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Ich hasse es zu lesen. Allein der Gedanke an unbekannte Seiten verdrießt mich. Ich kann nur lesen, was ich schon kenne. Mein Kopfkissenbuch ist die Rhetorik von Pater Figueiredo. In ihm lese ich allabendlich zum tausendundersten Mal, in einem makellosen, klösterlichen Portugiesisch, die Beschreibung der rhetorischen Figuren, deren Namen, obschon mehr als tausendmal gelesen, ich nicht zu behalten vermag. Doch wiegt mich die Sprache ein […], und ich schliefe unruhig, fehlten mir die mit c[66] geschriebenen Jesuitenwörter.
Alles in allem verdanke ich dem Buch Pater Figueiredos, ungeachtet seines übertriebenen Purismus, die relative Sorgfalt, die ich, soweit mir möglich, auf die Sprache verwende, mit der ich mich aufzeichne […]
Und ich lese:
(eine Textstelle von Pater Figueiredo)
»pompös, [leer?] und kalt«
und bin über das Leben hinweggetröstet.
Oder aber:
(eine Texstelle über rhetorische Figuren)
auch im Vorwort zu finden.
Ich übertreibe um nicht einen Deut: ich fühle, was ich sage.
So wie andere in der Bibel lesen können, lese ich in der Rhetorik. Mit dem Vorteil der inneren Ruhe und der mangelnden Gottergebenheit.