39 Die römische Gesandtschaft

Bonaparte zeigte sich von der Unterhaltung mit Monsieur de Chateaubriand entzückt. Monsieur de Chateaubriand wiederum berichtet in seinen Erinnerungen, Bonapartes Fragen seien einander so rasch gefolgt, dass er keine Zeit fand, ihm zu antworten.

Das waren Gespräche, wie Bonaparte sie liebte: solche, die er allein bestritt. Es kümmerte ihn wenig, ob Monsieur de Chateaubriand diplomatische Erfahrung hatte oder nicht; mit einem Blick hatte er entschieden, wo und wie dieser Mann ihm nützlich sein würde, und er war der festen Überzeugung, dass ein Geist wie dieser alles wusste und nichts zu lernen brauchte.

Bonaparte war weiß Gott ein großer Entdecker von Menschen, allerdings mit der Eigenheit, dass er von ihren Fähigkeiten völlige Unterordnung unter seinen Willen verlangte, ununterbrochen der Geist sein wollte, der die Massen antrieb. Die Mücke, die ohne Bonapartes Genehmigung ihr Mückenliebchen umschwirrte, war eine rebellische Mücke.

Chateaubriand, den die Vorstellung marterte, jemand zu sein, jemand Bedeutendes, wäre nie auf den Gedanken gekommen, er könnte nur eine Sache sein. Er lehnte ab.

Abbé Émery erfuhr davon. Abbé Émery war Vorsteher des Priesterseminars von Saint-Sulpice, und Bonaparte schätzte ihn. Der Abbé flehte Chateaubriand an, der Sache der Religion einen Gefallen zu erweisen und die Stelle des Ersten Botschaftssekretärs anzunehmen, die Bonaparte ihm anbot.

Zuerst wollte Chateaubriand davon nichts hören, doch der Abbé blieb hartnäckig, und zuletzt lenkte der Dichter ein.

Chateaubriand traf seine Reisevorbereitungen und machte sich auf den Weg, denn als Botschaftssekretär musste er vor dem Botschafter in Rom eintreffen.

Für gewöhnlich beginnt der Reisende seine Reisen mit dem Besuch antiker Städte, den Ahnen unserer Zivilisation. Chateaubriand hatte mit den alten Urwäldern Amerikas begonnen, dem Schauplatz künftiger Zivilisationen.

Überaus pittoresk liest sich der Bericht dieser Reise nach Rom, verfasst in dem unnachahmlichen Stil Chateaubriands – einem gleichermaßen so erhabenen und eigenartigen Stil, dass eine Schule ihm nacheiferte, die uns Monsieur d’Arlincourt bescherte, dessen unsinnige Romane mit den Titeln Solitaire und Ipsiboé für kurze Zeit ganz Frankreich begeisterten, doch was Chateaubriands Einzigartigkeit ausmacht und worin seine Nacheiferer so kläglich scheitern, das ist die Mischung aus Schlichtheit und Größe, die bei ihm so natürlich und bei jenen so gestelzt anmutet.

Seine Fahrt durch die lombardische Ebene ist ein Beispiel dieses unvergleichlichen Stils; er malt uns das Bild unserer Soldaten in der Fremde und zeigt, warum man uns überall, wo wir hinkommen, liebt und verabscheut.

»Die französische Armee richtete sich in der Lombardie wie eine militärische Kolonie ein. Die Fremdlinge aus Gallien und ihre wachhabenden Kameraden mit ihren Polizeimützen wirkten wie eifrige und fröhliche Schnitter, die statt der Sichel einen Säbel umhängen hatten. Sie versetzten Steine, schleppten Kanonen, fuhren Karren, errichteten Unterstände und Laubhütten. Pferde tummelten sich, bäumten sich auf, tänzelten in der Menge wie Hunde, die ihren Herrn umspringen. Auf dem Markt dieser närrischen Armee verkauften die Italienerinnen Früchte aus ihren flachen Körben; unsere Soldaten schenkten ihnen ihre Pfeifen und ihre Feuerzeuge und sagten zu ihnen, was ihre Vorfahren, die alten Barbaren, zu ihren Geliebten gesagt hatten: ›Ich, Fotrad, Sohn des Eupert aus dem Geschlecht der Franken, schenke dir, Helgine, meinem geliebten Eheweib, zu Ehren deiner Schönheit meine Behausung im Viertel der Tannen. ‹

