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Das Alltagsleben ist ein Heim. Der Alltag ist eine Mutter. Nach einem längeren Ausflug in die hohe Poesie, auf die Berge erhabenen Strebens, auf die Felsen des Transzendenten und des Okkulten, schmeckt es besser als gut, schmeckt es nach allem, was warm ist im Leben, wenn man zurückkehrt in die Herberge, wo die glücklichen Toren lachen, um mit ihnen zu trinken, ein Tor wie sie, und wie Gott uns geschaffen hat, zufrieden mit dem Weltall, das uns zuteil geworden ist, und alles übrige denen überlassend, die Berge besteigen, um oben auf der Höhe nichts zu tun.

Es beeindruckt mich nicht, wenn man von einem Menschen, den ich für einen Narren oder Ignoranten halte, sagt, er übertreffe einen Durchschnittsmenschen oftmals an Leistungsfähigkeit. Epileptiker entwickeln während eines Anfalls übermenschliche Stärke; Paranoiker ziehen Schlußfolgerungen, zu denen nur wenige normale Menschen imstande sind; einem religiösen Wahn Verfallene scharen solche Mengen von Gläubigen um sich, wie nur wenige Demagogen es (falls überhaupt) zustande bringen, und das mit einer inneren Überzeugungskraft, die den Demagogen für ihre Anhänger fehlt. All das beweist nur, daß der Wahnsinn Wahnsinn ist. Ich, der ich die Schönheit der Blumen kenne, ziehe eine Niederlage einem Sieg inmitten einer Wüstenei vor; denn letzterer leidet an der Verblendung der mit ihrer Nichtigkeit allein gelassenen Seele.

Wie häufig löst mein eigener belangloser Traum bei mir ein Gefühl des Entsetzens vor dem Innenleben aus, einen physischen Ekel vor Mystizismus und Kontemplation. Wie eilig laufe ich aus meinem Zimmer, wo ich dergestalt träume, ins Büro: Und kaum sehe ich Moreiras Gesicht, ist es, als hätte ich den rettenden Hafen erreicht. Wenn ich alles recht überdenke, ziehe ich Herrn Moreira der Welt der Gestirne vor, die Wirklichkeit der Wahrheit und das Leben im Grunde Gott selbst, seinem Schöpfer. Da er es mir denn so gegeben hat, werde ich es so leben. Ich träume, weil ich träume, aber ich tue mir weder die Schmach an, in meinen Träumen etwas anderes zu sehen als meine Privatbühne, noch betrachte ich den Wein, auf den ich gleichwohl nicht verzichte, als Nahrungsmittel oder Lebensnotwendigkeit.


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