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Die untergehende Sonne verströmt ihr Licht über die losgelösten Wolken: Der Himmel ist übersät mit ihnen. Weiche Reflexe in allen Farben füllen die Vielfalt in den Lüften, treiben abwesend in den großen Kümmernissen der Himmelsweite. Auf den Firsten der hohen Dächer, halbfarben, halbschatten, nehmen die letzten langsam verlöschenden Strahlen Farben an, die weder die ihren noch die der Dinge sind, auf denen sie ruhen. Große Stille liegt über dem Geräuschpegel der Stadt, auch sie wird allmählich still. Jenseits von Farbe und Geräusch atmet alles auf in tiefem Schweigen.

Die lichten Farben der Häuser, die das Auge der Sonne nicht sieht, verfärben sich aschgrau. Kälte liegt in der Vielfalt dieser Farben. Eine leichte Unruhe schlummert in den Scheintälern der Straßen. Schlummert und ruht. Und nach und nach wird in den tieferen der hohen Wolken der Widerschein des Lichts zu Schatten; nur in der kleinen Wolke, die adlerweiß über allem schwebt, bewahrt die ferne Sonne ihr lachendes Gold.

Alles, wonach ich gesucht habe im Leben, habe ich aufgehört zu suchen. Ich bin wie einer, der gedankenverloren nach etwas sucht, das er bereits auf seiner Traumsuche vergessen hat. Die gesuchte Sache wird weniger wirklich als die wirklichen Bewegungen der Hände, die suchen, durchsuchen, etwas aufnehmen und wieder absetzen, sichtbar existieren, weiß und lang, mit jeweils genau fünf Fingern.

Alles, was ich gehabt habe, ist wie dieser hohe, unterschiedlich gleiche Himmel, Fetzen aus Nichts, gestreift von einem fernen Licht, Bruchstücke falschen Lebens, vom Tod mit seinem traurigen Lächeln der ganzen Wahrheit aus der Ferne vergoldet. Alles, was ich gehabt habe, war mein Nicht-suchen-Wissen, Feudalherr von Sümpfen im Dämmerlicht, verlassener Prinz einer Stadt leerer Gräber.

Alles, was ich bin, war oder denke, daß ich bin oder war, all dies verliert plötzlich – bei diesen Gedanken und beim plötzlich verlöschenden Licht in der hohen Wolke – das Geheimnis, die Wahrheit, das Glück, vielleicht dieses Ich-weiß-nicht-was, in dem das Leben liegt. Das ist alles, was mir bleibt, wie eine fehlende Sonne, und über den verschieden hohen Dächern läßt das Licht seine Hände langsam nach unten gleiten, bis in der Geschlossenheit der Dächer aller innere Schatten sichtbar wird.

Verschwommen flackernder Tropfen, kleines, fernes Leuchten des ersten Sterns.


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