auf die Lippe. »Hören Sie, mein Herr«, begann er, indem er jedes Wort betonte; dabei hielt er sich mit allen Kräften zu-rück, keuchte aber dennoch; »ich habe schon vorhin, beim ersten Schritt in Ihr Zimmer, Ihre Feindseligkeit gespürt, bin aber doch absichtlich geblieben, um noch mehr zu er-fahren. Einem Kranken und noch dazu jemandem aus der Verwandtschaft könnte ich viel verzeihen, jetzt aber ... Ihnen ... niemals ...«

»Ich bin nicht krank!« schrie Raskolnikow.

»Um so schlimmer, mein Herr ...«

»Scheren Sie sich zum Teufel!«

Aber Luschin ging schon von selbst, ohne zu Ende zu sprechen, und zwängte sich zwischen Tisch und Stuhl durch; diesmal stand Rasumichin auf, um ihn vorbeizulassen. Ohne jemanden anzublicken und auch ohne Sosimow zuzunicken, der ihm schon längst durch Zeichen bedeutet hatte, er möge den Kranken in Ruhe lassen, verließ Luschin das Zimmer, wo-bei er aus Vorsicht seinen Hut in Höhe der Schultern hielt, während er gebückt durch die Tür schritt. Und sogar sein gebeugter Rücken schien bei dieser Gelegenheit auszudrücken, daß er eine tödliche Beleidigung mit sich nahm.

»Wie kann man nur ... Wie kann man nur! ...« sprach Rasumichin bekümmert und schüttelte den Kopf.

»Laßt mich, laßt mich alle!« schrie Raskolnikow wütend. »Werdet ihr mich nicht endlich in Ruhe lassen, ihr Folter-knechte? Ich fürchte euch nicht! Ich fürchte jetzt niemanden, niemanden! Fort mit euch! Ich will allein sein, allein, allein, allein!«

»Gehen wir!« sagte Sosimow und nickte Rasumichin zu.

»Aber ich bitte dich, man kann ihn doch so nicht allein lassen!«

»Gehen wir!« wiederholte Sosimow hartnäckig und ver-ließ den Raum. Nach kurzem Nachdenken eilte Rasumichin ihm nach.

»Es wäre vielleicht nicht gut für ihn, wenn wir ihm nicht gehorchten«, sagte Sosimow, schon auf der Treppe. »Man darf ihn nicht reizen ...«

»Was ist denn mit ihm?«

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