45 Das Gericht

Georges Cadoudal, der nicht nur der Fröhlichste – sagen wir ruhig: der Verrückteste – unter allen Gefangenen gewesen war, der sich in allen Spielen hervorgetan und neue erfunden hatte, wenn die bekannten Spiele fade wurden, Cadoudal, der die phantastischsten Geschichten erzählt hatte, der am geistreichsten und beißendsten das neue Imperium verspottet hatte, das auf den Trümmern des Throns Ludwigs XVI. errichtet wurde, der mit so munteren Versen die dahinschwindende Republik besungen hatte, dieser Cadoudal spielte nicht mehr, lachte nicht mehr und sang nicht mehr, als er sah, dass die Stunde gekommen war, da er tatsächlich mit seinem Leben würde bezahlen müssen; er setzte sich in einen Winkel des Gartens, sammelte seine Adjutanten und seine Offiziere um sich und sagte in zärtlichem und zugleich entschiedenem Ton zu ihnen: »Meine tapferen Freunde, meine lieben Kinder, bis heute war ich euch ein Muster an Sorglosigkeit und Frohsinn; lasst mich euch raten, vor dem Gericht alle Ruhe, alle Kaltblütigkeit, alle Würde zu zeigen, die euch zu Gebote stehen; ihr werdet vor Männern auftreten, die sich das Recht anmaßen, über eure Freiheit zu entscheiden, über eure Ehre, über euer Leben; vor allem rate ich euch, niemals unüberlegt, verärgert oder arrogant auf die Fragen zu antworten, die eure Richter euch stellen werden; antwortet ohne Furcht, ohne Besorgnis und ohne Schüchternheit; betrachtet euch als die Richter über eure Richter; und wenn ihr euch aus eigener Kraft nicht stark genug wähnt, dann denkt daran, dass ich bei euch bin und dass mein Schicksal sich von dem euren nicht unterscheiden wird; wenn ihr leben werdet, werde ich leben, und wenn ihr sterben werdet, werde ich sterben.

Seid sanftmütig, nachsichtig und brüderlich untereinander; lasst es an Zuneigung und Rücksichtnahme nicht fehlen; macht euch untereinander keine Vorwürfe, den anderen in Gefahr gebracht zu haben; möge jeder von euch sich seinem eigenen Tod stellen und ihn würdig sterben!

Bevor ihr dieses Gefängnis verlasst, wurdet ihr dort auf verschiedene Weise behandelt; die einen waren freundlich zu euch, die anderen grob, die einen nannten euch Freunde, die anderen nannten euch Briganten. Dankt denen, die euch gut behandelt haben, genauso wie denen, die euch schlecht behandelt haben; verlasst diesen Ort mit dem Gefühl der Dankbarkeit für die einen und ohne Hass auf die anderen; denkt daran, dass unser gütiger König Ludwig XVI., der wie wir in diesem Kerker untergebracht war, als Verräter und Tyrann beschimpft wurde; selbst unser Herr Jesus Christus« (und bei diesem Namen lüpften alle mit der einen Hand den Hut und bekreuzigten sich mit der anderen) »wurde als Aufwiegler und Hochstapler verleumdet, verspottet, geschlagen, ausgepeitscht, denn wenn sie Böses tun, sagen die Menschen auch das Falsche und schimpfen, um sie zu erniedrigen, diejenigen, die es in Wahrheit zu preisen gälte.«

Und dann erhob er sich und sagte laut: »Amen!«, bekreuzigte sich, was die anderen ihm nachtaten, rief sie einen nach dem anderen auf, nannte sie beim Namen, wies sie an hinauszugehen, und folgte ihnen als Letzter.

An diesem Tag blieben von den siebenundfünfzig Gefangenen, die in die Verschwörung Moreaus, Cadoudals und Pichegrus verwickelt waren, nur die Komplizen zweiter Ordnung im Temple-Gefängnis, die Helfershelfer, die den Verschwörern unterwegs Obdach gewährt und als nächtliche Führer gedient hatten. Sobald die Hauptschuldigen nicht mehr da waren, durften die anderen sich nicht nur in den Höfen und Gärten bewegen, sondern sogar in den anderen Kammern und Kerkerzellen.

