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Seit dem trüben Beginn dieses warmen, trügerischen Tages umkreisten dunkle, schwach umrissene Wolken die bedrängte Stadt. Zur Flußmündung hin türmten sich diese Wolken eine um die andere bedrohlich auf und nahmen den tragischen Ausgang eines unbestimmten Aufbegehrens der Straße gegen die veränderte Sonne vorweg.
Als wir mittags zum Essen gingen, beschwerte bereits ein böses Erwarten die fahle Atmosphäre. Fetzen zerrissener Wolken trieben ihre schwärzliche Vorhut voran. Zum Castelo de São Jorge hin war der Himmel von einem wolkenlosen, wenn auch unguten Blau. Die Sonne schien, aber mochte niemanden so recht erfreuen.
Um halb zwei, wieder im Büro, wirkte der Himmel freier, doch nur über einem Teil der Altstadt. Zur Flußmündung hin war er in der Tat weniger bedeckt. Über dem Norden der Stadt jedoch ballten sich die Wolken langsam zu einer einzigen Wolke zusammen, die düster und unerbittlich vordrang, mit schwarzen Armen, grauweiß stumpf bekrallt. Gleich würde sie die Sonne berühren, es war als verstummten die Stimmen der Stadt in Erwartung des Kommenden. Zum Osten hin war oder schien der Himmel ein wenig klarer, doch war die Hitze unangenehmer. Man schwitzte im Halbdunkel des weitläufigen Büros. »Da braut sich ein Gewitter zusammen«, sagte Moreira und blätterte eine Seite des Hauptbuchs um.
Gegen drei Uhr hatte die Sonne ihren Dienst bereits vollständig eingestellt. Man mußte – und das war traurig, denn es war Sommer – das elektrische Licht einschalten, zunächst im hinteren Teil des großen Raumes, wo die Waren verpackt wurden, dann auch in der Mitte, wo es immer schwieriger wurde, die Lieferscheine fehlerlos auszustellen und die Kontrollnummern für den Zugversand einzutragen. Schließlich, kurz vor vier, sahen sogar wir, die Privilegierten an den Fenstern, nicht mehr genug, um ungehindert arbeiten zu können. Nun brannte überall Licht. Prinzipal Vasques schlug den Windschutz seines Zimmers hinter sich zu und sagte im Vorbeigehen: »Moreira, ich müßte eigentlich nach Benfica[34] , aber ich fahre nicht; gleich fängt es an zu schütten.« – »Und es kommt von dieser Seite«, erwiderte Moreira, der in der Nähe der Avenida[35] wohnte. Die Geräusche der Straße, plötzlich deutlich vernehmbar, veränderten sich leicht, und das Bimmeln der Elektrischen in der Parallelstraße klang – ich weiß nicht warum – ein wenig traurig.