197
Ich empfinde die Zeit als etwas überaus Schmerzliches. Was auch immer ich verlasse, ich verlasse es mit übertriebener Rührung: Das ärmliche Zimmer, in dem ich einige Monate zur Miete wohnte, den Tisch eines Hotels auf dem Land, in dem ich sechs Tage verbrachte, sogar den traurigen Wartesaal des Bahnhofs, in dem ich zwei Stunden mit Warten auf den Zug vertat – ja, so ist es, und die schönen Dinge des Lebens schmerzen mich metaphysisch, muß ich sie verlassen, und meine Nerven sagen mir mit all ihrer Sensibilität, daß ich diese Dinge nie wiedersehen, nie wieder haben werde, zumindest nicht in genau diesem Augenblick. In meiner Seele tut sich ein Abgrund auf, und ein kalter Hauch der Stunde Gottes streift mein bleiches Gesicht.
Zeit! Vergangenheit! Da ist etwas – eine Stimme, ein Gesang, ein gelegentlicher Duft gibt in meiner Seele den Vorhang frei auf meine Erinnerungen … Das, was ich war und nie wieder sein werde! Das, was ich hatte und nie wieder haben werde! Die Toten! Die Verstorbenen, die mich in meiner Kindheit liebten. Wenn ich mich ihrer erinnere, fröstelt meine Seele, und ich fühle mich aus allen Herzen verbannt, allein in der Nacht meiner selbst, weinend wie ein Bettler vor dem geschlossenen Schweigen aller Türen.