Kaskade



Ein Kind weiß, daß seine Puppe nicht wirklich ist, und behandelt sie dennoch wie ein wirkliches Wesen, ja, weint sogar und ist bekümmert, wenn sie zerbricht. Kinder verstehen sich auf die Kunst des Entwirklichens. Gepriesen sei dieses trügerische Alter, in dem das Leben verneint wird, weil es geschlechtslos ist, und die Wirklichkeit durch das Spiel verneint wird, in dem man Dinge als wirklich ansieht, die es nicht sind!

Könnte ich doch noch einmal Kind werden und für immer bleiben, gleichgültig gegen die Werte, die Menschen Dingen beimessen, und die Beziehungen, die sie zwischen ihnen herstellen! Als kleiner Junge stellte ich meine Bleisoldaten oftmals mit den Füßen nach oben auf … Und welches überzeugend logische Argument könnte mir beweisen, daß wirkliche Soldaten nicht mit dem Kopf nach unten gehen sollten?

Für ein Kind ist Gold nicht mehr wert als Glas. Und ist Gold denn tatsächlich mehr wert? Ein Kind empfindet dunkel die Absurdität der Leidenschaft, der Wut und der Angst, die es im Handeln Erwachsener verkörpert sieht. Und sind nicht in der Tat all unsere Ängste, all unser Haß und all unsere Liebe absurd und unnütz?

O göttliche, absurde kindliche Intuition! Wahre Sicht der Dinge, die wir mit Konventionen bemänteln, so nackt wir sie auch sehen, und mit unseren Vorstellungen vernebeln, so unumwunden wir sie auch betrachten!

Ist Gott am Ende nur ein riesengroßes Kind? Und das Universum ein Scherz, der Streich eines schelmischen Buben[78] ? So unwirklich, so […], so […]

Lachend habe ich euch diese Idee zugeworfen, und seht nur, wie ich jetzt, da ich sie weit weg von mir sehe, mit einem Mal feststelle, wie furchtbar sie ist. (Wer weiß, ob sie nicht die Wahrheit enthält?) Und sie fällt zu Boden, vor meine Füße, zerbirst in Geheimnissplitter, wird zu Schreckensstaub …

Ich erwache, um mich zu vergewissern, daß ich existiere …

Ein großer, unbestimmter Überdruß plätschert über die Korkkaskaden irrtümlich frisch an mein Ohr, dort, in der sinnlosen Tiefe des Gartens.


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