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Chef Vasques. Oftmals stehe ich unerklärlicherweise im Bann von Chef Vasques. Was bedeutet mir dieser Mann, abgesehen davon, daß er mich gelegentlich daran hindert, zu den Tageszeiten meines Lebens Herr über meine Zeit zu sein? Er behandelt mich gut, er zeigt sich liebenswürdig, wenn er mit mir spricht, ausgenommen in den brüsken Augenblicken unbekannter Besorgnis, in denen er zu niemandem freundlich ist. Aber warum beschäftigt er mich? Ist er ein Symbol? Ist er ein Grund? Was ist er?

Chef Vasques. Ich erinnere mich seiner bereits in der Zukunft mit jener Sehnsucht, von der ich weiß, daß ich sie künftig empfinden werde. Ich werde friedlich in einer kleinen Wohnung, in der Umgebung von diesem oder jenem, eine Ruhe genießen, in der ich nicht zustande bringen werde, was ich auch heute nicht zustande bringe, und werde, um es weiterhin nicht zustande gebracht zu haben, nach anderen Ausreden suchen als jene, hinter denen ich mich heute verstecke. Oder aber ich bin in einem Armenhaus untergebracht, beglückt über meine endgültige Niederlage, dicht an dicht mit dem Auswurf all jener, die sich für Genies hielten und doch nur träumende Bettler waren, zusammen mit der namenlosen Schar derer, denen sowohl die Kraft zum Siegen fehlte als auch zum uneingeschränkten Verzicht, um kampflos zu siegen. Wo ich auch sein werde, ich werde Chef Vasques vermissen, das Büro in der Rua dos Douradores, und die Eintönigkeit des Alltags wird für mich wie die Erinnerung an all die Lieben sein, die mir nie zuteil wurden, oder an die Triumphe, die mir nicht vergönnt sein sollten.

Chef Vasques. Ich sehe ihn heute von dieser Zukunft aus, so wie ich ihn heute von hier aus sehe – mittelgroß, untersetzt, grob in Grenzen, mit Anwandlungen von Herzlichkeit, offen und verschmitzt, barsch und liebenswürdig – Chef, einmal abgesehen von seinem Geld, auch mit seinen behaarten, langsamen Händen, mit Adern wie kleine farbige Muskeln, einem fleischigen, aber nicht fetten Nacken, das Gesicht unter dem dunklen, allzeit frisch gestutzten Bart gerötet und zugleich angespannt. Ich sehe ihn, ich sehe seine Gesten, energisch und abgemessen, seine Augen, die innen äußere Dinge denken, ich bin so verstört wie bei den Gelegenheiten, bei denen ich ihm mißfalle und meine Seele sich über sein Lächeln freut; ein breites, menschliches Lächeln, wie der Beifall einer Menschenmenge.

Vielleicht weil ich in meiner Nähe keine überragendere Persönlichkeit kenne als Chef Vasques, beschäftigt diese im Grunde alltägliche, ja sogar gewöhnliche Gestalt häufig meine Gedanken und lenkt mich von mir selber ab. Ich glaube an Symbole. Ich glaube oder glaube fast, daß irgendwo in einem fernen Leben dieser Mann eine für mich bedeutsamere Rolle gespielt hat, als er sie heute spielt.


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