Einige Tage lang ging es in dem Gefängnis recht laut und unruhig zu. Am Palmsonntag schließlich wurde den Gefangenen gestattet, in dem großen Saal, aus dem alle Betten entfernt worden waren, einen Ball zu veranstalten, und die Gefangenen, ausnahmslos aus dem Bauernstand, sangen und tanzten.

Dieser Ball fand am selben Tag statt, an dem die Angeklagten dem Gericht vorgeführt wurden, was die Tanzenden nicht wussten. Einer von ihnen, ein Mann namens Leclerc, erfuhr von einem Schließer, dass das Gerichtsverfahren, das mit dem Todesurteil gegen zwölf der Angeklagten enden sollte, begonnen hatte; und er sprang mitten unter die Tanzenden und stampfte mit dem Fuß auf, um sie zum Schweigen zu bringen. Stille trat ein, alle hielten inne.

»Ihr Unseligen!«, rief Leclerc. »Was ist das für ein Betragen an diesem verfluchten Ort, obwohl ihr wisst, dass jene, die ihn mit euch bewohnten und ihn verlassen haben, im Begriff stehen, ihr Leben zu verlieren? Ihr solltet besser beten und das De Profundis singen, statt herumzuspringen und volkstümliche Weisen zu grölen! Monsieur dort hält ein geistliches Buch in der Hand; er kann uns etwas Erbauliches vortragen, das vom Tod handelt.«

Der Mann, auf den Leclerc deutete, war der Neffe Fauche-Borels, ein junger Mann namens Vitel; das Buch in seiner Hand war ein Band Bourdaloue, der kein De Profundis, aber eine Totenpredigt enthielt. Vitel bestieg einen Tisch und las die Predigt vor, und alle Anwesenden lauschten kniend seinem Vortrag.

Wie gesagt, war die Gerichtsverhandlung eröffnet worden.

Nie zuvor hatte Bonaparte sich vielleicht in einer schwierigeren Situation befunden, nicht einmal im Vendémiare, nicht einmal am 18. Brumaire; sein Ansehen als das eines herausragenden Feldherrn auf dem Schlachtfeld war ungeschmälert, doch sein moralisches Ansehen als Staatsmann war durch den Tod des Herzogs von Enghien mit einem untilgbaren Makel gezeichnet, verstärkt durch die mysteriösen Umstände des Selbstmords Pichegrus. Die wenigsten teilten Savarys Ansicht über den Tod des Generals. Je eifriger die Regierung die Beweise für den Freitod sammelte und veröffentlichte, desto hartnäckiger verfestigte sich in den Köpfen der Zweifel an einem Selbstmord, den fast alle Gerichtsärzte für ein Ding der Unmöglichkeit erklärten; und zu der eingestandenen Hinrichtung des Herzogs von Enghien und der abgestrittenen Ermordung Pichegrus kam nun die Anklage gegen den allseits beliebten Moreau hinzu.

Von dieser Anklage hatte sich niemand hinters Licht führen lassen, denn jedermann hatte dahinter den Neid und die Eifersucht Bonapartes auf einen Rivalen erkannt; Bonaparte war so tief davon überzeugt, dass Moreau selbst auf der Anklagebank nichts von seiner Macht und seinem Einfluss eingebüßt haben würde, dass auf seine Anweisung lange überlegt wurde, wie viele Wachen man für Moreau zu bestellen habe. Bonapartes Besorgnis war so groß, dass er seinen Groll auf Bourrienne hintanstellte. Er ließ ihn aus dem Exil zurückholen, beauftragte ihn, der Gerichtsverhandlung beizuwohnen und ihn jeden Abend davon zu unterrichten, was tagsüber vor Gericht verhandelt worden war.

