Und das Kästchen verlor er aus der Tasche, als er hinter der Tür stand, und er bemerkte nicht, daß er es verlor, weil er an etwas anderes dachte. Das Kästchen beweist schlüssig, daß er dort stand. Das wäre alles!«

»Schlau; sehr schlau! Nein, mein Lieber, das ist zu schlau ausgedacht!«

»Aber warum denn? warum nur?«

»Weil da alles viel zu gut ineinanderpaßt und ... kon-struiert ist ... Genau wie im Theater.«

»Ach du!« rief Rasumichin; doch in diesem Augenblick öff-nete sich die Tür, und ein neuer Besucher trat ein, den keiner der Anwesenden kannte.

5

Es war ein Herr gesetzten Alters, würdevoll und pedan-tisch aussehend, stattlich und mit einem argwöhnischen, miß-mutigen Gesicht, und er führte sich damit ein, daß er in der Tür stehenblieb und mit beleidigend unverhohlenem Staunen um sich blickte, als wollte er fragen: Wohin bin ich denn da geraten!? Mißtrauisch, wobei er sogar einen gewissen Schrecken zum Ausdruck brachte, ja, sogar aussah, als hätte man ihn beleidigt, musterte er die enge, niedere »Kajüte« Raskolni-kows. Mit dem gleichen Erstaunen wandte er dann den Blick auf Raskolnikow selbst und starrte ihn an, wie der Kranke da entkleidet, zerzaust und ungewaschen auf seinem elenden schmutzigen Diwan lag und ihn ebenfalls unbeweglich mu-sterte. Schließlich betrachtete er mit dem gleichen Zögern die Gestalt des zerlumpten, unrasierten, ungekämmten Rasumi-chin, der ihm seinerseits dreist fragend gerade in die Augen sah, ohne sich von der Stelle zu rühren. Das spannungsgela-dene Schweigen hielt etwa eine Minute an, und endlich vollzog sich, wie das ja auch zu erwarten war, ein kleiner Dekorations-wechsel. Der Herr, der eben hereingekommen war, hatte offenbar an einigen, übrigens recht auffälligen Anzeichen er-kannt, daß er hier, in dieser »Kajüte«, mit übertrieben stren-ger Haltung nichts ausrichten könne, und so wurde er etwas

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