mark und Bein ging; sie verkündete, dass die Richter zurückkommen und ihr Urteil verkünden würden. Erstes schwaches Tageslicht fiel durch die Fenster herein und mischte sich in das letzte Kerzenlicht; es gibt, wie man weiß, nichts Bedrückenderes als dieses morgendliche Licht, das Tag wie Nacht gleichermaßen angehört.

Mitten in diesem Erschrecken traten Bewaffnete ein, die sich überall im Saal verteilten. Die Glocke erklang zum zweiten Mal, lauter diesmal, die Tür wurde aufgerissen, und ein Gerichtsdiener rief: »Das hohe Gericht!«

Der Vorsitzende Hémard erschien, gefolgt von der feierlichen Prozession der übrigen Richter, und nahm Platz. In der Hand hielt er ein langes Blatt Papier: das Urteil des Tribunals. Sodann wurden die Angeklagten hereingeführt.

Und als die erste Abteilung der Angeklagten vorgeführt war und dem Richter gegenüberstand, verlas dieser, die Hand auf die Brust gelegt, mit düsterer Stimme das umständlich begründete Todesurteil, gefällt über die Angeklagten Georges Cadoudal, Bouvet de Lozier, Rugulion, Rochelle, Armand de Polignac, Charles d’Hozier de Rivière, Louis Ducorps, Picot, Lajolais, Roger, Coster Saint-Victor, Deville, Armand Gaillard, Léhan, Pierre Cadoudal, Joyaut, Lemercier, Burban und Mérille.

Man kann sich denken, in welch schier unerträglicher Spannung die Zuhörer der langsamen, feierlichen Verlesung lauschten, die nach jedem Namen eine lange Pause hatte. Jeder der Anwesenden, die mit offenen Ohren, angehaltenem Atem und stockendem Herzschlag lauschten, musste fürchten, unter diesen ersten Namen, den Namen der Todgeweihten, den eines Verwandten oder Freundes zu vernehmen.

Obwohl einundzwanzig Namen auf dieser Liste figurierten, machte sich im Publikum große Erleichterung breit, als sie beendet war. Daraufhin ergriff der Vorsitzende das Wort und verkündete das weitere Urteil:

»Da Jean-Victor Moreau, Jules de Polignac, Le Ridant, Roland und die Dirne Izaï zwar der Beteiligung an der Verschwörung schuldig sind, sich jedoch mildernde Umstände zu ihren Gunsten ergeben haben, setzt das Gericht die Strafe, die es ihnen bemisst, auf zwei Jahre Gefängnis hinunter.

Alle übrigen Angeklagten sind freigesprochen.«

Die Verurteilten hörten das Urteil mit unbewegter Miene an, weder prahlerisch noch verächtlich. Nur Georges, der sich neben Monsieur de Rivière befand, neigte sich zu diesem und sagte: »Jetzt, da wir mit dem König der Welt abgeschlossen haben, müssen wir danach trachten, uns mit dem König des Himmels zu verständigen.«[3]


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