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Nachdem die letzten Regentropfen nur noch zögernd von den Dächern fielen und das Blau des Himmels sich zusehends auf der gepflasterten Straßenmitte spiegelte, klangen die Fahrzeuge mit einem Mal anders, höher und fröhlicher, und das Aufgehen der Fenster hin zum Nicht-Vergessen der Sonne war vernehmbar. An der nächsten Ecke der schmalen Straße ertönte der laute Lockruf des ersten Losverkäufers, und die Schläge, mit denen man die Nägel in die Kisten aus dem Laden gegenüber trieb, hallten durch den lichten Raum.

Es war ein unklarer Feiertag, gesetzlich, aber kaum beachtet. Ruhe und Arbeit lagen eng beieinander, und ich hatte nichts zu tun. Ich war früh aufgestanden und ließ mir Zeit, mich für das Dasein zu rüsten. Ich ging im Zimmer auf und ab und träumte hoch, zusammenhanglose, unverwirklichbare Dinge – Gesten, die ich unterlassen, unmögliche Vorhaben, die ich blindlings ausgeführt hatte, lange, intensive Gespräche, die stattgefunden hätten, hätten sie denn stattgefunden. Und in dieser Träumerei ohne Größe noch Ruhe, in diesem Verweilen ohne Hoffnung noch Zweck vergeudeten meine Schritte den freien Vormittag, und meine lauten leisen Worte hallten vielfach wider im Kloster meiner kargen Abgeschiedenheit.

Betrachtete ich meine menschliche Gestalt mit Abstand, war sie lächerlich wie alles Menschliche, dem man näherkommt. Ich trug – über der schlichten Kleidung des aufgegebenen Schlafes – einen alten Überzieher, der mir für diese morgendlichen Nachtwachen dient. Meine alten Pantoffeln waren löchrig, insbesondere der linke. Die Hände in den Taschen dieses postumen Aufzugs durchmaß ich die Avenida meines winzigen Zimmers mit langen, entschiedenen Schritten und erfüllte mir mit meiner nutzlosen Träumerei einen Traum, wie ihn alle hegen.

Durch die offene Frische meines einzigen Fensters hörte ich noch immer die von den Dächern fallenden regenschweren Tropfen. Der Regen war abgezogen, und ein Hauch Frische war geblieben. Der Himmel war von einnehmender Bläue, und die Wolken, die der besiegte oder erschöpfte Regen zurückgelassen hatte, gaben bei ihrem Rückzug Richtung Castelo de São Jorge die rechtmäßigen Wege des gesamten Himmels frei.

Dies war die Gelegenheit, fröhlich zu sein. Doch etwas bedrückte mich, eine unbekannte Sehnsucht, ein unbestimmtes, nicht einmal schwaches Verlangen. Vielleicht brauchte es seine Zeit, um sich lebendig zu fühlen. Und als ich mich hoch oben zum Fenster hinauslehnte und auf die Straße sah, ohne die Straße zu sehen, fühlte ich mich plötzlich wie einer dieser nassen Lappen, mit denen man Schmutz beseitigt und die man anschließend zum Trocknen ans Fenster legt, dann aber zusammengeknäuelt auf der Fensterbank vergißt, die sie ihrerseits zusehends beschmutzen.


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