»Die Semmel bringe ich dir gleich, aber möchtest du nicht statt der Wurst Kohlsuppe? Die Suppe ist gut, von gestern. Ich hatte sie dir schon gestern aufgehoben, aber du bist so spät heimgekommen. Eine gute Kohlsuppe!«

Als sie die Kohlsuppe gebracht hatte und er zu essen be-gann, setzte sich Nastasja neben ihn auf den Diwan und be-gann zu plaudern; sie war vom Lande und schwatzte sehr gern.

»Praskowja Pawlowna wird sich bei der Polizei über dich beschweren«, sagte sie.

Er runzelte unwillig die Stirn.

»Bei der Polizei? Was will sie denn?«

»Du zahlst nichts und ziehst auch nicht aus – natürlich muß sie sich beschweren.«

»Ach, zum Teufel, das hat mir gerade noch gefehlt«, mur-melte er zähneknirschend. »Nein, das kommt mir jetzt ... ungelegen ... Sie ist eine dumme Gans«, setzte er laut hinzu; »ich werde heute noch hingehen und mit ihr sprechen.«

»Eine dumme Gans mag sie sein, genauso wie ich. Aber du, du gescheiter Mann, liegst hier wie ein Sack, und man sieht nichts von dir. Früher hast du gesagt, du unterrichtest Kinder, aber warum tust du jetzt gar nichts mehr?«

»Ich tue schon etwas ...« stieß Raskolnikow unwillig und finster hervor.

»Was tust du denn?«

»Arbeiten ...«

»Und was arbeitest du?«

»Ich denke«, antwortete er ernst, nachdem er eine Weile geschwiegen hatte.

Nastasja platzte geradezu heraus vor Lachen. Sie gehörte zu den lachlustigen Menschen, und wenn man sie erheiterte, lachte sie lautlos und am ganzen Körper zitternd, bis ihr beinahe schlecht wurde.

»Hast du schon viel Geld zusammengedacht?« konnte sie endlich hervorbringen.

»Ohne Schuhe kann man keine Kinder unterrichten. Und außerdem pfeife ich drauf.«

»Spuck nicht in den Brunnen, aus dem du trinkst.«

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