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Ich entrüste mich nicht, denn Entrüstung ist für die Starken; ich resigniere nicht, denn Resignation ist für die Edlen; ich schweige nicht, denn Schweigen ist für die Großen. Und ich bin weder stark noch edel noch groß. Ich leide und ich träume. Ich klage, weil ich schwach bin. Und da ich Künstler bin, freue ich mich daran, meine Klagen klingen zu lassen und meine Träume so zu träumen, daß sie schön sind und meiner Vorstellung am ehesten entsprechen.
Ich bedaure nur, daß ich kein Kind bin, dann könnte ich an meine Träume glauben, und daß ich kein Narr bin, dann könnte ich mir jeden von der Seele halten, der mich bedrängt, […]
Traum war für mich immer Wirklichkeit, zu intensiv gelebt, und somit jener Dorn an der falschen Rose meines erträumten Lebens, der mir selbst die Freude am Traum vergällt, da ich Fehler an ihm finde.
Selbst mit bunt bemalten Fenstern läßt sich das laute Leben draußen, das fremde, nicht vor meinem Blick verbergen.
Glücklich die Macher pessimistischer Systeme! Sie können sich nicht nur auf Vollbrachtes berufen, sondern auch des Dargelegten erfreuen und sich in den Weltschmerz einbeziehen.
Ich klage nicht über die Welt. Ich protestiere nicht im Namen des Universums. Ich bin kein Pessimist. Ich leide und ich klage, weiß allerdings nicht, ob leiden die Regel noch ob leiden menschlich ist. Aber was kümmert’s mich?
Ich leide, ob verdientermaßen, weiß ich nicht. (Ein gejagtes Reh.)
Ich bin kein Pessimist, ich bin traurig.