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Reisen? Existieren ist reisen genug. Ich fahre von Tag zu Tag wie von Bahnhof zu Bahnhof im Zug meines Körpers oder meines Schicksals und blicke auf Straßen und Plätze, auf Gesichter und Gesten, immer gleich und immer verschieden, wie auch Landschaften es sind.
Was ich mir vorstelle, sehe ich. Was anders tue ich, wenn ich reise? Nur eine äußerst schwache Vorstellungskraft rechtfertigt einen Ortswechsel, um empfinden zu können.
»Jede Straße, sogar die Straße von Entepfuhl, führt dich ans Ende der Welt.«[71] Doch das Ende der Welt ist, sobald man die Welt umrundet hat, das Entepfuhl, von dem aus man aufgebrochen ist. In der Tat entspricht das Ende der Welt, wie auch ihr Anfang, unserer Vorstellung von der Welt. In uns sind die Landschaften Landschaft. Daher erschaffe ich sie, wenn ich sie mir vorstelle; wenn ich sie erschaffe, sind sie; wenn sie sind, sehe ich sie, wie ich alle anderen sehe. Wozu also reisen? Wo anders wäre ich in Madrid, Berlin, Persien, China oder an beiden Polen als in mir selbst, in dem, was und wie ich empfinde?
Das Leben ist, was wir aus ihm machen. Die Reisen sind die Reisenden. Was wir sehen, ist nicht, was wir sehen, sondern was wir sind.