Nun, da der Herzog von Enghien füsiliert und Pichegru erdrosselt war, wünschte Bonaparte vor allem eines: dass Moreau schuldig erklärt und verurteilt wurde, damit er, Bonaparte, ihn begnadigen konnte; er nahm deshalb sogar Verbindung zu einzelnen Richtern auf, denen er mitteilen ließ, er wünsche Moreaus Aburteilung nur, um ihn begnadigen zu können, doch mit diesen Einflüsterungsversuchen hatte es ein Ende, als der Richter Clavier auf die Beteuerungen der Begnadigung Moreaus nach einer Verurteilung erwiderte: »Und wer wird uns begnadigen?«

Man kann sich keine Vorstellung von den Menschenmassen machen, die am ersten Verhandlungstag zum Justizpalast strömten; die vornehmste Gesellschaft von Paris wollte dem Gerichtsverfahren beiwohnen; der Verzicht auf Geschworene in diesem Verfahren bewies, welche Bedeutung das Regierungsoberhaupt dem Urteil beimaß. Um zehn Uhr vormittags machte die Menge Platz, damit die zwölf Richter des Tribunals in ihren roten Talaren das Gericht betreten konnten. Der große Saal war für das Verfahren vorgesehen, und die Richter nahmen schweigend Platz.

Diese Richter waren Hémard, der Vorsitzende Richter, Martineau, zweiter Vorsitzender, Thuriot, von den Royalisten »Tueroi« genannt, Lecourbe, Bruder des Generals gleichen Namens, Clavier, der Urheber der mutigen Antwort, die wir weiter oben berichteten, Bourguignon, Dameu, Laguillaumie, Rigault, Selves und Grangeret-Desmaisons.

Der Staatsanwalt hieß Gérard, der Gerichtsschreiber Frémyn.

Acht Gerichtsdiener zählten zum Gerichtshof, und der Arzt des Temple-Gefängnisses, Souppé, sowie der Arzt der Conciergerie durften den Verhandlungen nicht fernbleiben.

Der Vorsitzende ordnete an, die Gefangenen vorzuführen. Einer nach dem anderen traten sie zwischen zwei Gendarmen ein: Bouvet de Lozier kam gesenkten Hauptes herein, denn er wagte den Blick nicht zu jenen zu heben, die sein fehlgeschlagener Selbstmord verraten hatte. Alle anderen waren ernst und selbstbeherrscht.

Moreau, der neben den anderen auf der Anklagebank saß, wirkte ruhig oder eher geistesabwesend; er trug einen langen dunkelblauen Gehrock von militärischem Zuschnitt, doch kein Abzeichen seines Rangs. Neben ihm saßen, durch Gendarmen voneinander getrennt, Lajolais, sein früherer Adjutant, und der junge und schöne Charles d’Hozier, der so erlesen gewandet war, dass man hätte meinen können, er hätte sich für einen Hofball angekleidet. Georges wiederum, den die Zuschauer einander als die interessanteste Persönlichkeit unter den Angeklagten zeigten, war leicht erkennbar an seinem riesigen Kopf, seinen mächtigen Schultern, seinem starren und hochmütigen Blick, der von einem Richter zum anderen wanderte, als wolle er sie herausfordern; neben ihm saßen Burban, der sich auf seinen kriegerischen Unternehmungen abwechselnd Malabry und Barco nannte, und Pierre Cadoudal, der ein Rind mit einem Faustschlag niederstrecken konnte und im ganzen Morbihan nur unter dem Namen Bras-de-Fer bekannt war. Die Brüder Polignac und der Marquis de Rivière saßen in der zweiten Reihe und zogen durch ihre Jugend und Eleganz die Blicke des Publikums auf sich. Doch sie schwanden zur Bedeutungslosigkeit neben dem schönen Coster Saint-Victor, obwohl neben diesem Roger, genannt Loiseau, saß, der so wenig auf seinen Antinoos-Hals gab.

Über Coster Saint-Victor wurde etwas gemunkelt, was ihn in den Augen der weiblichen Zuschauer besonders interessant machte: Es hieß, Bonaparte verfolge ihn auch aus Eifersucht, nicht militärischer Art wie bei Moreau, sondern in Liebesdingen; es hieß, Bonaparte und er seien sich im Schlafzimmer einer der schönsten und berühmtesten Schauspielerinnen jener Zeit in die Quere gekommen und Coster Saint-Victor habe so getan, als erkenne er den Ersten Konsul nicht, und sei Sieger geblieben, nicht auf dem Schlachtfeld, sondern auf dem Feld der Liebe.