Wir sind eigenartige Gegner: Zuerst findet man uns ein wenig dreist, ein wenig zu munter, zu mutwillig; und kaum haben wir den Staub von unseren Füßen geschüttelt, weint man uns nach. Der französische Soldat ist lebhaft, geistreich, intelligent und legt bei allen Verrichtungen seiner Logiergeber Hand an; er holt Wasser am Brunnen, ganz wie Moses für die Töchter des Priesters in Midian, er verjagt die Hirten und tränkt die Schafe, er hackt Holz, macht Feuer, wacht über den Kochtopf, trägt das Kleinkind in den Armen oder schaukelt es in der Wiege. Seine gute Laune und seine Umtriebigkeit erfüllen alles mit Leben, und nach und nach hält man ihn für einen familieneigenen Rekruten. Wird die Trommel gerührt? Der Besatzungssoldat eilt zu seiner Muskete, lässt die Töchter des Hauses weinend auf der Türschwelle zurück und verlässt das Bauernhaus, an das er erst wieder denken wird, wenn er im Invalidenheim weilt.

Als ich Mailand durchreiste, war ein großes Volk erwacht und öffnete kurz die Augen. Italien schüttelte den Schlaf ab und entsann sich seines Genius wie eines göttlichen Traumes; als nützlicher Verbündeter unseres wiedererstehenden Landes versah dieses Ausonien die Schäbigkeit unserer Armut mit dem Glanz transalpiner Mentalität, der sich den Kunstwerken und erhabenen Erinnerungen eines so berühmten Ursprungslandes verdankte. Dann kam Österreich; es deckte seinen bleiernen Mantel über Italien und zwang die Italiener in den Sarg zurück. Rom ist in seine Ruinen zurückgekehrt, Venedig in sein Meer. Im Sterben verschönerte Venedig den Himmel mit einem letzten Lächeln, bevor es betörend in den Fluten versank wie ein Gestirn, das nie wieder aufgehen wird.«


Am Abend des 27. Juni traf Chateaubriand in Rom ein; am nächsten Tag war Sankt Peter, einer der vier höchsten Feiertage der Ewigen Stadt.

Am 28. durchstreifte er den ganzen Tag die Stadt; wie jeder Neuankömmling warf er einen ersten Blick auf das Kolosseum, das Pantheon, die Trajanssäule und die Engelsburg. Abends nahm Monsieur Artaud, sein Amtsvorgänger, ihn zu einer Gesellschaft in ein Gebäude in der Nähe des Petersplatzes mit; dort sahen sie zwischen den wirbelnden Walzern, die vor den offenen Fenstern einhertanzten, die Feuergirlande der Kuppel Michelangelos, während die Leuchtraketen des Feuerwerks an der Hadrianmole sich über Sant’ Onofrio und über Tassos Grab entfalteten.

Stille, Andacht und Dunkelheit herrschten in der Campagna.

Am nächsten Tag besuchte Chateaubriand den Gottesdienst im Petersdom, bei dem Papst Pius VII. die Messe feierte. Zwei Tage später wurde er Seiner Heiligkeit vorgestellt; der Papst hieß ihn sich neben ihn setzen, was eine seltene Ehre war, denn bei der päpstlichen Audienz pflegen die Besucher zu stehen. Allerdings lag ein geöffneter Band des Geistes des Christentums auf dem Tisch.

Mit Vergnügen entdecken wir in dem großen Geist Chateaubriands mitten unter all den herrlichen Wendungen, die unsere Phantasie ansprechen, die unscheinbaren und alltäglichen Details, deren sich jedermann entsinnt.

Kardinal Fesch hatte nahe dem Tiber den Palazzo Lancelotti gemietet, und man hatte dem jungen Botschaftssekretär das oberste Stockwerk des Palazzos zugewiesen. Als er es betrat, sprangen ihm so viele Flöhe an den Beinen hoch, dass seine weiße Hose schwarz aussah. Er ließ dieses diplomatische Kabinett reinigen, richtete sich darin ein und begann, Pässe auszustellen und sich ähnlich wichtigen Aufgaben zu widmen.

