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Während der ersten Tage des jäh anbrechenden Herbstes, wenn es wie vorzeitig dunkel wird und es scheint, als hätten wir länger als sonst für das, was wir bei Tage tun, gebraucht, genieße ich noch mitten in der Arbeit den Gedanken an das Nichtstun, den das Verschatten mit sich bringt, weil es dann dunkel ist und Dunkel Heim, Schlaf und Befreiung bedeutet. Wenn im weiträumigen Büro das Licht angeht und das Büro nicht mehr im Dunkel liegt und wir, obgleich es dunkel ist, noch immer unserem Tagwerk nachgehen, verspüre ich ein absurdes Wohlbefinden wie eine Erinnerung an jemand anderen, und ich schreibe so ruhig, als läse ich, bis ich spüre, daß ich zu Bett gehen kann.

Wir alle sind Sklaven äußerer Umstände: Ein sonniger Tag erschließt uns weite Felder mitten in einem engen Café; ein Schatten auf dem Feld bewirkt, daß wir uns ins Innere ducken und nur mühsam schützen im türlosen Haus unserer selbst; der anbrechende Abend entfaltet, wie ein sich langsam öffnender Fächer, selbst unter lauter Tagesdingen, in unserem Inneren das Bewußtsein, daß wir Ruhe brauchen.

Dennoch gerät die Arbeit nicht in Verzug: Sie belebt sich eher. Wir arbeiten nun nicht länger; wir erholen uns bei der Tätigkeit, zu der wir verurteilt sind. Und siehe da, auf dem großen linierten Bogen meines Zahlen reihenden Schicksals beherbergt das alte, gegen die Welt abgeschlossene Haus meiner alten Tanten urplötzlich den schläfrigen 10-Uhr-Tee; und die Petroleumlampe meiner verlorenen Kindheit, die nur auf dem leinengedeckten Tisch glänzt, verdunkelt mir mit ihrem Licht das Bild Herrn Moreiras, den eine schwarze Elektrizität unendlich weit von mir erhellt. Man serviert den Tee – das Dienstmädchen, noch älter als die Tanten, bringt ihn noch schlaftrunken herein, mit der zärtlich mißlaunigen Nachsicht langer Vasallenschaft, und ich trage, ohne mich zu irren, einen Posten oder eine Summe durch all meine tote Vergangenheit hindurch ein. Ich versinke wieder in Gedanken, verliere mich in mir, vergesse mich in fernen Nächten, unbefleckt von Pflicht und Welt, jungfräulich in Geheimnis und Zukunft.

Und so sanft ist diese Wahrnehmung, die mich Soll und Haben entfremdet, daß ich, fragt man mich etwas, so sanft antworte, als wäre ich wirklich hohl, nur mehr die Schreibmaschine, die ich bei mir trage, so tragbar wie mein geöffnetes Ich. Nichts kann mich aufschrecken aus meinen Träumen: Sie sind so sanft, daß ich sie weiterträume hinter all dem Reden, Schreiben, Antworten und Unterhalten. Und durch all dies hindurch geht die verlorene Teestunde zu Ende, und das Büro schließt … Von dem Hauptbuch, das ich langsam zuklappe, sehe ich mit von unvergossenen Tränen müden Augen auf und nehme es mit gemischten Gefühlen hin, daß bei Büroschluß auch mein Traum schließt; daß ich mit der Handbewegung, mit der ich das Buch schließe, die unwiederbringliche Vergangenheit beschließe; daß ich hellwach in das Bett des Lebens steige, allein und ruhelos, in die Ebbe und Flut meines Bewußtseins, in dem sich wie zwei Gezeiten in der schwarzen Nacht am Ende des Schicksals meine Sehnsucht und meine Untröstlichkeit mischen.


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