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Tugend kennt keinen gerechten Lohn und Sünde keine gerechte Strafe. Lohn oder Strafe wären im übrigen gleichermaßen ungerecht. Tugend wie Sünde sind unvermeidliche Äußerungen unserer Organismen, die, zum einen oder anderen verdammt, die Strafe verbüßen, gut oder schlecht zu sein. Daher versetzen alle Religionen Lohn und Strafe für die, die nichts sind noch etwas können und daher nichts verdienen können, in andere Welten, von denen keine Wissenschaft uns Kenntnis und kein Glaube uns ein Bild vermitteln kann.

Sagen wir uns also los von allem aufrichtigen Glauben, verzichten wir auf alles Bemühen um Einflußnahme.

Das Leben, sagte Tarde[43] , ist die Suche nach dem Unmöglichen vermittels des Unnützen. Wir sollten stets das Unmögliche suchen, denn dies ist unser Geschick; wir sollten es mit Hilfe des Unnützen suchen, denn kein Weg führt daran vorbei; wir sollten uns zu dem Bewußtsein aufschwingen, daß wir nichts suchen, was wir finden könnten, und daß nichts auf unserem Weg eine Zärtlichkeit oder wehmütige Erinnerung verdient.

Wir werden aller Dinge müde, nur des Verstehens nicht, sagte der Scholiast. Laßt uns also verstehen, immerzu verstehen, und aus diesem Verstehen versuchen, findig Blumengewinde und Kränze zu flechten, die früher oder später doch verwelken, Spektralblumen unseres Verständnisses.


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