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Wie Diogenes den Alexander bat ich das Leben nur, es möge mir aus der Sonne gehen. Ich hegte Wünsche, aber den Grund, sie zu hegen, sprach man mir ab. Was ich fand, wäre mehr wert gewesen, hätte ich es wirklich gefunden. Der Traum […]


Auf Spaziergängen formuliere ich so manch vollkommenen Satz, an den ich mich, kaum wieder zu Hause, nicht mehr erinnern kann. Ich weiß nicht, ob die unsagbare Poesie dieser Sätze gänzlich auf dem beruht, was sie waren, oder auf dem, was sie nie waren.


Ich zaudere immerzu, weiß oft nicht warum. Doch wie oft suche ich als mir entsprechende gerade Linie die am wenigsten kurze Verbindung zwischen zwei Punkten, indem ich diese Gerade im Geiste für ideal erkläre. Ich habe mich nie auf ein aktives Leben verstanden. Ich habe immer falsch gemacht, was keiner je falsch machte; was andere wie von selbst taten, kostete mich stets Mühe. Ich habe mir immer gewünscht, mir gelänge, was anderen fast wunschlos gelang. Zwischen mir und dem Leben stand stets eine trübe Scheibe: Ich habe das weder mit meinen Augen noch mit meinen Händen bemerkt; ich habe weder das Leben noch einen Lebensentwurf gelebt, ich war nur der Tagtraum dessen, was ich sein wollte, und mein Traum begann in meinem Willen, mein Ziel war stets die erste Vorstellung dessen, was ich niemals war.

Ich habe nie herausgefunden, ob meine Empfindsamkeit zu groß war für meinen Verstand oder mein Verstand zu groß für meine Empfindsamkeit. Ich kam immer zu spät, ob für die Empfindsamkeit oder den Verstand, weiß ich nicht, vielleicht für beide, oder aber etwas drittes kam zu spät.


Träumer von Idealen [?] – Sozialisten, Altruisten, Menschenfreunde jeglicher Art – bereiten mir körperlichen Ekel, im Magen. Sie sind Idealisten ohne Ideal. Denker ohne Gedanken. Sie wollen die Oberfläche des Lebens, da sie dem Müll verfallen sind, der auf dem Wasser treibt und für schön erachtet wird, denn auch leere Muscheln treiben auf dem Wasser.


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