Im Unterschied zu mir, dem meine ordentliche Handschrift eine zuverlässige Stütze ist, war Chateaubriands Handschrift der Entfaltung seiner Fähigkeiten eher hinderlich. Kardinal Fesch verdrehte die Augen, als er seine Unterschrift zu sehen bekam, und da der Kardinal weder Atala noch den Geist des Christentums gelesen hatte, fragte er sich, was jemand, dessen Name die ganze Breite eines Blatts Papier einnahm, Vernünftiges schreiben können sollte.

Da es in der hohen Position eines Botschaftssekretärs, von der Übelgesinnte gemunkelt hatten, sie werde seine Intelligenz überfordern, so gut wie nichts zu tun gab, vertrieb er sich die Zeit damit, aus seinem Mansardenfenster über den Dächern zu einem Nachbarhaus zu schauen, in dem ihm Wäscherinnen zuwinkten und eine zukünftige Sängerin ihn mit ihren unablässigen Solfeggien verfolgte. Wenn ein Trauerzug zu seiner Unterhaltung unten vorbeiging, fühlte er sich glücklich, weil der Tod ihn an die unsterbliche Poesie von Himmel und Erde erinnerte. Und von seinem Fenster aus sah er in der Straßenschlucht den Leichenzug einer jungen Mutter, die mit enthülltem Gesicht zwischen zwei Reihen Büßermönchen getragen wurde, ihr ebenfalls verstorbenes blumenbekränztes Neugeborenes zu ihren Füßen.

In den ersten Tagen seines Aufenthalts beging Chateaubriand einen großen Fehler. Der ehemalige König von Sardinien, den Bonaparte abgesetzt hatte, weilte in Rom; Chateaubriand machte ihm seine Aufwartung, denn große Herzen haben eine natürliche Affinität zu allem Gestürzten. Dieser Besuch hatte die Wirkung eines diplomatischen Sturms, der über den Palazzo der Botschaft hereinbrach. Alle Diplomaten wandten sich beim Anblick des Sekretärs ab, zeigten ihm die kalte Schulter und murmelten untereinander: »Das ist sein Ende!«

»Da war kein diplomatischer Gimpel«, schreibt Chateaubriand, »der sich auf der Höhe seiner grenzenlosen Dummheit mir nicht überlegen wähnte. Man hoffte wohl, dass ich nun stürzen würde, obwohl ich nichts war und auch nichts weiter galt, gleichviel, Hauptsache, dass jemand zu Fall kommt, das macht immer Vergnügen. In meiner Einfalt ahnte ich nichts von meinem Vergehen. Die Könige, denen ich, wie man meinte, eine so große Wichtigkeit beimaß, hatten in meinen Augen nur die ihres Unglücks. Man berichtete von Rom nach Paris über meine erschreckenden Torheiten. Glücklicherweise hatte ich mit Bonaparte zu tun; und was mich zugrunde richten sollte, errettete mich.«

Chateaubriand langweilte sich schier zu Tode. Die Tätigkeit, der man seine Verdienste und seine Intelligenz nicht gewachsen gewähnt hatte, bestand darin, Federn zuzuschneiden und Briefe zu versenden. In den Auseinandersetzungen, die sich anbahnten, hätte man ihn sinnvoll beschäftigen können, doch man weihte ihn in keines der diplomatischen Mysterien ein. Er begnügte sich klaglos mit den Streitfällen der Kanzlei, doch es muss gesagt werden, dass man den größten Denker seiner Zeit für Arbeiten einsetzte, die der erstbeste Schreiber ebenso gut verrichtet hätte.

Eine der wichtigsten Aufgaben, mit denen man ihn betraute, bestand darin, der Fürstin Borghese eine Kiste mit Schuhen aus Paris zu überbringen. Die Fürstin probierte mit vollendeter Anmut fünf oder sechs Paar in seiner Anwesenheit als Zeichen des Danks; diese eleganten Schuhe sollten an ihren Füßen den alten Erdboden der Söhne der Wölfin nur kurze Zeit berühren.

