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Der Geruchssinn ist ein eigentümliches Sehvermögen. Er beschwört dank einer plötzlichen Zeichnertätigkeit des Unterbewußten Landschaften des Gefühls herauf. Das habe ich oftmals erlebt. Ich gehe durch eine Straße. Ich sehe nichts oder, besser gesagt, indem ich alles anschaue, sehe ich so, wie alle Leute sehen. Ich weiß nicht, daß ich durch eine Straße gehe, und ich weiß nicht, ob sie überhaupt existiert mit ihren Seiten aus unterschiedlichen und von Menschen erbauten Häusern. Ich gehe durch eine Straße. Aus einer Bäckerei duftet es nach Brot, süßlich und ekelerregend: Und meine Kindheit ersteht vor mir, in einem fernen Viertel, und mit ihr eine andere Bäckerei aus jenem Feenreich, dem Inbegriff all dessen, was für uns gestorben ist. Ich gehe durch eine Straße. Plötzlich der Geruch von Früchten, sie liegen auf dem schrägen Gestell eines kleinen, engen Ladens; und mein kurzes Landleben von irgendwann und irgendwo pflanzt Bäume und Ruhe in mein unstreitig kindliches Herz. Ich gehe durch eine Straße. Und schon überrascht und verwirrt mich der Geruch der Kisten des Kistenmachers, und du erscheinst mir, mein Cesário Verde[49] , und ich bin endlich glücklich, denn ich bin zurückgekehrt, durch die Erinnerung, zur einzigen Wahrheit: der Literatur.