[Nie unternommene Reise?]
Schiffbruch? Nein, ich habe nie Schiffbruch erlitten. Habe jedoch den Eindruck, daß ich mit all meinen Reisen gestrandet bin und meine geheime Rettung das gelegentliche Eintauchen ins Unbewußte war.
Unklare Träume, verschwommene Lichter, verworrene Landschaften – nur sie, nichts sonst bleibt mir zurück von all den Reisen in meiner Seele.
Mir scheint, ich habe Stunden aller Farben gekannt, Lieben aller Reize, Sehnsüchte allen Ausmaßes. Ich habe mein Leben lang das Maß überschritten und habe mir doch nie genügt, nicht einmal in meinen Träumen.
Glauben Sie mir, ich bin wirklich gereist. Auch wenn scheinbar alles darauf hindeutet, daß ich zwar gereist bin, nicht aber gelebt habe. Von einer Himmelsrichtung zur anderen, von Nord nach Süd … von Ost nach West haben mich der Verdruß über meine Vergangenheit begleitet, der Widerwille gegen meine Gegenwart und die Unruhe über meine Zukunft. Aber ich setze alles daran, ganz in der Gegenwart zu bleiben, und töte in mir Vergangenheit und Zukunft.
Ich habe die Ufer von Flüssen überschritten, deren Namen ich nicht kannte. An den Kaffeehaustischen fremder Städte entdeckte ich, daß alles für mich etwas Vages, Traumhaftes hatte. Ich habe mich manches Mal gefragt, ob ich nicht vielleicht noch am Tisch unseres alten Hauses saß und traumverloren vor mich hin starrte! Ich kann Ihnen nicht versichern, daß dem nicht so ist, daß ich in diesem Augenblick nicht noch dort bin, daß all dies, einschließlich dieses Gesprächs mit Ihnen, nicht doch Täuschung und Phantasie ist. Wer, mein Herr, sind Sie eigentlich? Und ebenso absurd ist, daß Sie es nicht erklären können …