das Geld, das von dem heimgebrachten Gehalt übriggeblieben war, ich entsinne mich nicht mehr wieviel, und jetzt sehen Sie mich an, seht alle her! Den fünften Tag bin ich schon fort von daheim, und dort suchen sie mich, und mit dem Dienst ist es aus, und meine Uniform habe ich in einer Schenke an der Ägyptischen Brücke für diese Lumpen hier hergegeben ... Und alles ist zu Ende!«

Marmeladow schlug sich mit der Faust gegen die Stirn, biß die Zähne zusammen, schloß die Augen und stützte den Ell-bogen fest auf den Tisch. Doch schon nach einer Minute ver-änderte sich sein Gesicht plötzlich, und mit einer Art gespielter Schlauheit und gemachter Frechheit sah er Raskolnikow an, lachte und stieß hervor: »Und heute war ich bei Sonja und habe sie um Geld gebeten, um mich nüchtern zu trinken! Hehehe!«

»Hat sie denn welches hergegeben?« rief einer der neuen Gäste herüber und lachte aus voller Kehle.

»Diese Flasche Schnaps ist von ihrem Geld gekauft«, sprach Marmeladow, ausschließlich an Raskolnikow gewandt. »Dreißig Kopeken hat sie mir gegeben, mit eigener Hand, die letzten, alles, was sie hatte; ich habe es selbst gesehen ... Sie sagte nichts; sie schaute mich nur schweigend an ... So betrauert und beweint man Menschen nicht auf Erden, son-dern dort, im Jenseits... Aber man macht ihnen keinen Vor-wurf, keinen Vorwurf! Und das schmerzt noch mehr, noch mehr, mein Herr, wenn man keinen Vorwurf hört! ... Drei-ßig Kopeken, ja, mein Herr; und dabei braucht sie das Geld doch jetzt selber, nicht wahr? Was meinen Sie, lieber Herr? Sie muß doch auf Sauberkeit halten. Und diese Sauberkeit, diese besondere Sauberkeit kostet Geld, verstehen Sie, ver-stehen Sie? Pomaden muß sie kaufen, anders geht es ja nicht, gestärkte Unterröcke, recht elegante Schuhe, damit sie ihren Fuß herzeigen kann, wenn sie über eine Pfütze steigen muß. Verstehen Sie, mein Herr, verstehen Sie, was diese Sauber-keit bedeutet? Ja, und ich, ihr leiblicher Vater, nehme diese dreißig Kopeken, um mich nüchtern zu trinken! Und ich trinke, mein Herr! Und habe das Geld schon vertrunken ... Nun, wer hat denn Mitleid mit einem solchen Menschen, wie

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