Chateaubriand hatte bereits beschlossen, den diplomatischen Dienst an den Nagel zu hängen, eine Laufbahn, bei der sich zu der Geistlosigkeit der Beschäftigung persönliche politische Händel gesellten, als ein persönliches Unglück ihm zu der Langeweile des Geistes den Kummer des Herzens brachte. Bei seiner Rückkehr aus dem Exil hatte ihn eine Madame de Beaumont aufgenommen, die Tochter des Grafen von Montmorin, des seinerzeitigen französischen Gesandten in Madrid, Kommandant der Bretagne und Minister für Auswärtige Angelegenheiten unter Ludwig XVI., der den Grafen sehr schätzte und dem dieser samt eines Teils seiner Familie auf das Schafott folgte.

Die Porträts, die Chateaubriand zeichnet, sind so poetisch, dass man, wenn man über ihn spricht, immer wieder versucht ist, seine Worte dem Leser zu zitieren, in der Überzeugung, dass auch er bewundern wird, was man selbst bewundert hat. Sehen Sie nun das Porträt der Freundin, die Sie nicht kennen, nicht einmal dem Namen nach, und die vor Ihnen erscheinen wird, als höbe der Zauberstab der Wahrsagerin von Endor den Schleier von ihrem Gesicht.

»Madame de Beaumont, deren Antlitz eher hässlich als schön war, ähnelte sehr dem Porträt, das Madame Lebrun von ihr malte. Ihr Gesicht war abgezehrt und bleich. Die mandelförmig geschnittenen Augen wären vielleicht zu glänzend gewesen, hätte nicht eine außerordentliche Liebenswürdigkeit den Blick halb gesänftigt, indem sie ihn schmachtend machte, so wie ein Lichtstrahl sich sänftigt, wenn er durch kristallklares Wasser hindurchgeht. Ihr Charakter war von Strenge und Unnachgiebigkeit gekennzeichnet, was der Heftigkeit ihrer Gefühle und ihrem Leiden geschuldet war. Sie war eine edle Seele und ein großer Geist und für die Welt bestimmt, aus der sie sich willentlich und aus Not zurückgezogen hatte; doch wenn eine Freundesstimme die einsame Intelligenz aus ihrem Versteck rief, kam sie und sagte Worte, die vom Himmel hätten kommen können.«

Die Ärzte empfahlen Madame de Beaumont die Luft des Südens, und Chateaubriands Anwesenheit in Rom bewegte sie dazu, sich dorthin zu begeben. In den ersten Tagen nach ihrer Ankunft besserte ihr Zustand sich merklich. Monsieur de Chateaubriand fuhr im Wagen mit ihr aus und zeigte ihr die ganze prachtvolle Ewige Stadt; doch um zu sehen, zu lieben und zu bewundern, muss man leben. Die Kranke fand an nichts mehr Gefallen. Eines Tages besuchte er mit ihr das Kolosseum. Es war einer jener Oktobertage, wie man sie nur in Rom erlebt. Die Leidende setzte sich auf einen Stein vor einem der Altäre an der Innenmauer des Gebäudes; sie hob den Blick und ließ ihn langsam über das Gemäuer schweifen, das selbst seit so vielen Jahren tot war und so viele Menschen und Dinge hatten sterben sehen. Brombeerranken und herbstlich gelbe Akelei schmückten die von der Herbstsonne vergoldeten Ruinen; dann wandte die Sterbende ihren Blick vom Sonnenlicht ab, richtete ihn an den Sitzreihen entlang hinunter bis zur Arena, wo er auf dem Kreuz des Altars verharrte, und sagte: »Gehen wir, mir ist kalt!«

Monsieur de Chateaubriand brachte sie in ihre Wohnung; sie legte sich zu Bett und zur letzten Ruhe.

Der Dichter schildert den Tod Madame de Beaumonts mit den Worten: »Sie bat mich, das Fenster zu öffnen, weil sie sich beklemmt fühlte. Ein Sonnenstrahl fiel auf ihr Bett und schien sie zu erquicken. Sie erinnerte sich nun an die Pläne zu einem gemeinsamen Landaufenthalt, über die wir uns manchmal unterhalten hatten, und sie begann zu weinen.