Er hätte den Ersten Konsul damals ohne Weiteres töten können, doch er hatte Georges Cadoudal sein Wort gegeben, nur mit gleichen Waffen zu kämpfen, und hatte es gehalten.

In der dritten Reihe schließlich saßen die wackeren Chouans, die aus Hingabe mitgemacht hatten, die ihr Leben aufs Spiel setzten, wenn sie scheiterten, und die, wenn sie Erfolg hatten, nichts anderes blieben als einfache Bauern.

Unter den sechsundvierzig Angeklagten – so viele waren von den ursprünglich siebenundfünfzig übrig geblieben – befanden sich fünf Frauen: die Ehefrauen Denaud, Dubuisson, Gallois und Monier und das Freudenmädchen Izaï, dem Cadoudal die sechzigtausend Francs anvertraut hatte, die Fouché als Pension und Belohnung an die Witwe Buffet und die Ehefrau Caniolle verteilen wollte.

Das Verhör begann mit den Fragen des Gerichtsvorsitzenden an die fünf Zeugen, Polizisten und Privatpersonen, die geholfen hatten, Georges festzunehmen. Jeder von ihnen machte seine Aussage. Nach der Befragung wandte sich der Vorsitzende an Georges.

»Georges«, sagte er zu ihm, »haben Sie etwas zu sagen?«

»Nein«, erwiderte Georges, ohne den Blick von seiner Lektüre zu heben.

»Geben Sie zu, was Ihnen zur Last gelegt wird?«

»Ich gebe es zu«, erwiderte Georges so kaltblütig wie zuvor.

»Der Angeklagte Georges wird aufgefordert, nicht zu lesen, wenn das Wort an ihn gerichtet ist«, sagte Untersuchungsrichter Thuriot.

»Was ich lese, ist aber überaus interessant«, erwiderte Georges, »es ist der Bericht von der Sitzung am 17. Januar 1793, in der Sie über den Tod des Königs abgestimmt haben.«

Thuriot biss sich auf die Lippen. Gemurmel drang aus dem Publikum. Der Vorsitzende beeilte sich, das Raunen zu unterbinden, indem er mit dem Verhör fortfuhr.

»Sie geben zu«, sagte er zu Georges, »dass Sie sich an dem Ort befanden, den die Zeugen angegeben haben?«

»Ich weiß nicht, wie der Ort heißt.«

»Haben Sie zwei Pistolenschüsse abgegeben?«

»Das weiß ich nicht mehr.«

»Haben Sie einen Mann erschossen?«

»Ich muß sagen, dass ich es nicht weiß.«

»Sie hatten einen Dolch bei sich.«

»Das kann sein.«

»Und zwei Pistolen?«

»Das ist möglich.«

»Mit wem befanden Sie sich in dem Kabriolett?«

»Das habe ich vergessen.«

»Wo haben Sie in Paris gewohnt?«

»Bei niemandem.«

»Als Sie festgenommen wurden, wohnten Sie da nicht in der Rue de la Montagne Sainte-Geneviève bei einer Obsthändlerin?«

»Als ich festgenommen wurde, wohnte ich in meinem Kabriolett.«

»Wo haben Sie in der Nacht vor Ihrer Festnahme übernachtet?«

»In der Nacht vor meiner Festnahme war ich nicht zu Bett.«

»Was haben Sie in Paris getan?«

»Ich bin spazieren gegangen.«

»Wen haben Sie in Paris gesehen?«

»Eine Menge Spitzel, die mir folgten.«

»Sie sehen, dass der Angeklagte nicht antworten will«, sagte der Untersuchungsrichter, »befragen wir einen anderen.«

»Danke, Monsieur Thuriot... Gendarmen, geben Sie mir ein Glas Wasser; wenn ich diesen Namen in den Mund genommen habe, spüle ich ihn gerne aus.«

Man wird sich vorstellen können, welche gehässige Heiterkeit solche Wortwechsel im Publikum weckten; jeder der Anwesenden spürte, dass Georges sein Leben geopfert hatte, und man brachte ihm schon im Voraus die Hochachtung entgegen, die man den zum Tode Verurteilten zollt.

Voller Ungeduld wurde Moreaus Verhör erwartet; doch erst am vierten Tag, dem 31. Mai, einem Donnerstag, vernahm ihn Richter Thuriot.

