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Gelassen und mit nicht mehr als einem Lächeln in der Seele betrachte ich mein Leben, für immer auf diese Rua dos Douradores begrenzt, auf dieses Büro, dieses Milieu, diese Menschen. Ein Einkommen, das mir Essen und Trinken sichert, eine Behausung verschafft und einen geringen Spielraum in der Zeit, um zu träumen, zu schreiben und – zu schlafen, was könnte ich mehr von den Göttern erbitten oder vom Schicksal erwarten?

Ich hatte ehrgeizige Pläne und hochtrabende Träume – doch die hatten auch der Dienstmann oder die Näherin, denn Träume hegen alle Leute: was uns unterscheidet, ist die Kraft, sie zu verwirklichen, oder das Schicksal, das sie für uns verwirklicht.

In Träumen bin ich dem Dienstmann und der Näherin gleich. Von ihnen unterscheidet mich nur, daß ich schreiben kann. Ja, das ist ein Akt, eine mir eigene Wirklichkeit, die mich von ihnen unterscheidet. In der Seele bin ich ihresgleichen.

Ich weiß wohl, es gibt Inseln im Süden und große kosmopolitische Leidenschaften, und […]


Hätte ich die Welt in der Hand, tauschte ich sie, dessen bin ich sicher, gegen eine Fahrkarte zur Rua dos Douradores ein.


Vielleicht ist es mein Schicksal, ewig Buchhalter zu bleiben, und Dichtung und Literatur sind nur ein Schmetterling, der sich auf meinen Kopf niedersetzt und mich um so lächerlicher erscheinen läßt, je größer seine Schönheit ist.


Ich werde Sehnsucht nach Herrn Moreira verspüren, aber was sind Sehnsüchte angesichts großer Beförderungen?


Ich weiß genau, daß der Tag, an dem ich oberster Buchhalter des Hauses Vasques & Co. werde, einer der großen Tage meines Lebens sein wird. Ich weiß es mit einem bitteren, ironischen Vorgefühl, doch auch mit dem geistigen Vorzug der Gewißheit.


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