»Sag mir doch bitte, woher du das weißt und warum dich das so interessiert«, fragte Raskolnikow sichtlich erregt.

»Nun, das ist doch klar! Warum es mich interessiert? Daß du so etwas überhaupt fragen kannst! ... Ich weiß es von Porfirij; aber auch andere reden davon. Übrigens habe ich das meiste doch von ihm erfahren.«

»Von Porfirij?«

»Ja, von Porfirij.«

»Und ... und was sagt er dazu?« fragte Raskolnikow er-schrocken.

»Er hat mir das Ganze vortrefflich erklärt, psychologisch erklärt, auf seine übliche Manier.«

»Er hat es dir erklärt? £r hat es dir selber erklärt?«

»Ja, er selbst, er selbst; aber leb wohl! Ein andermal er-zähle ich dir mehr davon; jetzt habe ich zu tun. Es gab ... es gab eine Zeit, da habe ich geglaubt ... ach, später! ... Wes-halb sollte ich mich jetzt betrinken? Du hast mich auch ohne Wein berauscht. Ich bin nämlich berauscht, Rodka! Ich bin ohne Wein berauscht; nun aber leb wohl; ich komme wieder, ich komme sehr bald wieder!«

Er ging.

Er ist ... er ist ein politischer Verschwörer, gewiß, ganz gewiß! dachte Rasumichin, während er langsam die Treppe hinabstieg. Und er hat auch seine Schwester mit hineinge-zogen; das ist bei Awdotja Romanownas Charakter durchaus möglich, durchaus. Sie haben Zusammenkünfte ... sie hat mir ja ebenfalls Andeutungen darüber gemacht. Aus manchem, was sie gesagt hat, aus Anspielungen und einzelnen Bemer-kungen geht das ganz klar hervor! Und wie könnte man sich diesen Wirrwarr auch anders erklären? Hm! Und ich dachte schon ... O Gott, was habe ich mir da nur eingebildet! Ja, das war Verblendung, und ich bin ihm gegenüber schul-dig! Er selber hat mich damals bei der Lampe im Korridor so durcheinandergebracht. Pfui! Was für ein häßlicher, brutaler, gemeiner Gedanke von mir! Nikolka ist ein Prachtbursche, weil er gestanden hat ... Und jetzt ist auch alles klar, was vor-her war, seine Krankheit, sein sonderbares Wesen ... Sogar früher schon, früher, als er noch an der Universität war – wie

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