er tauchte in der Menge unter wie ein Sandkörnchen. Doch alle diese Qualen hatten ihn so entkräftet, daß er sich kaum noch fortschleppen konnte. In Tropfen rann ihm der Schweiß übers Gesicht; sein Hals war ganz naß! »He, du bist ja besoffen!« rief ihm jemand zu, als er den Kanal er-reichte.

Er war fast ohne Besinnung; je weiter er ging, desto schlimmer wurde es. Er entsann sich jedoch, wie er plötzlich, als er an das Ufer des Kanals gekommen war, darüber er-schrak, daß hier so wenig Leute waren. Er mußte hier noch mehr auffallen und wollte wieder in die Gasse zurücklaufen. Obwohl er zum Umfallen müde war, machte er dennoch einen Umweg und kam von einer ganz anderen Seite nach Hause.

Halb bewußtlos betrat er die Toreinfahrt; er stand schon im Treppenhaus, da fiel ihm das Beil wieder ein. Eine höchst wichtige Aufgabe stand ihm noch bevor: er mußte das Beil noch zurücklegen, so unbemerkt es nur ging. Er hatte nicht mehr die Kraft zu erwägen, daß es gewiß weit besser ge-wesen wäre, das Beil nicht an die frühere Stelle zurückzule-gen, sondern es vielleicht später einmal irgendwo in einem fremden Hof zu lassen.

Doch alles lief gut ab. Die Tür zu der Hausknechtswoh-nung war zwar geschlossen, aber nicht zugesperrt. Folglich befand sich allem Anschein nach der Hausknecht in seiner Wohnung. Aber Raskolnikow hatte die Fähigkeit, über ir-gend etwas nachzudenken, schon in so hohem Maße verloren, daß er geradewegs zu der Hausknechtswohnung ging und die Tür öffnete. Hätte ihn der Hausknecht gefragt, was er wolle, er hätte ihm vielleicht ohne Umschweife das Beil ge-reicht. Aber der Mann war wieder nicht zu Hause, und Ras-kolnikow konnte das Beil an seinen alten Platz unter der Bank zurücklegen und es sogar noch mit einem Holzscheit zudecken.

Niemandem, keiner einzigen Menschenseele, begegnete er dann auf dem Weg zu seinem Zimmer; die Tür der Haus-wirtin war verschlossen. Als er in seine Stube trat, warf er sich, wie er war, auf den Diwan. Er schlief nicht, aber er

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