Nähe betrachte ... du bist doch wirklich ein unruhiger Geist«, bemerkte Sosimow.

»Mag sein, aber trotzdem werden wir ihn herausreißen!« schrie Rasumichin und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Und weißt du, was das Empörendste daran ist? Nicht daß die Leute lügen. Lügen kann man immer verzeihen; lügen ist etwas Hübsches, weil es zur Wahrheit führt. Nein, ärgerlich ist, daß sie lügen und sich noch vor den eigenen Lügen ver-beugen. Ich achte Porfirij, aber ... höre bloß, was sie zu-allererst aus der Fassung brachte. Die Tür war verschlossen; als man dann aber mit dem Hausknecht kam, war sie offen – folglich mußten Koch und Pestrjakow die Mörder gewesen sein! So sieht die Logik dieser Leute aus!«

»Reg dich nicht auf; man hat sie doch nur festgenommen; man konnte ja gar nicht anders ... Übrigens habe ich diesen Koch kennengelernt; es hat sich herausgestellt, daß er der Alten verfallene Pfandstücke abkaufte! Was sagst du dazu?«

»Ja, er ist ein Gauner! Er kauft auch Wechsel auf. Er macht höchst anrüchige Geschäfte. Aber hol ihn der Teufel! Verstehst du, worüber ich so zornig bin? Ihre altersschwache, dumme, klapprige Routine erbost mich ... Dabei müßte man, allein schon um diesen einen Fall zu klären, einen ganz neuen Weg einschlagen. Nur auf Grund der psychologischen Tat-sachen ließe sich die richtige Spur finden. ,Wir haben Fak-ten!' sagen sie. Aber Tatsachen sind nicht alles; mindestens die halbe Arbeit liegt darin, wie man mit den Tatsachen um-zugehen versteht!«

»Und verstehst du mit den Tatsachen umzugehen?«

»Ja; und ich kann doch nicht schweigen, wenn ich fühle, wenn ich geradezu mit dem Tastsinn spüre, daß ich hier hel-fen kann ... Wenn ... ach! Kennst du den Fall genau?«

»Ich warte noch immer auf den Anstreicher.«

»Ach ja! Hör zu: Genau am dritten Tag nach dem Mord, am Morgen, als sie sich noch mit Koch und Pestrjakow ab-gaben – obgleich diese über jeden ihrer Schritte Rechenschaft ablegen konnten und die Sache völlig eindeutig war! –, kam plötzlich eine höchst unerwartete Tatsache ans Licht. Ein Bauer namens Duschkin, der eine Schenke gerade gegenüber

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