Wie bei Cadoudal wurden zuerst die Belastungszeugen vernommen. Unter diesen erkannte jedoch kein einziger Moreau wieder. Und mit einem verächtlichen Lächeln sagte dieser: »Meine Herren, mich hat nicht nur keiner der Belastungszeugen erkannt, es hat mich auch keiner der anderen Angeklagten gesehen, bevor ich im Temple-Gefängnis eingekerkert wurde.«

Man verlas die Aussage eines gewissen Roland, eines Dieners Pichegrus, der in seinem Verhör ausgesagt hatte, es habe ihn geschmerzt, von Pichegru mit dem Auftrag zu Moreau geschickt zu werden, den er erfüllt habe, und noch mehr geschmerzt, als er ihn erfüllt hatte.

Moreau erhob sich und wandte sich an den Vorsitzenden. »Entweder«, sagte er, »gehört dieser Roland zur Polizei, oder er hat seine Aussage gemacht, weil er Angst hatte. Ich werde Ihnen sagen, wie die Dinge zwischen dem Untersuchungsrichter und diesem Mann vor sich gegangen sind.

Man hat ihn nicht verhört. O nein, denn das hätte nichts erbracht. Als er verhört wurde, hat man zu ihm gesagt: ›Sie befinden sich in einer aussichtslosen Lage, Sie werden als Mittäter oder Mitwisser einer Verschwörung angeklagt werden; wenn Sie keine Aussage machen, wird man Sie als Verschwörer behandeln, wenn Sie gestehen, retten Sie Ihren Hals.‹ Und um seinen Hals zu retten, hat dieser Mann das Lügenmärchen zusammengestrickt, das er Ihnen erzählt hat. Ich frage jeden Mann von ehrlicher Gesinnung und zuverlässigem Verstand: Zu welchem Zweck hätte ich konspirieren sollen?«

»Nun«, sagte Hémard, »weil Sie Diktator werden wollten.«

»Diktator, ich?«, rief Moreau. »Dann möchte ich meine Parteigänger sehen! Meine Parteigänger sind alle französischen Soldaten, da ich neun Zehntel von ihnen befehligt und mehr als fünfzigtausend von ihnen gerettet habe. Das sind meine Parteigänger. Alle meine Adjutanten, alle Offiziere, mit denen ich zu tun hatte, wurden verhaftet, und dennoch ließ sich gegen keinen von ihnen der Schatten eines Verdachts erhärten. Es war die Rede von meinem Vermögen: Ich habe zu Anfang nichts besessen und besitze heute nur ein Haus in Paris und meine Ländereien von Grosbois; meine Bezüge als kommandierender General betragen vierzigtausend Francs, aber ich hoffe, dass man diesen Betrag nicht mit meinen Verdiensten gleichsetzen wird.«

In diesem Augenblick ereignete sich ein seltsamer Zwischenfall, fast wie von dem General und seinem Adjutanten Lecourbe ausgeheckt, um die Macht des Siegers von Hohenlinden besonders eindrucksvoll in Szene zu setzen: Lecourbe betrat den Gerichtssaal mit einem Kind in den Armen. Es war Moreaus Sohn, den er ihm brachte, damit der Vater ihn in die Arme schließen konnte, doch die Soldaten, die den Gerichtssaal bewachten und nicht wussten, wessen Kind da gebracht wurde, verweigerten Lecourbe den Zutritt. Da hob dieser das Kind hoch und rief: »Soldaten, lasst den Sohn eures Generals passieren!«

Kaum waren diese Worte erklungen, präsentierten alle Militärs im Saal ihre Waffen und alle Zuschauer applaudierten. Hochrufe ertönten: »Es lebe Moreau!«

Die allgemeine Begeisterung war so groß, dass Moreau nur ein Wort hätte sagen müssen, und das Gericht wäre gestürzt und die Angeklagten wären im Triumph entführt worden.

Moreau aber schwieg und rührte sich nicht.

Cadoudal beugte sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: »General, noch so eine Gerichtsverhandlung, und es liegt nur an Ihnen, ob Sie noch am selben Abend im Tuilerienpalast schlafen werden.«


Загрузка...