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Selbst wenn ich etwas erschaffen wollte, […]
Die einzig wahre Kunst ist die der Konstruktion. Aber die moderne Umwelt verhindert, daß in unserem Geist Konstruktivität entsteht.
Daher entwickelte sich die Wissenschaft. Nur in Maschinen findet man heutzutage Konstruktion; nur in mathematischen Beweisen finden sich Argumente mit logischen Verknüpfungen.
Die Schaffenskraft braucht eine Stütze, die Krücke der Wirklichkeit.
Die Kunst ist eine Wissenschaft …
Sie leidet rhythmisch.
Ich kann nicht lesen, denn mein ungezügelter Hang zur Kritik entdeckt nur Fehler, Mängel und mögliche Verbesserungen. Ich kann nicht träumen, denn meine Träume sind so lebensnah, daß ich sie der Wirklichkeit gleichstelle und ihre Unwirklichkeit unmittelbar spüre; daher verlieren sie ihren Wert. Ich kann mich nicht am harmlosen Betrachten von Dingen und Menschen erfreuen, mein Drang zu vertiefen ist übermächtig, und da mein Interesse nicht ohne ihn bestehen kann, wird es entweder durch ihn erlöschen oder sich erschöpfen […].
Ich kann nicht viel anfangen mit metaphysischen Spekulationen, denn ich weiß nur zu gut und aus eigener Erfahrung, daß alle Systeme vertretbar und intellektuell vorstellbar sind; und um mich in der intellektuellen Kunst des Konstruierens von Systemen ergehen zu können, müßte ich vergessen können, daß das Ziel metaphysischer Spekulation die Suche nach der Wahrheit ist.
Eine glückliche Vergangenheit, deren Erinnerung mich glücklich macht, mit einer Gegenwart, in der nichts mich erfreut, nichts mein Interesse weckt, weder Träume noch eine mögliche Zukunft, die anders ist als diese Gegenwart oder eine andere Vergangenheit kennt als diese Vergangenheit; ich verbringe mein Leben in Grabeshaltung, bewußtes Gespenst eines Paradieses, in dem ich niemals war, totgeborener Leib künftiger Hoffnungen.
Glücklich, wer leidet und eins bleibt mit sich, wen die Angst ändert, aber nicht uneins werden läßt mit sich, wer glaubt, wenn auch im Unglauben, und in der Sonne sitzen kann ohne Vorbehalt.