ich auch jetzt, daß Nikolka ,das Leid auf sich nehmen' wollte oder irgend etwas Ähnliches. Ich weiß das übrigens ganz sicher, sogar aus Tatsachen. Er weiß nur nicht, daß ich es weiß. Wollen Sie nicht zugeben, daß aus solchem Volk phantastische Menschen hervorgehen können? Ganz gewiß ist das der Fall. Der Wundermönch begann wieder auf ihn zu wirken; besonders nach der Geschichte mit der Schlinge hat sich Nikolka an ihn erinnert. Übrigens wird er mir das alles selbst erzählen; er wird kommen. Sie glauben, er könnte seine Rolle durchstehen? Warten Sie nur ab, er wird noch widerrufen! Ich rechne von Stunde zu Stunde damit, daß er kommt, um seine Aussage zurückzunehmen. Ich habe diesen Nikolka liebgewonnen und studiere ihn gründlich. Und was meinen Sie? Hehe! Auf manche Punkte hat er mir sehr ver-nünftig geantwortet; offenbar konnte er sich da die nötigen Informationen beschaffen und sich geschickt vorbereiten, aber in anderen Punkten ist es, als ob er in eine Pfütze tappte; da weiß er überhaupt nichts, hat keine Ahnung und denkt nicht einmal im Schlaf daran, daß er keine Ahnung hat! Nein, mein lieber Rodion Romanytsch, Nikolka hat mit dem Mord nichts zu schaffen! Das ist eine phantastische, düstere Sache, eine moderne Sache, ein Fall aus unserer Zeit, da sich das Herz des Menschen getrübt hat, da man die Phrase zitiert, Blut ,erfrische', da ein Leben in Komfort als erstrebens-wert gepredigt wird! Hier liegen Buch-Träume zugrunde, hier steckt ein Herz dahinter, das sich an Theorien berauscht hat, hier sieht man förmlich, wie sich der Täter zu einem ersten Schritt entschlossen hat, aber seine Entschlossenheit ist von besonderer Art – er hat sich entschlossen, aber dann war es, als wäre er von einem Berg gestürzt oder von einem Turm gefallen; er ist gewissermaßen gar nicht auf eigenen Füßen an das Verbrechen herangegangen. Er vergaß, die Tür hinter sich zu schließen, aber er mordete; er ermordete zwei Men-schen auf Grund einer Theorie. Er mordete, aber das Geld ver-stand er nicht zu nehmen, und was er zusammenraffen konnte, versteckte er unter einem Stein. Es war ihm zuwenig, daß er Qualen ausstand, als er hinter der Tür saß und man an der Klinke rüttelte und die Glocke zog – nein, er ging später,

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