»Genug, liebe Mama, genug!« flehte Awdotja Romanowna. »Pjotr Petrowitsch, gehen Sie bitte!«

»Ich gehe, aber ein letztes Wort habe ich noch zu sagen!« stieß er hervor; er war nicht mehr Herr seiner selbst. »Ihre Frau Mama scheint völlig vergessen zu haben, daß ich mich entschlossen hatte, Sie zu meiner Frau zu machen, trotz all dem Klatsch, der in der Stadt und in der ganzen Umgegend über Ihren Ruf verbreitet war. Ihretwegen mißachtete ich die öffentliche Meinung, und so konnte ich wohl, weil ich Ihren Ruf wiederherstellte, voll und ganz auf Ihre Erkennt-lichkeit rechnen und sogar Dankbarkeit von Ihnen fordern ... Aber erst jetzt sind mir die Augen aufgegangen! Ich sehe selbst, daß ich vielleicht wirklich übereilt handelte, als ich die Stimme der Allgemeinheit unberücksichtigt ließ ...«

»Ja, ist denn der Mann noch bei Trost!« schrie Rasumichin, sprang auf und wollte sich auf Luschin stürzen.

»Sie sind ein gemeiner, niederträchtiger Mensch!« sagte Dunja.

»Kein Wort! Keine Bewegung!« rief Raskolnikow und hielt Rasumichin zurück, dann trat er ganz nahe an Luschin heran. »Belieben Sie jetzt zu gehen!« sagte er leise und dro-hend. »Und kein Wort weiter, sonst ...«

Pjotr Petrowitsch blickte ihn einige Sekunden mit blassem, von Zorn verzerrtem Gesicht an, dann wandte er sich um und verließ das Zimmer, und nur selten trug jemals irgendwer in seinem Herzen einen so wilden Haß gegen einen anderen mit sich davon, wie ihn jetzt Luschin gegen Raskolnikow emp-fand. Ihm und nur ihm gab er die Schuld an allem. Bemer-kenswert ist, daß er sich, als er schon die Treppe hinabstieg, noch immer einbildete, die Sache sei vielleicht noch nicht ent-gültig verloren und, was die Damen betreffe, sogar »ganz und gar« wieder einzurenken.

3

Ausschlaggebend war, daß er bis zur allerletzten Sekunde keineswegs eine solche Lösung erwartet hatte. Bis zuletzt hatte

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