Zwischen zwei und drei Uhr nachmittags bat Madame de Beaumont ihre alte spanische Kinderfrau, Madame Saint-Germain, die ihr mit größter Anhänglichkeit diente, sie möge sie umbetten; der Arzt widersetzte sich dem, aus Furcht, dass Madame de Beaumont während dieser Umbettung stürbe. Dann sagte sie zu mir, sie spüre das Herannahen der Agonie. Plötzlich warf sie die Bettdecke weg, hielt mir die Hand hin, presste die meine in einem Krampf, ihre Augen verdrehten sich. Mit der freien Hand machte sie irgendjemandem, den sie am Fuß ihres Bettes sah, ein Zeichen, dann sagte sie mit auf ihre Brust gelegter Hand: ›Da ist es!‹

Erschreckt fragte ich sie, ob sie mich erkenne: Inmitten ihrer Verwirrung leuchtete ein leises Lächeln auf, sie bejahte es mir durch ein leichtes Neigen des Kopfes; ihre Sprache war schon nicht mehr in dieser Welt. Die Zuckungen währten nur wenige Minuten. Wir hielten sie in unseren Armen, ich, der Arzt und die Krankenwärterin: Eine meiner Hände lag auf ihrem Herzen, das mit der Geschwindigkeit eines überdrehten Uhrwerks gegen ihre zarten Knochen hämmerte.

Plötzlich spürte ich, wie es stillstand. Wir betteten die zur Ruhe gekommene Frau auf ihr Kissen; ihr Kopf sank zur Seite. Einige ihrer aufgelösten Locken fielen ihr in die Stirn; ihre Augen waren geschlossen, die ewige Nacht hatte sich herabgesenkt. Der Arzt hielt einen Spiegel und eine brennende Kerze an den Mund der Fremden. Der Spiegel wurde vom Atem des Lebens nicht getrübt, und das Licht blieb unbeweglich. Alles war zu Ende.«

Ich werde Dich immer lieben, besagt die griechische Grabinschrift auf dem Grabmal Madame de Beaumonts, doch Du im Totenreich trinke, ich bitte Dich, nicht von den Wassern der Lethe, die Dich die Menschen, die Du geliebt hast, vergessen machen würden.


Einige Zeit darauf erhielt Monsieur de Chateaubriand die Nachricht, der Erste Konsul habe ihn zum Gesandten in der neu gegründeten Republik Wallis ernannt. Bonaparte hatte begriffen, dass der Verfasser des Geistes des Christentums zu jenen Menschen zählte, die nur in herausragender Position zu etwas nütze sind und die man nicht mit anderen zusammenspannen darf.

Chateaubriand kehrte nach Paris zurück; und dankbar, dass Bonaparte seine Verdienste gewürdigt hatte, widmete er ihm die zweite Auflage des Geistes des Christentums. Diese Widmung habe ich vor mir, und ich schreibe sie ab, denn die Ausgabe, die sie enthält, scheint mittlerweile recht selten geworden zu sein:


An den Ersten Konsul, General Bonaparte.

General,

Sie waren so gnädig, diese zweite Auflage des Geistes des Christentums mit Ihrem Wohlwollen zu bedenken. Es ist dies eine neuerliche Bezeigung der Gunst, die Sie der edlen Sache erweisen, die im Schutz Ihrer Macht triumphiert. In Ihrem Geschick ist das Walten der Vorsehung nicht zu leugnen, der Vorsehung, die Sie von Anfang an zur Erfüllung ihrer großen Ziele ausersehen hatte. Die Völker blicken auf Sie, und das durch Ihre Siege gemehrte Frankreich setzt all seine Hoffnung in Sie, seit Sie die Religion zur Grundlage des Staates und Ihres Gedeihens gemacht haben.

Reichen Sie auch weiterhin den dreißig Millionen Christen die Hand, die an den Altären, die Sie ihnen zurückgaben, für Sie beten.

Mit tiefster Hochachtung verbleibe ich, General,

Ihr ergebenster und gehorsamster Diener

CHATEAUBRIAND

So waren die Beziehungen beschaffen, die zwischen dem Ersten Konsul und dem Dichter bestanden, als Bonaparte die Abschiedsaudienz für Monsieur de Chateaubriand, den er zum Minister im Wallis ernannt hatte, um zwei Stunden verschob, weil er sich über den Herzog von Enghien beraten wollte.


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