»Nein, es ist nicht besser, nicht besser, ganz und gar nicht besser!« rief sie erschrocken, und ohne zu zögern.

»Und die Kinder? Wo wollen Sie die denn unterbringen, wenn nicht bei sich selbst?«

»Ach, ich weiß nicht!« rief Sonja beinahe verzweifelt und griff sich an den Kopf. Man sah, daß diese Frage sie schon oft und oft gequält hatte und daß er diesen Gedanken jetzt nur wieder aufgeschreckt hatte.

»Und wenn Sie selbst noch zu Katerina Iwanownas Leb-zeiten erkranken und ins Spital müssen, was dann?« beharrte er erbarmungslos.

»Ach, was reden Sie da, was reden Sie da! Das kann ja gar nicht sein!« Sonjas Gesicht verzerrte sich in furchtbarem Entsetzen.

»Wieso kann das nicht sein?« fuhr Raskolnikow mit bösem Lächeln fort. »Sie sind doch dagegen nicht gefeit? Was wird dann aus Ihrer Familie? Sie werden alle miteinander auf die Straße gehen; sie wird husten und betteln und irgendwo ihren Kopf gegen die Mauer schlagen wie heute, und die Kinder werden weinen ... Und sie wird zusammenbrechen; man bringt sie aufs Revier und ins Krankenhaus; dort stirbt sie, und die Kinder ...«

»Ach nein! ... Gott wird das nicht zulassen!« entrang es sich endlich der bedrängten Brust Sonjas. Flehend hatte sie ihn angeblickt, während sie ihm zuhörte, und hielt die Hände in einer stummen Bitte gefaltet, als hinge alles von ihm ab.

Raskolnikow erhob sich und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Etwa eine Minute verstrich. Sonja stand unbe-weglich, Kopf und Arme gesenkt, in namenlosem Elend.

»Und können Sie nichts sparen? Geld für schlechte Zeiten zurücklegen?« fragte er, während er plötzlich vor ihr stehen-blieb.

»Nein«, flüsterte Sonja.

»Natürlich nicht! Haben Sie es schon versucht?« fuhr er beinahe höhnisch fort.

»Ja.«

»Und es wurde nichts daraus?! Nun ja, versteht sich! Wo-zu fragen!«

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