»Auch Lisaweta haben sie umgebracht!« schnatterte Na-stasja plötzlich dazwischen, indem sie sich an Raskolnikow wandte.

Sie war die ganze Zeit über im Zimmer geblieben, hatte sich an der Tür klein gemacht und zugehört.

»Lisaweta?« murmelte Raskolnikow, und seine Stimme war kaum zu vernehmen.

»Hast du denn Lisaweta, die Händlerin, nicht gekannt? Sie kam manchmal zu uns in die Wohnung. Sie hat dir noch ein Hemd ausgebessert.«

Raskolnikow drehte sich zur Wand um, wo er sich auf der schmutzigen gelben Tapete mit den weißen Blumen eine plum-pe weiße, mit braunen Strichen gezeichnete Blume aussuchte und anzustarren begann. Er zählte, wieviel Blütenblätter sie hatte, betrachtete die Zacken an den Blättern und zählte die Striche. Er fühlte seine Hände und Füße taub werden, als würden sie gelähmt, aber er versuchte gar nicht, sich zu rüh-ren, sondern starrte nur hartnäckig die Blume an.

»Also was ist mit dem Anstreicher?« unterbrach Sosimow mit einem seltsamen, geradezu besonderen Ärger das Ge-schwätz Nastasjas. Sie verstummte seufzend.

»Den halten sie eben für den Mörder!« erwiderte Rasumi-chin hitzig.

»Was für Beweise liegen denn vor?«

»Zum Teufel mit Beweisen! Natürlich haben sie einen Hinweis, aber der ist kein Beweis, und das müssen wir klar-stellen! Es ist haargenauso wie zu Anfang, als sie diese bei-den festnahmen und verdächtigten, wie hießen sie doch gleich ... ja, Koch und Pestrjakow. Pfui! Die ganze Sache wird ja so dumm angefaßt, daß sogar einem Außenstehenden grauen kann! Pestrjakow kommt übrigens heute vielleicht ebenfalls zu mir ... Nebenbei bemerkt, Rodja, erinnerst du dich an den Fall? Er hat sich vor deiner Erkrankung abge-spielt, gerade einen Tag, ehe du bei der Polizei in Ohnmacht fielst. Man sprach dort gerade darüber ...«

Sosimow sah Raskolnikow neugierig an, aber der rührte sich nicht.

»Weißt du was, Rasumichin? Wenn ich dich so aus der

- 174 -


Загрузка...