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Ich habe bemerkt, daß ich immer an zwei Dinge zugleich denke und ihnen Aufmerksamkeit schenke. Ich glaube, alle Menschen sind ein wenig so. Es gibt Eindrücke, die so vage sind, daß wir erst später, weil wir uns an sie erinnern, wissen, daß wir sie gehabt haben; von diesen Eindrücken, glaube ich, entsteht ein Teil – vielleicht das Kernstück – aus der verdoppelten Aufmerksamkeit aller Menschen. Bei mir ist es so, daß die beiden Wirklichkeiten, auf die ich achte, gleiche Bedeutung besitzen. Darin besteht meine Originalität. Darin besteht vielleicht auch meine Tragödie und deren Komödie.
Ich schreibe aufmerksam, über das Hauptbuch gebeugt, und meine Eintragungen stellen die nutzlose Geschichte einer obskuren Firma zusammen; gleichzeitig verfolgt mein Denken unvermindert aufmerksam die Route eines nicht vorhandenen Schiffes durch die Landschaften eines Orients, den es nicht gibt. Ich sehe beides gleichermaßen deutlich vor mir: das Blatt, auf dessen vorgezeichnete Linien ich sorgsam die Verse des kommerziellen Epos von Vasques & Co. eintrage, und das Schiffsdeck, auf dem ich ebenso sorgsam neben dem geteerten Linienblatt der Fugen zwischen den Planken die lange Reihe der Liegestühle und die ausgestreckten Beine der ruhenden Reisenden betrachte.
(Sollte mich ein Kinderrad anfahren, so wird dieses Kinderrad ein Teil meiner Lebensgeschichte.)
Dazwischen liegt das vorspringende Deckhaus; deshalb kann man nur die Füße sehen.
Ich tauche die Feder ins Tintenfaß, und aus der Tür des Deckhauses – fast genau neben der Stelle, wo ich zu sein fühle – tritt die Gestalt des Unbekannten. Er kehrt mir den Rücken und nähert sich den anderen. Sein Gang ist langsam und seine Hüften ausdruckslos. Er ist Engländer. Ich beginne mit einer neuen Eintragung. Ich versuche herauszufinden, weshalb ich mich geirrt habe. Die Rechnung des Herrn Marques ist auf Soll und nicht auf Haben ausgestellt. (Ich sehe ihn vor mir: dick, liebenswürdig und zu Witzen aufgelegt, und in diesem Augenblick verschwindet das Schiff.)