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Intervall
Ich habe mein Leben verfehlt, noch bevor es begann, denn nicht einmal geträumt erschien es mir reizvoll. Traummüde nahm ich nur falsch noch wahr und äußerlich, als sei ich an das Ende einer unendlichen Straße gelangt. Ich trat über meine Ufer, verströmte mich, wohin weiß ich nicht, und stehe dort nun still, nutzlos. Ich bin etwas, das ich war. Bin nie, wo ich fühle, daß ich bin, und suche ich mich, weiß ich nicht, wer mich sucht. Der Überdruß an allem schwächt mich. Ich fühle mich aus meiner Seele vertrieben.
Ich beobachte mich, bin mein eigener Zuschauer. Meine Empfindungen ziehen wie äußere Dinge vor ich weiß nicht welchem meiner Blicke vorüber. Ich bin mir meiner in allem überdrüssig. Alle Dinge haben, bis tief in das Geheimnis ihrer Wurzeln, die Farbe meines Überdrusses.
Welk schon waren die Blumen, welche die Horen mir gaben. Ich sollte handeln und kann doch nur langsam ihre Blätter zerpflücken. Und so viel Altern liegt darin!
Jedes Tun, sei es noch so gering, fällt mir schwer wie eine Heldentat. Allein die Vorstellung einer Geste, und sei sie noch so klein, ermüdet mich, als wollte ich sie tatsächlich ausführen.
Ich strebe nach nichts. Das Leben schmerzt mich. Ich fühle mich nicht wohl, weder da, wo ich bin, noch dort, wo ich sein könnte.
Ideal wäre, nicht mehr tun zu müssen, als eine Fontäne vorgibt zu tun: in die Höhe schießen, um auf der Stelle niederzufallen, ein unnützes Funkeln in der Sonne, ein Geräusch in der Stille der Nacht, damit, wer träumt, in seinem Traum an Flüsse denkt und selbstvergessen lächelt.